Vor den Assassinen
Als Bayek ein paar Dutzend Jahre vor Christus für den Schutz Kleopatras kämpft und die Römer einmal mehr ihre militärischen Finger nach dem Land der Pyramiden ausstrecken, gehört Ägypten noch zu den einflussreichsten Nationen der Erde. Bayek wird eine entscheidende Rolle spielen, wenn man die fiktiven Mächte hinter den politischen Veränderungen aufspürt. Und er wird der erste der Assassinen sein.
Willkommen im alten Ägypten, wo der Grundstein für die Bruderschaft der Assassinen gelegt wird!
Als Soldat steht er zunächst also im Dienst der Königin – handelt aber nicht nur in ihrem Namen, sondern kümmert sich auch um das Wohl etlicher Mitmenschen, denen er kleine und große Gefallen tut. Genauer gesagt erledigt man zahlreiche Nebenmissionen, die mehr als in früheren Assassin’s-Creed-Episoden Kurzgeschichten sind statt knapp umrissener Standard-Aufträge.
So befreit Bayek Gefangene aus Banditenlagern, sucht die Toten einer überfallenen Karawane oder betreibt detektivische Spurensuche. Dafür sucht er in einem vielleicht wenige hundert Quadratmeter großen Zielgebiet nach Hinweisen und kommt erst weiter, wenn er alle gefunden hat. Das ist nicht schwer, verlangt aber genaues Hinsehen und mitunter ein gutes Auge für die Details der Umgebung. In der Vorschau musste er etwa eine Vermisste finden, wofür er über mehrere Stationen ihrer Blutspur und anderen Hinweisen folgte.
Level statt Können
Erledigen sollte man solche Nebenmissionen schon deswegen, weil Bayek Erfahrungspunkte dafür erhält, davon in einer relativ offenen Charakterentwicklung neue Fähigkeiten kauft und sich wie in einem Rollenspiel Stufe um Stufe verbessert. Jeder seiner Gegner befindet sich ebenfalls auf einer festen Stufe – um in der Geschichte voranzukommen, muss man also leveln, leveln, leveln.
Und tatsächlich hat mir das in der Vorschau wenig Spaß gemacht. Kleine Gefallen erledige ich nämlich gerne; nur in diesen kleinen Erzählungen erfährt man schließlich viele Einzelheiten, die der Welt Farbe verleihen. Enttäuscht war ich allerdings
Gute Ausrüstung ist wichtig, hauptsächlich wird die Stärke aber über den Charakterlevel bestimmt.
darüber, dass Bayek in einer wichtigen Mission entlang des roten Fadens nicht den Hauch einer Chance hat, wenn er gegen Feinde kämpft, die sich mehr als zwei Level über seinem eigenen befinden. In dem Moment fühlten sich Nebenmissionen nicht optional an, sondern wie ein Pflichtprogramm, das man abarbeiten muss. Die Welt wirkte nicht offen, sondern wie eine verzweigte, aber streng vorgeschriebene Aufgabenliste.
Mag sein, dass das der räumlich und damit spielerisch eingeschränkten Vorschau-Version geschuldet war, denn wir durften uns lediglich in einem weitläufigen, im Vergleich zur kompletten Spielwelt aber sehr kleinen Gebiet bewegen. Und bekommt man es nicht mit mehreren Feinden zu tun, ist ein einzelner Kampf Mann-gegen-Mann durchaus machbar. Ich hoffe daher, dass Levelvoraussetzungen und Missionsvielfalt im fertigen Spiel größere Freiheiten bieten - lieber wäre mir trotzdem ein Schauplatz, an dem spielerische Fertigkeiten und Ausrüstung über die Schwierigkeit entscheiden, nicht ein stufenweises Vereinfachen von Schadens- und Gesundheitswerten.