Test: Brütal Legend (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Brütal Legend: Fetzige Zügabe für das PC-Pübliküm!
Brütal Legend
Publisher: Electronic Arts
Release:
15.10.2009
kein Termin
15.10.2009
Erhältlich: Digital (Steam)
Jetzt kaufen
ab 7,96€
Spielinfo Bilder Videos
Was hat Brütal Legend für eine Odysee hinter sich: Nach dem Kauf von Vivendi wurde die Metal-Hommage von Neubesitzer Activision mangels finanzieller Erfolgsaussichten aufs Abstellgleis geschoben. Nach zähen Verhandlungen griff Electonic Arts zu und investierte in die Fertigstellung. Eine PC-Umsetzung war jedoch nicht Bestandteil der Abmachung und so rockten Jack Black, Ozzie Osbourne, Lita Ford & Co nur auf PS3 und Xbox 360. Bis jetzt...

Verspäteter Einlass

Video
Lange hat's gedauert, aber Brütal Legend hat es tatsächlich doch noch auf den PC geschafft.
Manche Stars lassen sich bekanntlich Zeit und lassen ihre Fans schon mal warten, bevor sie endlich die Bühne betreten. Im Fall von Brütal Legend musste sich das PC-Publikum über drei Jahre gedulden, bis Eddie Riggs (gespielt von Jack Black) schließlich auch ihre Plattform beehrt und in der atmosphärischen Fantasywelt mit Streitaxt, elektrischen Gitarren sowie einer Truppe aus Headbangern, Kampfbräuten und Rockern für das Überleben des Heavy Metal eintritt.

Man muss Tim Schafer und seine Mitstreiter bei Double Fine einfach lieben: War Brütal Legend schon von Anfang an eine Art Fanservice für Freunde härterer Gitarrenklänge, war auch die PC-Umsetzung für das Studio eine Herzensangelegenheit. Da der damalige Publisher EA keine Pläne in dieser Richtung hatte und ein solches Unterfangen folglich auch nicht finanzieren wollte, stemmte man sie jetzt in Eigenregie.

Optimierungen...

Höhere Weitsicht, mehr Details und V-Sync: Die PC-Version ist die schönste, aber trotzdem nicht gerade modern.
Höhere Weitsicht, mehr Details und V-Sync: Die PC-Version ist die schönste, aber trotzdem nicht fehlerfrei oder modern.
Am grundlegenden Spielprinzip, dem Leveldesign oder Modi hat sich im Vergleich zu den Konsolen nichts geändert. Von daher verweise ich an dieser Stelle auf unseren alten Test für PS3 und Xbox 360 aus dem Jahr 2009. DLC-Inhalte wie neue Figuren-Skins, alternative Waffen und Fahrzeug-Upgrades sind hier jedoch direkt enthalten. Damit die Spielbalance nicht aus den Fugen gerät und man sich nicht schon am Anfang mit einer übermächtigen Ausrüstung den Dämonen stellt, wird ein Großteil der zusätzlichen Inhalte erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung gestellt. Neu ist die Unterstützung von Maus und Tastatur als Alternative zum (360-)Controller, auch wenn ich die Pad-Steuerung am PC bevorzuge, da sich die Kamera hier mit dem Analogstick besser bedienen lässt als mit der Maus und ich mir bei der Tastaturbelegung vor allem im hektischen Strategieteil eher die Finger verknote. Es ist zwar gut, dass diese Alternative angeboten wird, doch wer einen Controller sein Eigen nennt, kann gut darauf verzichten.

Hinsichtlich der Technik wurden einige Anpassungen vorgenommen, um das Spiel für den PC zu optimieren: Da wäre zu einen die Auflösung, die sich hier auf echtes FullHD von 1920x1080 aufbohren lässt. Die Sichtweite wurde zudem beträchtlich erhöht, das nervige Aufploppen von Objekten im Vorder- und Hintergrund minimiert. Die zuschaltbaren Optionen für Kantenglättung und vertikale Synchronisation (V-Sync) tragen ebenfalls dazu bei, dass man auf dem PC eindeutig die schönsten Metal-Kulissen zu Gesicht bekommt.

...und Fehler

Los, hüpf rein, Baby!
Los, hüpf rein, Baby!
Trotzdem darf man keine Hochglanz-Optik erwarten: Sein Alter und die Konsolenherkunft merkt man Brütal Legend jederzeit an, zumal die Hardwareanforderungen bei maximalen Einstellungen unverhältnismäßig hoch ausfallen und einige Zwischensequenzen nur in niedrig aufgelöster Form vorliegen. Zudem scheint die erhöhte Weitsicht nur Objekte, nicht aber die Schattendarstellung zu betreffen. Alte Kritikpunkte wie die zickige Kamera oder fragwürdige Kollisionsabfrage bleiben genauso bestehen wie spielerische Schwächen bei den chaotischen Strategieabschnitten, repetitiven Sekundärmissionen und der sehr kurzen Kampagne. Auf dem PC gesellen sich zusätzlich einige Bugs und Fehler dazu: So fehlt z.B. bei manchen Tutorials die Einblendung, welche Knöpfe man überhaupt drücken muss und auch die Songnamen des fantastischen Soundtracks werden derzeit nicht mehr mit einer Infobox eingeblendet. Auch die Darstellung in Ozzys Shop ist unter dem Punkt „Back Patches“ noch fehlerhaft, während im Soundbereich manche Effekte fehlen, andere dagegen in niedrigerer Qualität als auf den Konsolen ertönen.

The God of Heavy Metal!
The God of Heavy Metal!
Auf dem PC wird ebenfalls die englische Sprachfassung angeboten. Super, immerhin war sie auch schon auf PS3 und 360 die bessere Wahl. Abgesehen von der unterirdisch schlechten Laut-/Leise-Abmischung ist aber auch die deutsche Synchro überdurchschnittlich gut. Leider ist am PC die Abmischung ebenfalls nicht perfekt - und das sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch: Vor allem bei Fahrten im „Höllenpflug“ übertönt die Musik die kurzen Dialogschnipsel und auch in manchen Zwischensequenzen, die z.T. Immer noch abrupt enden,  ist die Lautstärkeverteilung nicht immer optimal. Hier hätte man mehr Sorgfalt walten lassen können bzw. müssen.
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Kommentare

FuerstderSchatten schrieb am
Jo war nett, mehr aber auch nicht. GTA Openworld Scheiß finde ich normallerweise abstoßend, insofern ist nett tatsächlich einen Award wert. ^^
@ Mr Archer
Die Tränen Ophelia finde ich nochmal ne Ecke schärfer. Überhaupt der Artstyle ist wirklich über allem erhaben. Gibt nix über die Robert Smith Zombies. Wobei ich The Cure eigentlich besser leiden kann als fast jede Metal-Band die im Soundtrack spielt, obwohl Motörhead in the Black geht schon gut ab muss ich sagen.
Wulgaru schrieb am
Das Problem ist einfach das die Welt eben leer ist. Da kann man nicht so viel machen. Die Story ist genauso. Geht richtig nett und gut erzählt los und wird dann total beliebig. Dieses ganze Roadie-hinter-den-Kulissen-Ding ergibt überhaupt keinen Sinn, weil man absolut alles selbst macht usw.
Chibiterasu schrieb am
Für mich drei Stufen drunter...
bis auf den Einstieg konnte mich das nicht begeistern und ich hab dann auch irgendwann abgebrochen.
Und ich bin ansonsten großer Tim Schafer Verehrer.
Lord Hesketh-Fortescue schrieb am
Ich muss als bekennender Freund offener Welten gestehen, dass mich Brütal Legend komischerweise auch nie so richtig gepackt hat. Ich habe grundsätzlich nichts gegen ausgedehntes simuliertes Wandern bzw. Fahren und größere räumliche Distanzen zwischen den Aktionsknoten eines Spiels, aber die Nummer hier war mir zu zerfahren, beliebig und versatzstückhaft. Da gab es eine Menge herzerwärmender Fünkchen, aber niemals den entscheidenden zündenden Funken, der die Begeisterung dann richtig ins Rollen bringen konnte. Mir fehlte da vielleicht sowas wie spielerische Identität, oder jedenfalls eine greifbare Ahnung, was Schafer mit diesem Spiel (und mir, dem Typ vor dem Bildschirm) eigentlich will. Ich war damals sogar ein wenig sauer, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, dass mich ein Spiel mit DIESER Mucke, Thematik und Artdesign nicht vollständig und rückstandsfrei wegbläst. Ungefähr so hatte ich mir das vorgestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=QPsdxR0zzNE
Wie dem auch sei, sicher alles andere als vertane Zeit und ein echter Charmebolzen, aber summa summarum auch für mich eine ganze Stufe unter Psychonauts. Award hätte ich ebenfalls nicht gegeben.
mr archer schrieb am
4P|Michael hat geschrieben:
Was bisher bleibt, ist der Charme und die Atmosphäre der Spielwelt, die liebenswerten Charaktere und der geile Soundtrack.
Vielleicht ja deshalb? ;)
Und weil ich den RTS-Teil nicht als so übermäßig störend empfand und riesigen Spaß am Metzeln in der Metal-Welt hatte :)
Es sei Dir unbenommen. Stark Athmo-basierte Awards sind sowieso kaum diskutierbar. Und ich versteh es ja auch. Nur versperrt mir leider diesmal das belanglose Sandbox-Gameplay den emotionalen Zugang, den es bei Brütal Legend bräuchte. Das ist alles so beliebig. Selbst Rage, das einige Design-Verwandtschaft aufweist, erschien mir da in sich runder. Und ich bin ja noch nicht mal beim RTS-Part ...
In Relation zu Psychonauts (Gold Award mit 86) ist mir das Ganze diesmal bisher dann eben doch etwas schief geraten. Zwischen den beiden Titeln liegt eindeutig ein Niveauunterschied. Irgendwo anders schrieb jemand, dass Psychonauts von seiner relativ geschlossenen Struktur profitierte, in der Schafers Esprit richtig zur Geltung kommen und strahlen durfte. Diesen Esprit gibt es hier natürlich auch wieder. Bei Brütal Legend kommt es mir nur leider so vor, als sei er auf einer zu groß geratenen Scheibe Brot breitgeschmiert worden. In Psychonauts lief ich permanent den anderen Kindern des Ferienlagers über den Weg. In Brütal Legend muss ich mich ins Auto setzen und minutenlang anreisen, um Ophelia und die anderen wieder sehen zu können. So zerkrümelt sich Schafers Stärke in eben diesem Bereich in den hübschen Weiten dieser Artdesign-Studie.
schrieb am