Vorschau: Total War: Shogun 2 (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Total War: Shogun 2
Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
15.03.2011
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ab 26,99€
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Vor zehn Jahren wurde mit Shogun: Total War der Grundstein für eine bis heute faszinierende Strategiespielreihe gelegt, die Echtzeitgefechte und Rundentaktik vereint. Im Laufe der Zeit wurde das epische Erobern in der europäischen Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit fortgeführt, bis man schließlich mit Napoelon unter Pulverdampf nach Moskau marschierte. Jetzt wollen die britischen Entwickler zurück zu ihren Wurzeln. Wir konnten kurz vor der E3 die ersten Schlachten sehen.

Zurück nach Japan

Was hätte nach Napoleon: Total War noch kommen können? Der Amerikanische Bürgerkrieg als Erweiterung und dann der Erste Weltkrieg mit Giftgas und Grabensterben? Ich bin froh, dass da weder ein Add-On rausgehauen noch dass der Stellungskampf à la Verdun visualisiert wird - von den taktischen und technischen Schwierigkeiten des "modernen" Krieges ganz zu schweigen. Creative Assembly zieht also die historische Reißleine und kehrt zurück ins alte Japan, genauer gesagt in das 16. Jahrhundert, die "Periode der Krieg führenden Provinzen" oder "Sengoku-Zeit". Und dafür hat man seine Artdesigner ein Jahr in Japan recherchieren lassen, um sich einzustimmen - heraus kommen edle Malereien wie diese, die auch in einem Museum in Tokyo hängen könnten:



Ziel ist es, als Fürst (Daimyo) so mächtig zu werden, dass einen der hilflose Kaiser (Tenno) zum General (Shogun) ernennt - also zum militärischen Beschützer des Landes. Je nach Wahl eines von neun Clans soll man ganz andere Startbedingungen haben. Die Entwickler wollen nicht nur bekannte Persönlichkeiten der Epoche integrieren, die getötet werden und Nachwuchs bekommen können, sondern auch eine bessere Geschichte erzählen, indem sie mehrere Charaktere und eine historische Dramaturgie aufbauen. Das, was man in Napoleon in Ansätzen an Story beobachten konnte, soll hier noch stärker in der Kampagne spürbar werden. Ich bin gespannt, ob man die Biographien oder Schicksale einzelner japanischer Kriegsherren hier erzählerisch integriert. Man wird Fürsten übrigens auch selbst mit Fähigkeiten weiter entwickeln können, so dass man nicht auf festgelegte Eigenschaften der Feldherren angewiesen ist.

Creative Assembly trifft mit der Rückkehr in diese kriegerische Zeit eine gute Entscheidung. Denn erstens haben die Samurai mit ihren zehn Jahren so viel Staub angesetzt, dass ich mich über eine moderne Politur freue. Erst kurz nachdem das erste Shogun erschien, wurde 4Players gegründet - in unserem Archiv gibt es also keinen Test zu diesem Klassiker, der immerhin den Ruhm der Reihe begründete; ich habe das damals neben Age of Empires gespielt wie ein Besessener. Zweitens können die Briten ihre Erfahrung mit klassischer Kriegführung im Zeitalter der Samurai wesentlich besser einbringen als im Zeitalter der ersten Panzer und Bomber. Und drittens ist es einfach klasse, dass dieser letzte Dinosaurier der PC-Strategie weiter marschiert.

Ein Ozean voller Katanas

Mit dieser Neugier im Gepäck bin ich kurz vor der E3 nach London geflogen, um mir das neue Shogun anzuschauen. Und als die Briten ihren Alpha-Code starten, geht zwar die Sonne auf dem Schlachtfeld unter, aber mein Strategenherz auf - eigentlich habe ich nur mit einer Präsentation gerechnet, aber es geht bereits in die Vollen mit Spielszenen: Zwei Armeen stehen sich bei Nacht in einem hügeligen Gelände gegenüber, Regen prasselt auf hunderte Samurai in Formation, Nebel geistert in großen Schwaden über den Baumwipfeln und der Wind peitscht durch hohes Gras, während im Hintergrund eine beleuchtete Festung prangt. Das sieht ja aus wie ein Gemälde!



Neben schwer gepanzerten Samurai stehen leicht gerüstete Krieger und auch bewaffnete Bauern. Die Kamera fährt durch die Reihen und zeigt unheimlich realistische, allerdings noch viele gleiche Gesichter. Besonders beeindruckend sind jetzt schon die Details der Rüstungen: Mit ihren gehörnten Helmen und Halbmasken sehen vor allem die Samurai wie düstere Dämonen aus - bis zu 40.000 Polygone sollen eine Figur schmücken. Und das sieht als Schauplatz schon verdammt gut aus, ohne dass überhaupt ein Katana gezogen oder ein Pfeil abgeschossen wird. Warum? Weil es wunderbare Licht- und Partikeleffekte auf dem Schlachtfeld gibt:



In den Reihen der Krieger stehen Laternenträger, die für kleine orange Inseln in der wogenden Dunkelheit sorgen, in der sich selbst große Tannen im Wind wiegen. Das Ganze erinnert auf den ersten Blick an einen bewegten Ozean voller Holz und Stahl. Als die dumpfen Trommeln verstummen, gibt es eine Ansprache des Fürsten à la Braveheart, der seine Männer regelrecht aufpeitscht. Noch konnten wir nicht in Erfahrung bringen, inwiefern diese Moralpredigten wirklich Einfluss haben, aber es soll zig rhetorische Alternativen zur Auswahl geben. Als die ersten Kriegsschreie sowie Feuerpfeile durch die Nacht jagen und zwei Kompanien Samurai aufeinander prallen, zeigt dieses Total War seine Nahkampftugenden: Es wird geschwungen, gestoßen, geschlitzt und getreten - all das wirkt im totalen Zoom bereits angenehm authentisch.             
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Kommentare

SilentOpera schrieb am
"Empire" hat mir trotz einige Macken sehr viel Spass gemacht. Auch wenn ich zugeben muss das ich Mods alla "Terra Inkognita" installiert hatte und das Spiel erst deshalb eine Herausforderung dastellte. Denkt man nur mal daran das man als Brite praktisch unbesiegbar war weil keine Nation sich an eine Invasion von der Seeseite aus wagte.
Modernere Schusswaffen als Musketen möchte ich mir bei der TW Reihe auch nicht vorstellen. Wenn ich Panzer will packe ich "Company of Heroes" wieder aus oder spiele das alte "Sudden Strike" (wobei "Men of War" ja auch was hat ^^)
Das sich CA nicht gerade 100%ig an historische Gegebenheiten hält finde ich ganz okay. Vielleicht habe ICH als Kriegsherr ja Lust eine Seeinvasion zu führen. Ach wenn das damals wohl eher unkonventionell war. Wobei ich zugeben muss das ich mich nicht wirklich mit den Sengoku-Ära auskenne.
Nett finde ich die Idee mit den Helden. Aber Ninjas und Geishas hätte ich dann wirklich lieber als Agenten. Sowas passt nicht aufs Schlachtfeld (sind ja keine Eversor-Assasinen aus Warhammer 40K). Am meisten bin ich aber wirklich mal darauf gespannt ob CA es nicht vielleicht doch mal schafft eine Anständige KI auf die Beine zu stellen. Zumindest auf der Kampagnenkarte wäre das wirklich ein Traum.
"Napoleon" habe ich schon übersprungen (war in meinen Augen nicht mehr als ein Addon >.<). Ich hoffe das ich Shogun nicht auch fallen lassen muss. Wäre schade um die Reihe.
Snyder schrieb am
Nach Empire Total War wird es erst mal nicht gekauft...ich werde erst mal Warten was die Community in den ersten 2-3 Wochen schreibt, wenn man da nichts von Bugs liest und das Spiel gute Kritiken bekommt denke ich drüber nach.
Bin immer noch extrem Sauer, dass die Empire Total War so rausgebracht haben :evil: ...da muss schon alles Stimmen, dass ich da nochmal Geld investiere
Cäsar2 schrieb am
Sagt mal, wollt ihr spielen, odda ne Geschichte Arbeit korrigieren? (Ich muss zugeben, dass CA da nicht gerade ein Einser-Schüler wäre...)
Was die Leute hier alles wissen...
Solang es Spaß gemacht hat, war mir die Realistik ziehmlich egal^^
superflo schrieb am
Mal eine Frage, wird man die japanischen Invasionen Koreas (1592 und 1594) nachspielen können oder liegt das nicht im dargestellten Zeitrahmen?
Hayab schrieb am
Shogun war damals ein geiles und innovatives Spiel, aber seit dem hat sich wenig veraendert an der ganzen Totalwar reihe. Die Schlachten zu See und zu Lande machen zwar immer noch Spaß, aber an den Kampagnekarte muss sich sicher so manches noch ändern. Vielleicht sollte das ganze in verlangsamten Echzeit ablaufem, irgendwie ist die Kampagne das was sich seit Jahren bei TW nicht geaendert hat. Ich als Spieler will da was neues sehen.
schrieb am

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