Test: Schlacht um Troja (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Schlacht um Troja
Entwickler:
Publisher: ValuSoft/THQ
Release:
2004
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ab 8,53€
Spielinfo Bilder  
Brad Pitt und Otto Rehagel haben Trojanern und Griechen gerade zu frischem Ruhm verholfen. Und auch die Olympiade dürfte das alte Hellas in medialem Glanz erstrahlen lassen. Freunde antiker Spielwelten konnten bisher nur auf Spartan zurückgreifen. Aber jetzt spendiert THQ mit Schlacht um Troja noch mal Echtzeit-Strategie für den kleinen Geldbeutel.

Antikes WarCraft?

Auf den ersten Blick wirkt der Titel aus dem Hause Zono noch recht ansprechend – fast wie eine antike WarCraft 3 -Modifikation: Im coolen Comicstil animierte Trojaner stürzen sich mit Kampfschreien in die Schlacht, Helden entzücken mit Rundumschlägen, Wurfspeere fliegen über die Köpfe und bleiben in den Körpern der Feinde stecken, Skelette wachsen aus dem Boden und mischen kräftig mit. Und man kann sogar viel komfortabler heran- und wegzoomen als in Blizzards Fantasy-Schwergewicht. Für einen 20-Euro-Titel wirkt das Figurendesign ungewöhnlich cool und sympathisch.

Aber dann kommt der zweite Blick. Mal abgesehen von der starren Landschaft, die weit und breit keinerlei Animationen oder taktische Höhen- und Deckungsvorteile bietet, stellt sich der Hobby-Feldherr schnell eine Frage: Warum gibt es keine Formationen? Gerade ein antikes Strategiespiel, das den Kampf zwischen Griechen und Trojanern darstellt, muss doch wenigstens einfache Halbkreis-, Linien- oder Keilaufstellungen bieten, wenn schon nicht die berühmte Phalanx dabei ist! So mutieren die Kämpfe zu schnellen Massenkeilereien, in denen ihr es mit Horden von stupide angreifenden Gegnern zu tun habt. Sehr ärgerlich sind zudem wild verstreute Marschkolonnen, da sich eure Truppen nie an eine Geschwindigkeit halten und ohne Disziplin drauflosstürmen.

Skelette im Anmarsch: Die Knochenkrieger sind eine willkommene Hilfe.

Actionreiche Massenkeilerei


Aufgelockert wird das Gemetzel nur von Bosskämpfen gegen 1400 Hitpoints schwere Helden sowie ein wenig Zauberei. Dafür sorgen die  magischen Relikte wie der "Schädel des Hades", der euch Skelettkrieger beschwören lässt. Aber leider gibt es viel zu wenig arkane Abwechslung. Dass der Spielspaßfunke auf Dauer gerade noch glimmen kann, liegt daran, dass die Einheiten Erfahrung gewinnen, im Rang aufsteigen und in die nächste Mission übernommen werden können. Auch die Statistiken dürften ehrgeizige Feldherren zufrieden stellen.

Die zwei Kampagnen geben euch vor der Schlacht Missionsziele vor, die ohne Spannungsbogen und erzählerischen Esprit Elemente der Sage auftischen: Da geht es um die Befreiung des Achilles, den Apfel der Aphrodite und im großen Finale tritt auch das hölzerne Pferd auf.

Es gibt nur einen Rohstoff: Gold. Dieses findet ihr in Kisten, Truhen und nach einer Schlacht. Die größte Einnahmequelle bieten Siedlungen: Erobert ihr diese, wälzt sich ein Turm aus dem Boden und ihr könnt satte 200 Goldstücke pro Minute einsacken. Das Edelmetall erlaubt euch wiederum die Truppenproduktion von Schwert- und Speerkämpfern sowie Bogenschützen in den Kasernen. Später kommen noch Ställe und Werkstätten hinzu, die euch Reiter und Katapulte verschaffen. Leider unterscheiden sich die beiden spielbaren Völker nicht genug voneinander, so dass es keine truppentechnischen Überraschungen gibt.

Fragen im Kampfgetümmel: Wo ist der Held? Wo der Heiler?

Spartanischer Auftritt

Das Schwarz-Weiß-Handbuch kommt mit vier Seiten Spielerklärung aus. Die Bedienung ist allerdings auch kaum der Rede wert und funktioniert gut, was Minikarte und direkte Bewegung angeht, aber sie krankt an einem Detail: Obwohl die Steuerung Gruppenbildung bietet, zeigt euch die Benutzeroberfläche bei einer per Drag&Drop ausgewählten Armee nicht mit Icons an, wer alles dabei ist. Wenn man also den Helden, einen Heiler oder sonst wen direkt anwählen will, muss man mit der Maus ins chaotische Getümmel klicken.

Auch die Präsentation wird ihrem glanzvollen Thema nicht gerecht: Auf spannende Zwischensequenzen oder Sprachausgabe müsst ihr verzichten. Die Missionstexte der zwei Kampagnen werden komplett in Englisch vorgetragen und Zusatzinfos zur Antike gibt es auch nicht. Während des Kampfes ertönen lediglich die wilden Kriegsschreie, die sich allerdings genau so schnell abnutzen wie die melodische, aber auf Dauer eintönige Hintergrundmusik. Ein Trost für Cineasten: Es handelt sich hier nicht um das offizielle Spiel zum Film.
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