Test: Crusader Kings 3 (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Release:
01.09.2020
01.09.2020
01.09.2020
29.03.2022
29.03.2022
Erhältlich: Digital (Xbox Store, Epic Games Store, GOG, Steam), Einzelhandel
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Unheimliche Tiefe

Wer zu ungeduldig oder gierig ist, der wird sein böses Erwachen erleben. Im Gegensatz zur reinen 4X-Strategie oder so manchem Rollenspiel gibt es nicht ständig sichtbare Fortschritte, sondern nur kleine Schritte. Zwar häuft man Gold, Prestige, Frömmigkeit & Co wie Rohstoffe an, außerdem gibt es permanente Erfolge wie die eigene Bekanntheit. Aber hier dauert der Bau einer Burg drei, die Erforschung neuer Technologien über zehn und die Bekehrung einer Grafschaft an die 30 Jahre - ohne Geduld geht gar nichts!

Die braucht man auch, wenn man die Perspektive der Vererbung strategisch nutzen will: Man kann potenzielle Ehepartner ja gezielt nach Fruchtbarkeit sowie Eigenschaften sortieren, die sie vielleicht an Kinder weitergeben. So kann man zumindest versuchen, eine Art vorteilhafte Auslese für seine Dynastie zu arrangieren. Die Möglichkeiten für eigene Strategien sind theoretisch enorm. Auch wenn die praktischen Interaktionen letztlich recht überschaubar sind, kann man sich manchmal angesichts all der Wappen, Figuren und Länder verloren fühlen. Damit man nicht den Handlungsfaden verliert, helfen einem die stets aktualisierten "Anliegen" - das sind wichtige Entscheidungen für Heirat, Krieg & Co, die man quasi abarbeiten kann.

Alles wieder von vorne

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Die ganze mittelalterliche Welt ist vernetzt.
Aber so faszinierend diese Langlebigkeit ist, fordert sie auch ihren Preis in bösen Zufällen und vor allem vielen Wiederholungen. Denn selbst wenn man sein Königreich entwickelt, kann man keine Abteilungen aufbauen, um mehr gleichzeitig zu regeln - man etabliert zwar durchaus neue Aktionen, aber keine weitere Ebene: Im Königsrat bleibt es bei den wenigen exklusiven indirekten oder direkten Manövern, die die Ehefrau, der Bischof, der Kanzler, der Marschall, der Verwalter und der Spitzel anbieten. Und die sind dann ebenfalls für einige Monate oder gar Jahre beschäftigt und damit erstmal nicht nutzbar.

So muss man sich auf das Wichtige konzentrieren, was gut ist, aber fühlt sich an anderer Stelle hilflos und eingeschränkt: Warum kann mein Spitzel kein Netzwerk etablieren? Warum kann ich nicht neben dem Bischof weitere Missionare einsetzen? Hinzu kommt ja, dass die Dynastiewechsel manchmal unglaubhaft in ihren Auswirkungen wirken: Der König stirbt, sein einziger Sohn übernimmt den Thron. Warum sinkt die Meinung aller Veteranen im Rat plötzlich so drastisch?

Kein Sympathien im Rat

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Irland als Königreich zu einen - das müsste doch leicht sein...
Erstens ist der Nachfolger voll legitimiert, zweitens verstand er sich zu 100% mit dem König, drittens hat er einen Platz im Rat freigemacht und viertens gab es Zustimmung im Volk. Jetzt muss er aber trotzdem Geschenke schicken und über positive Intrigen wieder alle im Rat auf Kurs bringen? 19 Monate brauche ich, um meinen Bischof wohlwollender zu stimmen! Manchmal wirkt dieses Crusaders 3 so mechanisch wie ein riesiges Rad, das einen immer wieder an dieselben Stellen zwingt. Und in diesen Momenten sinkt die Motivation, sich wieder in dieselben Routinen zu stürzen, auch wenn es fünf Spielgeschwindigkeiten gibt. So entsteht trotz toller langfristiger Wechselwirkungen manchmal das Gefühl, dass man nicht nachhaltig strategisch arbeiten kann, weil die eigenen Leute zu schnell vergessen.

Wer eine Dynastie gründen will, braucht viel Geduld - und Übersichten.
Wer eine Dynastie gründen will, braucht viel Geduld - und Übersichten.
Schließlich vermisst man auch ein besseres Wirtschaftssystem, in dem man mit anderen Reichen auch mal handeln kann: Man ist quasi auf Steuern, Lösegeld, Kriegsgewinne & Co beschränkt. Auch die außenpolitische Kommunikation lässt auf lange Sicht einige konkrete Wünsche offen: Man kann zwar Heiraten arrangieren, Mündel und Geschenke schicken, aber es gibt keine Möglichkeit, etwas zu fordern oder anzubieten. Selbst wenn man sich im Lebenswandel auf die Diplomatie konzentriert, steigen meist nur die Wahrscheinlichkeiten und Statistiken. Es hätte mehr exklusive frische Aktionen gebraucht, wie es z.B. die Freischaltung von Bündnissen ohne Heirat vormacht - damit kann man endich mal etwas konkretes Neues machen! Mehr davon hätte langfristig den Spielspaß erhöhen können. Die diplomatischen Möglichkeiten sind auf der ökonomischen und geostrategischen Handlunsgebene recht mager.

Kommentare

casanoffi schrieb am
Hab das gerade im Gamepass gefunden und bin total angefixt.
Mit dem Genre hab ich nicht viel Erfahrung und bin etwas erschlagen, aber fühlt sich gut an ^^
Laut Info ist das Spiel auch bei GOG zu haben.
Bin ich blind, wurde es wieder aus dem Store entfernt, oder stimmt die Info nicht?
CritsJumper schrieb am
Beeindruckend wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist im Mittelalter.
Es gab einen ganz anderen Bezug zu Religion, Status, Ehe, Ehre und Nachwuchs. Ich freue mich auf das Spiel aber werde es wohl noch ein wenig verinnerlichen müssen. Diese Intrigen über die Attribute der Partnerin/des Partners und einer Nachfolge sind einfach interessant.
Ganz zu schweigen von der komplett anderen politischen Situation zu Heute.
amigastar schrieb am
WayneofGames hat geschrieben: ?16.09.2020 11:53 Ich hatte mir damals Crusader Kings 2 mit allen wichtigen DLC's auf Humble Bundle gekauft, brachte dann aber keine Motivation auf, Herr über die Komplexität zu werden.
Aber das Gefühl, dass mir das Spiel prinzipiell sehr gut gefallen könnte, blieb.
Letzte Woche hatte ich mir dann CK 3 zugelegt, das Tutorial gespielt und zusätzlich noch die Videotutorialreihe von Tolfus geguckt und ZACK bin ich darin versunken. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal bei einem Videospiel so die Zeit vergessen habe. Vor allem an den teils absurden Geschichten die sich entwickeln können, finde ich großen Gefallen.
Wenn man erst einmal alles organisiert hat und gerade kein Krieg im Gange ist, passiert zwar meist ein bisschen wenig, aber das macht mir soweit nichts aus. Vor allem in Kombination mit etwas Rollenspiel macht es unfassbar Spaß. Dafür gibt es auch schon den ein oder anderen Mod, welcher einen kleinere Entscheidungen treffen lässt, die nicht allzu große Auswirkungen haben.
Lerne auch gerade durch Tolfus. Gut zu hören dass das Spiel so ne Suchtwirkung hat ;)
WayneofGames schrieb am
Ich hatte mir damals Crusader Kings 2 mit allen wichtigen DLC's auf Humble Bundle gekauft, brachte dann aber keine Motivation auf, Herr über die Komplexität zu werden.
Aber das Gefühl, dass mir das Spiel prinzipiell sehr gut gefallen könnte, blieb.
Letzte Woche hatte ich mir dann CK 3 zugelegt, das Tutorial gespielt und zusätzlich noch die Videotutorialreihe von Tolfus geguckt und ZACK bin ich darin versunken. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal bei einem Videospiel so die Zeit vergessen habe. Vor allem an den teils absurden Geschichten die sich entwickeln können, finde ich großen Gefallen.
Wenn man erst einmal alles organisiert hat und gerade kein Krieg im Gange ist, passiert zwar meist ein bisschen wenig, aber das macht mir soweit nichts aus. Vor allem in Kombination mit etwas Rollenspiel macht es unfassbar Spaß. Dafür gibt es auch schon den ein oder anderen Mod, welcher einen kleinere Entscheidungen treffen lässt, die nicht allzu große Auswirkungen haben.
JesusOfCool schrieb am
ein hoher bildungswert ist allerdings im normalfall ein guter anfang für einen arzt.
man bekommt auch so nicht immer jemanden mit der entsprechenden fähigkeit zur auswahl.
schrieb am

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