Gleich und gleich gut
Ähnlich wie seine vorherigen Spiele basiert dabei auch Opus Magnum auf einem Konzept, das er schon vor Jahren spielerisch verwirklicht hat; tatsächlich ist
The Codex of Alchemical Engineering sogar kostenlos im Browser spielbar. Und natürlich kann man seinem aktuellen Projekt durchaus vorwerfen, sowohl diesem Original als auch seinen anderen Spielen ausgesprochen ähnlich zu sein. Immerhin geht es auch hier darum, Produktionswege zu erstellen, auf denen aus vorgegebenen Ressourcen gewünschte Materialien hergestellt werden. Genauer gesagt spaltet man als Alchemist chemische Elemente auf, veredelt sie und erstellt daraus neue Moleküle.
Einmal mehr erstellt man Abläufe so komplex oder kompakt wie man möchte oder eben kann.
Man könnte einen Greifarm etwa so programmieren, dass er sich das Eisen schnappt und zu einer Glyphe transportiert, auf der das Material mehrmals mit Quecksilber reagiert, wobei aus dem dem einfachen Metall erst Zinn, dann Eisen, Kupfer, Silber und schließlich Gold wird - Alchemie eben: das "Zauberwerk" des mittelalterlichen Chemikers.
Elegantes Drag&Drop
Dabei ist Opus Magnum nicht nur zugänglicher als die zuletzt veröffentlichten Programmierspiele
TIS-100 und
Shenzhen I/O, sondern auch ein verdammt schicker Hingucker. Immerhin sehen die Hexfelder, auf denen man Greifarme, Transportschienen oder Glyphen anordnet, nicht nur edel aus. Wenn die Bewegungen aller dort angeordneten Bauteile perfekt abgestimmt buchstäblich ineinandergreifen, dann ist das auch geradezu erhebend! Jeden funktionierenden Mechanismus hält man dann per Knopfdruck in einer animierten GIF-Datei fest.
Angenehm auch, dass man komplett ohne die Programmierarbeit der geistigen Vorgänger auskommt, da man sämtliche Objekte per Maus aufs Spielfeld zieht, in die richtige Position dreht und ähnlich wie in
Human Resource Machine Funktionsanweisungen in die Zeitleiste schiebt. Mit diesem einfachen Drag&Drop entsteht ein ausgesprochen eleganter Spielfluss.
Sieht kompliziert aus, hat man aber schnell intus: das alchemische System der Elemente.
Die audiovisuelle Lust
Zwischen den Aufgaben, von denen meist mehrere zur Wahl stehen, so dass man gefühlt nie in eine Sackgasse rennt, klickt man sich zudem durch die erst amüsante und bald spannende Geschichte des hochnäsigen Chefalchemikers Anataeus Vaya. Oder man verliert sich in dem Minispiel Sigmars Garten: Die Variante des Brettspiels
Solitaire sorgt für Ablenkung vom eigentlichen Rätseln und hat mich blitzschnell mit den Elementen vertraut gemacht - praktisch!
Ständig wechselnde, besonders anspruchsvolle Herausforderungen halten hingegen engagierte Alchemisten mit dem Erstellen sehr komplexer Produktionsabläufe auf Trab. Im Handumdrehen kreiert man nicht zuletzt eigene Aufgaben und wer will, wetteifert einmal mehr mit der globalen Statistik um den kostensparendsten Mechanismus, die platzsparendste Lösung oder die am effektivsten programmierte.
Interessanterweise habe ich mich allerdings immer wieder dabei erwischt, möglichst komplexe Apparate zu bauen - einfach weil das Beobachten einmal funktionierender Produktionszyklen so ungemein befriedigend ist! Diese Lust am audiovisuellen Ergebnis erweckt Opus Magnum viel stärker als Barths bisherige Spiele. Deshalb und weil die aktuelle Early-Access-Version schon einen sehr runden und inhaltlich umfangreichen Eindruck macht, fesselt mich sein neues Spiel genauso an den Bildschirm wie
SpaceChem,
Infinifactory & Co.