Vorschau: Escape from Tarkov (Shooter)

von Eike Cramer



Escape from Tarkov (Shooter) von Battlestate Games
Das Anti-Fortnite
Entwickler:
Publisher: Battlestate Games
Release:
2022
Spielinfo Bilder Videos

Escape from Tarkov inszeniert realistische Gefechte in einer fiktiven osteuropäischen Stadt mit viel Beute - und hat russische Entwickler, die in der Vergangenheit mit frauenfeindlichen Aussagen aufgefallen sind. In der Vorschau verraten wir, warum Battlestate Games lieber Spiele entwickeln sollte, anstatt Interviews zu geben, und weshalb dieser gnadenlose Shooter so fasziniert.



Das „Hard“ in „Hardcore“

Da! Schritte! Geduckt verharre ich im hohen Gras, direkt neben einer verfallenen Tankstelle. Ich hebe mein Gewehr – und sehe eine Gestalt aus dem Gebüsch auf mich zulaufen. Mein halbautomatisches Jagdgewehr (OP SKS) bellt dem unachtsamen Spieler heiser den Tod entgegen. Er bricht zusammen. Jetzt muss es schnell gehen: Zwei, drei Schritte und schon öffne ich seine Taschen, seinen Rucksack. Greife mir seine Waffe: eine wertvolle P-90, hervorragend. Gerade als ich mir den Dog-Tag des gefallenen PMCs in die Taschen stecke, trifft mich eine Ladung Schrot. Verdammter Mist. Gepriesen sei meine Panzerweste, die große Teile des Schadens auffängt. Verletzt verschwinde ich im Gebüsch, während mit der wütende KI-Plünderer Schrotladung um Schrotladung, vermischt mit russischen Flüchen hinterherschleudert. Das war knapp. Viel zu knapp.

Escape from Tarkov ist der Hardcore-Shooter unter den Hardcore-Shootern. Selbst ein (ungemoddetes) Arma 3 verblasst gegenüber der großen Liebe fürs Detail, die die russischen Entwickler von Battlestate Games hier beweisen. So gibt es ähnlich wie bei der Militär-Simulation von Bohemia sechs Einstellungen für die Höhe der geduckten Haltung. Dazu eine beinahe stufenlos einstellbare Laufgeschwindigkeit und natürlich kann man sich in jede Richtung lehnen oder Gewehre per Tastendruck über Deckung halten, um Sperrfeuer zu legen. Jeder Körperteil ist eine eigene Trefferzone und kann verletzt, Extremitäten auch gebrochen und ausgeschaltet werden. Es gibt Reaktionen auf Schmerz, Blutverlust und Streifschüsse auf Helme. Alle Oberflächen und beinahe jede Bewegung erzeugt ein eindeutig identifizierbares Geräusch. Schwere Polizeihelme verzerren die Sicht und ihre Polsterung dämpft die eigene Wahrnehmungsfähigkeit. Und jeder einzelne Schuss könnte der letzte sein.

Man weiß erst was man hatte, wenn es weg ist

Der Typ ist dran! So einfache Kills gelingen nur selten!
Der Typ ist dran! So einfache Kills gelingen nur selten!
Worum es bei Escape from Tarkov geht? Mitglieder privater Militärfirmen bekämpfen sich im verlassenen Umland der fiktiven Stadt Tarkov. In der Sonderwirtschaftszone stehen sich Russisches Militär, UN-Truppen und private Sicherheitsunternehmen gegenüber. Als Spieler muss ich mich in das unsichere Gebiet voller Plünderer begeben, um wertvolles Gut aus der Kampfzone zu bringen. Das aber ist richtig gefährlich: In einem Zeitlimit muss ich einen zu Beginn der Runde festgelegten Ausgang erreichen, der sich meist auf der anderen Seite einer der weitläufigen Karten befindet.

Auch Innenräume kann die Unity-Engine (!). Hier: Office Window, ein Extraktionspunkt der Map "Factory".
Auch Innenräume kann die Unity-Engine (!). Hier: Office Window, ein Extraktionspunkt der Map "Factory".
Auf dem Weg dahin begegne ich anderen Spielern und von der KI gesteuerten Plünderern, sogenannten „Scavs“, die ohne Zögern das Feuer eröffnen. Jeden Gegenstand, den ich in das Gefecht mitnehme und der nicht in meinen kleinen Sicherheitscontainer passt, geht verloren, wenn ich den Ausgang nicht lebend erreiche. Das heißt: Ich setzte nicht nur mein Leben, sondern auch meine hart erkämpfte Ausrüstung aufs Spiel. Dieser Kniff sorgt für Spannung, da auch erfahrene Spieler mit höherem Level und wertvoller Ausrüstung nicht kugelsicher sind. Schon ein Projektil aus einem einfachen Bolt-Action-Gewehr kann also reichen, um Stunden des Fortschritts zunichte zu machen. Eine Ingame-Karte? Gibt es nicht. Hinweise auf die Ausgänge? Ach bitte! Der Blick in die Wikis ist Pflicht, um überhaupt ein Gefühl für die empfohlene Anfänger-Karte Customs (nur eines von derzeit sieben Schlachtfeldern) zu bekommen, die Wälder, große Industrieanlagen, Lagerhallen, Züge und mehrere Brücken umfasst.

Der Shooter unter den Dark Souls

Die Karten von Escape From Tarkov sind meist weitläufig und bieten ein Wettersystem mit Sonne, Regen und Nebel.
Die Karten von Escape from Tarkov sind meist weitläufig und bieten ein Tag/Nach sowie Wettersystem mit Sonne, Regen und Nebel.
Daher ist es gut, dass man alle 20 Minuten auch als Scav in die Gefahrenzone vordringen kann. Hier erhalte ich zufällige Ausrüstung, mit der ich zu einem zufälligen Zeitpunkt irgendwo auf der Karte erscheine. Erreiche ich lebend den Ausgang, kann ich das Zeug des Scavs behalten, meinen Spieler-Charakter damit einkleiden oder den Krempel bei einem der acht Händler gewinnbringend verticken, um mir hochwertige Ausrüstung zu ertauschen. Kurz: Escape From Tarkov verbindet die situative Spannung eines PUBG geschickt mit dem Realismus von Arma und einem Survival-Lootsystem à la DayZ. Dieses Konzept geht knapp dreieinhalb Jahre nach Alpha-Start voll auf: Den eigenen Stash langsam mit dutzenden Waffen, Rigs und Rucksäcken zu füllen, den Kontostand zu verbessern und sich auszurüsten, um danach erste Erfolge mit dem Spieler-Charakter zu feiern, erinnert an die knallharte Faszination der Souls-Spiele. Jeder erfolgreiche Extract mit wertvollen Bauteilen, einer guten Waffe oder einem unversehrten Rüstungsteil fühlt sich an wie ein besiegter Boss, jeder erschossene Scav oder jede erfolgreich geplünderte Kiste ist ein kleiner Sieg.

Kommentare

James Dean schrieb am
Temeter  hat geschrieben: ?25.04.2021 20:08
James Dean hat geschrieben: ?24.04.2021 15:08Das ist ziemlich praktisch, wenn man planen möchte, wie man gewisse Quests angehen will. Hat mir unheimlich bei dem ganzen Scheiß auf Shoreline geholfen, besonders diese Satellitenschüssel-Geschichte oder wo man die Leichen finden musste. Nicht zu vergessen die Dokumente in Zimmer 306...
Oh ja, IMO sollte man sich bei quests auch 100% auf die Wiki verlassen. Das ganze Questen ist imo der schwächste Teil von Tarkov, da geht wenig verloren, wenn man da ein bisschen rusht.
Es geht. Die Quests sind teilweise einfach nur absurd, besonders die Jaeger- und Skier-Quests, wo du Scavs und PMCs unter lächerlichen Bedingungen umbringen sollst (Töte in einer Runde 3 PMCs in einer Distanz von unter 25m mit nem random Headshot aus nem Bolt-Gewehr, trage dabei keine Ausrüstung und leide unter Kopfschmerzen und zwei gebrochenen Beinen, du kriegst 5000 Rubel und eine Tüte Croutons als Belohnung).
Temeter  schrieb am
James Dean hat geschrieben: ?24.04.2021 15:08Das ist ziemlich praktisch, wenn man planen möchte, wie man gewisse Quests angehen will. Hat mir unheimlich bei dem ganzen Scheiß auf Shoreline geholfen, besonders diese Satellitenschüssel-Geschichte oder wo man die Leichen finden musste. Nicht zu vergessen die Dokumente in Zimmer 306...
Oh ja, IMO sollte man sich bei quests auch 100% auf die Wiki verlassen. Das ganze Questen ist imo der schwächste Teil von Tarkov, da geht wenig verloren, wenn man da ein bisschen rusht.
James Dean schrieb am
Temeter  hat geschrieben: ?24.04.2021 13:47 Jup, Map-Kenntnis is super wichtig in diesem Spiel. Karte auf dem zweiten Monitor is sehr hilfreich, kannst auch im offline-Modus durch die Maps rennen, um wenigstens halbwegs einen Eindruck zu gewinnen.
Das ist ziemlich praktisch, wenn man planen möchte, wie man gewisse Quests angehen will. Hat mir unheimlich bei dem ganzen Scheiß auf Shoreline geholfen, besonders diese Satellitenschüssel-Geschichte oder wo man die Leichen finden musste. Nicht zu vergessen die Dokumente in Zimmer 306...
Temeter  schrieb am
Jup, Map-Kenntnis is super wichtig in diesem Spiel. Karte auf dem zweiten Monitor is sehr hilfreich, kannst auch im offline-Modus durch die Maps rennen, um wenigstens halbwegs einen Eindruck zu gewinnen.
James Dean schrieb am
DerSnake hat geschrieben: ?22.04.2021 16:17
Mein großes Problem und Spaßkiller bis jetzt ist aber > 0 Map Kenntnisse/keine Map. Jetzt mögen einige Spieler schreien aber mit "Map" meine ich jetzt keine minimap die oben an der ecke ist. Aber irgendein Ingame Mittel was mir zeigt wo ich auf der Karte bin. Ich lauf wie ein blindes Huhn durch die Map ohne zu wissen...was nun? Wo hin? Selbst mit einer "Mapkarte" auf Monitor 2 klatschen ist es nicht einfach sich da zurecht zu finden.
Du kannst dir ingame Karten kaufen ,die taugen aber nicht viel. https://mapgenie.io/tarkov ist eine ganz gute Mapübersicht. Am besten ist, du fokussierst dich anfangs erstmal auf Customs, das ist die Map, auf der man sich nach wenigen Spielrunden bereits am besten orientieren kann. Die Ausgänge sind auch immer gleich: Spawnst du ganz links auf der Karte (mit dem Industriegebiet Richtung Süden und dem Grünzeug im Norden), dann ist einer deiner Ausgänge immer ZB 11 oder 12 (das sind zwei Bunker auf der rechten Seite im Industriegebiet), spawnst du rechts vom großen Fluss bzw. im Industriegebiet, ist dein Exit fast immer Crossroads (das ist ganz links auf der Karte, wenn du vom Industriegebiet über die Brücke rennst immer gerade aus) oder Trailerpark (etwas südlich von Crossroads).
Erschlagen wirst du, was die Orientierung betrifft, vor allem auf Woods. Da bist du a) ohne Karte massiv aufgeschmissen und b) ohne Orientierungssinn. Ich habe das Glück, mich auf Karten recht gut zurechtzufinden und schnell meine Position anhand von Umgebungsmerkmalen bestimmen zu können, aber das können viele halt nicht und da wird es richtig dreckig.
Die Exits auf Interchange sind sehr einfach zu merken, immer spiegelverkehrt zum Eintrittspunkt, d.h. entweder oben links oder unten rechts (oder unten links und oben rechts?).
Es gibt zwar dazwischen noch viele Exits, aber die sind häufig knifflig und nur unter bestimmten Voraussetzungen zu erreichen. Auf Woods kannst du einen Ausgang nur benutzen, wenn du einen...
schrieb am