Rauchfontänen & Panzerdonner
Aber irgendwann heulen die Sirenen, irgendwann rollen die deutschen Panzer an und dann muss sich der Befestigungsgürtel
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Brückensicherung: Sandsäcke, Stacheldraht, MG-Nest und ganz vorne Minen gegen die Panzer - reicht das, wenn der Sturm losgeht? |
beweisen. Und nicht nur der, auch eure Nerven: Könnt ihr zwischen meterhohen Rauchfontänen, einstürzenden Mauerbergen und gleißenden Explosionen noch kluge Befehle geben? CoH fackelt aufgrund der totalen Zerstörung im Ernstfall das intensivste Schlachterlebnis ab, das es derzeit auf dem PC zu sehen gibt. Grafisch erstklassig, atmosphärisch dicht und aufgrund der eindringlichen Geräuschkulisse vom ersten bis zum letzten Schuss ungeheuer Nerven aufreibend. Panik, Hektik, Schweiß auf der Stirn? Genau das. Dagegen wirkt
Codename Panzers wie ein gemütlicher Keksabend.
Obwohl die Physikengine hier alles ansehnlich in Trümmer legt, ist sie nicht immer konsequent: Hier und da werden riesige Betonreste vor und durch Säulen gerollt, ohne dass etwas passiert, auch manche Kollision zwischen Fahrzeug und Mensch wird nicht berechnet. Okay, das sind Peanuts, die im Actiongewitter untergehen. Wenn die deutschen Stahlkolosse über eure Sandsäcke hinwegrollen, Mauern unter den Stahlriesen zermalmt werden oder die Erde bis zur nächsten Straßenseite klatscht, ist das ohnehin nur der Anfang. Auch die Gegenangriffe mit Panzerfaust, Granaten und Dynamit sowie die anschließenden Detonationen ist man als Kriegsspieler gewohnt. Aber wenn die Stukas röhren oder die Artillerie mit ihren kreischenden Sprengköpfen in eure Stellung einschlägt und alles an Mensch und Material haushoch in die Luft jagt, während sich ein körniger Mantel aus Erde, Staub und Splittern um den Bildschirm legt, dann ist man wirklich mittendrin...
Taktik & Positionierung
und außerdem unangenehm erschrocken, wenn sich die Partikelwolken lichten: Denn da, wo gerade noch MG-Nester, Stacheldraht und Häuser standen, steht nichts mehr. Oder Haufen davon. Die Phsyikengine lässt Mauerwerk zerbröseln, brechen, kippen. Die Deutschen rattern gerade mit ihren Panzern durch den Nebel, die Infanterie joggt hinterher und sichert die wichtigen Gebiete, indem sie an bestimmten Punkten meine Fahne einholt und ihre hisst. Was tun? Keine Bange: Die Missionen in der Kampagne, die euch das übliche Spektrum aus Sturm, Eskorte, Verteidigung, Entsatz und Punktsicherung bieten, sind meist so konzipiert, dass ihr rechtzeitig Nachschub bekommt. Selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad sollten Genrekenner keine Probleme haben.
Auch hier rückt Verstärkung an: Die Able-Kompanie mit ihren Panzern! Die wer? Die Able-Kompanie. Gibt es etwa auch eine Story? Ja. Aber? Die ist verdammt schwach. Mal abgesehen davon, dass der D-Day mittlerweile das El Arenal der RTS-Welt
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Zwischen Panzerdonner und Rauchfontänen bricht die Verteidgung zusammen - verdammt: Rückzug! |
ist: Trotz zahlreicher Filme, einiger guter Schnitte und überzeugend gesprochener deutscher Dialoge kann man sich kaum mit Sergeant Conti & Co identifizieren. Alle Offiziere gehen in der GI-Masse unter, das sie auch im Spiel kaum eine besondere Rolle einnehmen. Das Ganze schwankt viel zu stark zwischen Kriegsnostalgie und US-Patriotismus, zwischen Grauen und aufgesetzter Coolness. Man will so etwas wie Band of Brothers inszenieren, aber es fehlt an Beziehungen, es bleibt bei einer Band of GIs.
Kampagne ohne Deutsche
Vielleicht hätte man die Kampagne erzählerisch und taktisch aufwerten können, indem man auch die Wehrmacht als spielbare Partei angeboten hätte, wenn man abseits der alliierten Teufelskerle auch die Landser hätte anführen können - inklusive Story, Filmschnipsel & Co. Andere Spiele wie
Afrika Korps vs. Desert Rats haben das erfolgreich getan. Das wäre ein frischer Perspektivwechsel gewesen. So ist man auf den Skirmish angewiesen, wenn man die deutschen Truppen spielen möchte, die sich im Grunde nur dadurch unterscheiden, dass sie defensiv mehr Möglichkeiten und einen anderen dreigeteilten Kommandobaum haben. Amerikaner können zwischen besser Infanterie, Luftunterstützung oder Panzerkraft wählen, Deutsche zwischen Einigelung, Produktionsboni oder Schreckensdoktrin - erst da hat man übrigens Zugriff auf den mächtigen Tiger-Panzer.
Ansonsten ähneln sich die beiden Parteien in ihrer Spielweise und ihrem Aussehen sehr stark - gut, das liegt am Szenario, aber hier war nicht nur DoW wesentlich abwechslungsreicher, auch andere Titel bieten mehr
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Immerhin: In der Innenstadt habe ich noch genug Scharfschützen und Fallschirmjäger in Häusern postiert... |
Parteien mit stärkeren Unterschieden; eigentlich gehören drei zum Standard. Wieso hat man nicht versucht, die Briten oder Kanadier einzubinden oder die Wehrmacht vielleicht noch um einen Verbündeten oder die Waffen SS zu ergänzen? Wer mit Truppentypen und Spielweisen experimentieren möchte, wird hier auf Dauer nicht zufrieden gestellt. Denkt Relic Entertainment hier schon eiskalt an ein Add-On?
Aber zurück zur Able-Kompanie, zurück zur Verteidigung von Carentan: Was kann man mit den frischen Panzern groß machen? Man kann sie taktisch klug einsetzen! Obwohl CoH mit seinen Energiebalken und den direkt im Feld aufrüstbaren Squads eher auf Arcade-Strategie statt Realismus setzt, gibt es doch einige authentische Finessen: Panzer sind vorne besonders stark geschützt und verlieren erst dann wertvolle Lebenspunkte, ihren Schützen oder ihren Motor, wenn man sie von der Seite oder noch besser von hinten attackiert. Also heißt es Stahlkoloss umkurven, in seinen Windschatten kommen und Feuer frei! Das funktioniert dank der einfachen Steuerung auch einwandfrei: Die rechte Maustaste an der gewünschten Position gedrückt halten und in Blick- bzw. Schussrichtung ziehen - dann rollt der Panzer ohne Wegfindungsprobleme los.