Viel Hype
Egal ob Minecraft, Pokemon GO oder Fortnite: Ich muss immer wieder feststellen, dass mich diese Massenphänomene und so genannten Hype-Spiele nur selten ansprechen. Auf den ersten Blick drohte Among Us ein ähnliches Schicksal, denn genau wie ich – und das sogar als Lego-Fan - den hässlichen Klötzchenwelten eines Minecraft bis heute überhaupt nichts abgewinnen kann, so sehr hat mich das Design mit seinen Teletubby-Figürchen und der simplen Gestaltung der Umgebung schon innerhalb weniger Sekunden abgestoßen. Mir fällt es vom audiovisuellen Standpunkt betrachtet immer noch schwer, diese miese Präsentation für eine längere Zeit am Stück zu ertragen. Da trifft es sich gut, dass die Runden ohnehin nicht besonders lange dauern und der Spielspaß zumindest ansatzweise für die grausige Kulisse entschädigt.
Das Prinzip orientiert sich bekanntlich an Party-Klassikern wie Werwolf (bzw. Mafia): Hier gilt es, in einer Gruppe zwischen vier und zehn Spielern die Saboteure ausfindig zu machen und zu enttarnen. Genau wie im Kultfilm „Das Ding aus einer anderen Welt“ sehen sie genauso aus wie all die anderen anpassbaren Figuren, verfolgen aber eine eigene Agenda. Während man als Team eigentlich alles daran setzt, die individuellen Aufgaben in Form simpler Minispiele zu meistern, arbeiten Saboteure heimlich gegen das gemeinsame Ziel. Das geschieht zum einen durch die Sabotage mitunter lebensnotwendiger Systeme wie der Sauerstoffzufuhr. In diesen kritischen Momenten müssen die Spieler unter Zeitdruck ein Terminal finden und den rettenden Code eingeben, der dort hinterlassen wurde. Um dies zu verhindern, können die Betrüger der Crew zudem künstliche Steine in den Weg legen, indem sie Türen verschließen und sie dadurch künstlich ausbremsen. Zum anderen können Betrüger auch zu Mördern werden: Mitspieler lassen sich kurz und schmerzlos mit einem Instant-Kill ausschalten. Gleichzeitig stehen ausschließlich den Betrügern die Lüftungsschächte zur Verfügung, um sich schnell von Ort A nach Ort B zu bewegen. Ein Vorteil, der sich aber auch schnell als Nachteil erweisen kann, falls man gerade bei einem Attentat oder der Nutzung von Abkürzungen auf frischer Tat ertappt wird – sei es, weil man das Geschehen direkt in seinem eingeschränkten Sichtkegel oder beim Studieren der Monitore im Überwachungsraum beobachtet hat.
Kommunikation ist alles
Ist hier etwa schon jemand mit Mordabsichten unterwegs?
Die Kommunikation ist ein entscheidender Faktor, damit das Spielprinzip überhaupt funktioniert: Während man mit seiner Figur unterwegs ist, heißt es „Pssssssst“ - selbst wenn man hinterhältig gekillt wird und sogar seinen Mörder identifiziert hat, muss man still bleiben, um den Spaß nicht zu verderben. Stolpert man über eine Leiche, kann man umgehend einen „Sichtungsalarm“ auslösen. In diesem Fall kommen alle Spieler mit einer lebendigen Figur zusammen und diskutieren, was geschehen ist und wen sie als Killer verdächtigen. Pikant: Betrüger können den Alarm auch selbst auslösen und versuchen, den Verdacht mit dreisten Lügen gezielt auf andere Personen zu lenken. Legt sich die Mehrheit per Abstimmung auf eine Person fest, wird sie aus dem Spiel entfernt – selbst dann, wenn sie eigentlich unschuldig ist. Abseits des Leichenfunds darf man an einem „Notfall-Knopf“ in jeder der insgesamt drei Karten eine Sitzung anberaumen, um z.B. über verdächtige Aktivitäten zu berichten. Wer sich nicht sicher ist oder festlegen will, kann sich bei der Abstimmung selbstverständlich enthalten. Besonders bitter wird es, wenn man sich als Unschuldiger um Kopf und Kragen argumentiert, anschließend aber dennoch durch die Mehrheitsentscheidung aus der Partie geworfen wird. Immerhin bedeutet der vorzeitige Tod nicht das endgültige Aus: Als Geister können die Verstorbenen immer noch wertvolle Unterstützung für ihre Kameraden leisten. Die Crew gewinnt die Runde, wenn sie alle Aufträge meistert. Die Betrüger gehen dagegen als Sieger hervor, wenn lebenswichtige Systeme nach der Sabotage nicht rechtzeitig repariert werden können oder die Anzahl der Crew-Mitglieder die der Betrüger nicht übertrifft.
Mitspieler gesucht
Wer ist der Betrüger? Und wer kann mit guten Lügen am besten seinen Kopf aus der Schlinge ziehen? Kollege Jan war hier zwar bereits tot, aber immerhin unschuldig.
Um überhaupt loslegen zu können, benötigt man mindestens vier Spieler. Je größer die Gruppe, desto höher ist selbstverständlich das Spaßpotenzial, das sich in unserem Fünfer-Team während der Testrunden höchsten im Ansatz offenbarte. Warum? Weil der Betrüger mit seinen fiesen Sabotage-Akten und / oder Mordanschlägen fast jede Runde für sich entscheiden konnte und die Spielbalance damit in ein schlechtes Licht rückte. Hinzu kam, dass oftmals der gleiche Spieler automatisch für die Rolle des Betrügers besetzt wurde, während andere selbst nach mehreren Partien überhaupt nicht an die Reihe kamen. Zu Diskussionsrunden kam es oft gar nicht erst, weil entweder ein Countdown ablief oder ein Großteil der Crew schon längst das Zeitliche gesegnet hatte.