Endlich wieder?
Stand "Dirt" nicht Zeit seines Bestehens für Rennspiele, die sich nur nebenbei um das glaubwürdige Abbilden des Rallyesports scheren? So ist es. Die Wurzeln der Serie reichen allerdings zu einem Vorfahr namens
Colin McRae Rally zurück. Und dem war es mit Realismus durchaus Ernst. Nicht so ernst, dass nur Lenkrad-Spezialisten geradeaus fahren konnten. Aber ernst genug, dass Liebhaber des Sports alleine vom Start bis ins weit entfernte Ziel unterwegs waren, anstatt kurze Strecken im Pulk zurückzulegen. Und genau dieses Erlebnis fängt Dirt Rally endlich wieder ein!
"Stay on the road, Samir, please!"
Man braucht weder Racing-Seat noch Asbest-Unterwäsche: Dank optionaler Fahrhilfen zwingt man die Boliden selbst mit Gamepad und Tastatur über Staub und Straße. Zwingen deshalb, weil das britische Codemasters-Studio die unebenen Strecken mit ihren vielen Knicken, Erhebungen, Gräben, Pfützen und wechselnden Belägen wirklichkeitsnah darstellt. Ständig ändert der Wagen seine Richtung; mal bringt ihn eine Bodenwelle aus der Spur, mal zieht ihn eine Spurrille gefährlich nah in Richtung Wegrand.
Wer Dirt Rally fährt, kämpft in jeder Sekunde um Millimeter. Er gibt nicht nur Vollgas, um gelegentlich das Lenkrad einzuschlagen, sondern man korrigiert mit Lenkung, Gas und Bremse. Diesen wichtigen Aspekt einer guten Simulation fängt Dirt schon jetzt überzeugend ein: Das ständige Spiel mit dem Gas ist für eine schnelle Fahrt
Lange Fahrten von A nach B: Dirt Rally bildet den Rallyesport originalgetreu ab.
ebenso wichtig wie die richtige Stellung der Räder. Tatsächlich erinnert das Fahrverhalten an das eben erschienene
Project Cars: Es erfordert viel Geschick, die grundsätzlich leicht zu fahrenden Autos im Grenzbereich zu bewegen. Und das macht einen Heidenspaß!
Weil sie nicht auf überschaubaren Rundkursen unterwegs sind, nutzen Rallyepiloten dabei eine wichtige Hilfe: Ihr Beifahrer warnt sie vor Kurven und Hindernissen. Die
knappen, aber zahlreichen Informationen verlangen volle Konzentration, weil Spitzenzeiten ohne sie undenkbar sind – zumindest so lange, bis hungrige Enthusiasten selbst die längsten der vielen Etappen in- und auswendig kennen. Auch das schürt das Feuer für Simulationsfans, denn sie müssen mit allen Sinnen ins Cockpit abtauchen. Schon alleine deshalb, weil es das Zurückspulen nach einem Fehler hier nicht gibt.
Auch Realismus muss spielbar sein
Lenkrad-Raser sind selbstverständlich im Vorteil, da sie Richtungsänderungen schneller und präziser ausführen. Tatsächlich bewirken Gamepad-Eingaben in der aktuellen Early-Access-Version allerdings dermaßen drastische Richtungsänderungen, dass man die Empfindlichkeit auf Null setzen und das Steuerungsverhalten so weit wie möglich von einer linearen Abfrage entfernen sollte. Daran arbeitet Codemasters hoffentlich noch. Ein Rallyefahrzeug muss schwer zu bändigen sein und mit vollem Lenkeinschlag durch engste Kurven schlittern. Beinahe ausbrechen darf es nach winzigen Korrekturen aber nicht!