Test: Evil Days of Luckless John (Adventure)

von Bodo Naser



Evil Days of Luckless John
Entwickler:
Publisher: Playlogic, Akella
Release:
26.07.2007
Spielinfo Bilder  
Wie stellt sich ein Entwickler aus Tschechien die USA vor? Wenn ihr das wissen wollt, müsst ihr nur Evil Days of Luckless John spielen, denn es strotzt nur so vor gepflegten Vorurteilen. Alle sind nur aufs Geld aus, gehen dafür über Leichen und die Mafia zieht alle Fäden. Das Comic-Adventure, das jetzt bei Playlogic auch bei uns erschien, spielt zwar in den 30er-Jahren, sagt aber doch eine Menge aus über aktuellen Anti-Amerikanismus.

Krämerseele ohne Erfolg

In gesellschaftlich turbulenten Zeiten spielt Luckless John, das von einem besonders glücklosen Gesellen handelt. Wenn er nicht gerade mal wieder im Knast sitzt, geht irgendetwas schief, das der "Held" auf die Reihe zu kriegen versucht. Doch
John ist Dauergast hinter schwedischen Gardinen. Sein Knackikollege hilft ihm aus der Patsche und bereitet die Flucht vor.  
 dann werden seine kühnsten Kapitalistenträume wahr und er erbt ein Casino. Jetzt kann er endlich zeigen, was in ihm steckt. Doch was John nicht weiß ist, dass die Mafia auch den lukrativen Spielbetrieb haben will - und zwar mit allen Mitteln. Da muss John aus dem Weg geräumt werden...

Zugegeben, die 30er-Jahre waren in den USA und anderswo nicht gerade das Aushängeschild für Demokratie, Stabilität und Solidarität. Nach dem Börsencrash von 1929 prägten Elend, Massenarbeitslosigkeit und Verbrechen das Bild im Westen. So weit, so wahr. Wer allerdings nur diese chaotische Epoche isoliert betrachtet, könnte zum Ergebnis kommen, dass die westliche Gesellschaft generell korrupt, von innen heraus verfault und zum Scheitern verurteilt ist. Obwohl diese Betrachtung sicher nicht gänzlich falsch ist, ist sie doch recht einseitig. Das hält Centauri nicht davon ab, sie nur in diesem Lichte darzustellen.

Aktion und Rätsel

Die Story ist freilich allenfalls Nebensache, denn bei Luckless John handelt es sich um einen Mix aus Adventure und Action, wobei die Actionanteile doch deutlich höher ausfallen. Ihr müsst dennoch ebenso die Kombination für einen Tresor erraten wie ihr über Mauern springen, Kisten schieben oder vor Verbrechern fliehen müsst; auch Autorenneinlagen sind dabei Baphomets Fluch hat gezeigt, dass so was grundsätzlich Spaß machen kann, obwohl Adventure-Puristen eine solche Fingerhakelei freilich ablehnen. Leider ist die Umsetzung nicht gelungen, obwohl die Action durchaus einsteigerfreundlich daher kommt.

Es gibt einen leichten Schwierigkeitsgrad für Anfänger, den ihr aber nicht braucht, da die Action ohnehin meist Kinderkram ist. Aber was soll eine Einlage, bei der ich vor den schießwütigen Schergen fliehen muss, wenn ich dann gar nicht
Hier hechelt ihr mal wieder unnötig durch die Gegend, da die Lösung so naheliegend ist, dass ihr nicht draufkommt.
beschossen werde? Eine paar mal gehüpft, eine Tür aufgehebelt und schon habt ihr's überstanden, ohne einen Abzug beim zudem ellenlangen Lebensbalken. Da sind die Rätsel schon etwas schwieriger, obwohl ihr auch hier Hilfe erhaltet, wenn ihr es mal nicht schafft. Das kann so weit gehen, dass ihr die Lösung auf dem Silbertablett serviert bekommt - ob ihr nun wollt oder nicht.

Bedienung zum Haare raufen

Leider sind die Minispiele nicht immer nervenschonend, da euch die Steuerung virtuelle Knüppel zwischen die Beine wirft. Die Tastaturbelegung ist zwar typisch, aber keinesfalls so, dass man von einer butterweich, akkurat und nachvollziehbar arbeitenden Bedienung reden könnte. Die Drehungen, die euer Held vollführt, sind mehr als ungenau, so dass ihr schon mal öfters wo hängen bleibt. Dann müsst ihr eine Szene hundert Mal wiederholen, nur weil die Steuerung Mist ist. Hier macht sich zudem bemerkbar, dass ihr oft eine Szene von Beginn an wiederholen müsst, da der Speicherpunkt bisweilen unglücklich gewählt ist.
             

Kommentare

seelenflug79 schrieb am
also politik und spiel nicht zu trennen, finde ich absolut falsch, ja gefährlich.
die jugend verroht ohnehin und nun noch jede geschichtsfälschung zu akzeptieren und kriege in spielerischer form, mit sinnfreien und falschen feindbildern, zu legitimerien, ist fatal.
ich persönlich sehen das kommende world in conflict sehr, sehr kritisch. es sieht fantastisch aus - keine frage. aber warum krieg mit atombomben? warum russland als gegner? warum reale waffensysteme? warum massenvernichtungen, um das spielziel zu erreichen?
das ist kein spiel - für mich ist das versteckte propaganda und verherrlichende militarisierung.
wie politisch gebildet unsere jugend ist, steht ausser frage - nämlich gar nicht. und wie unberührt uns der krieg im irak läßt, brauche ich auch keinem zu erzählen.
wir sollten uns mal fragen, ob spiele dieser art, in der heutigen zeit mit den gegenwärtigen konflikten, wirklich nötig sind...
n8mahr schrieb am
4P|Bodo hat geschrieben: Nein, es geht vielmehr darum, dass es in erster Linie für den russischen Markt produziert wurde. Es gibt ja zwei Arten von Entwicklern im ehemaligen Ostblock: Welche, die Richtung Westen blicken, und andere, die eben im Osten verkaufen wollen. Die müssen sich natürlich den dortigen Gepflogenheiten anpassen.
Gruß,
4P|Bodo
okay, werde mir das spiel dann bei gelegenheit einmal anschauen, um für mich rauszufinden, ob mir die angesprochenen punkte auch so ins auge springen
:)
4P|Bodo schrieb am
Hi Samson2000-20XX,
geh einfach in die Tür rein, die du da siehst. Du kannst dich durchwursteln, obwohl es zunächst so aussieht, als ginge die Tür nicht auf.;-)
Gruß,
4P|Bodo
Samson2000-20XX schrieb am
Hallo, ich finde das Spiel bisher ganz lustig (ist halt was für zwischendurch), muss allerdings gestehen, dass ich noch nicht soweit bin. Hänge an der Stelle auf dem zweiten Bild fest (nachdem man aus dem Fenster springt und von 3 Seiten beschossen wird). Als Bildunterschrift steht, dass die Lösung so einfach sei. Dann bin ich vielleicht zu intelligent, aber kann mir jemand sagen, was man da machen soll (habe leider keine Lösung dazu gefunden)? Danke
4P|Bodo schrieb am
n8mahr hat geschrieben:also ich finde ja, ihr solltet euch jedweden kommentar zur "politischen einstellung" eines adventures, das auch noch in den 30ern spielt, verkneifen. denn : es ist ein spiel, keine geschichtssimulation...
sonst müsstet ihr, wie akill schon sagt, fast JEDES spiel auseinander nehmen und abwerten.
das ist ein ZU heißes eisen und ist zusehr mit der persönlichen meinung des testers behaftet. politik sollte dann doch keinen einzug in die zockerwelt halten.
auch die beispiele wurden schon genannt. und dabei finde ich es EGAL, ob man es schon gewohnt ist, gegen dumme deutsche (alles nazis) und trottelige russen (alle besoffen) zu kämpfen, sei es taktisch oder in 3dshootern. der effekt ist der gleiche, es wird kein ausreichend differenziertes bild wiedergegeben.
ich hoffe, ihr habt dem spiel deswegen keine punkte abgezogen, sondern isoliert betrachtet, das die story evtl einfach schlecht ist, egal ob die bösen kommunisten oder turbokapitalisten sind...
ganz nebenbei ist mir die im einleitungssatz angesprochene (aktuelle) verbindung zwischen russland und tschechien nicht ganz geläufig...
ihr wisst schon, dass tschechien in der eu sind und die kommunisten nicht das land regieren?
Hi n8mahr,
auch wir haben inzwischen gemerkt, dass Tschechien nicht mehr im Warschauer Pakt ist.;-)
Nein, es geht vielmehr darum, dass es in erster Linie für den russischen Markt produziert wurde. Es gibt ja zwei Arten von Entwicklern im ehemaligen Ostblock: Welche, die Richtung Westen blicken, und andere, die eben im Osten verkaufen wollen. Die müssen sich natürlich den dortigen Gepflogenheiten anpassen.
Gruß,
4P|Bodo
schrieb am