Virtueller Motorsport
Neben der überarbeiteten Fahrphysik und modernen Technik markiert das neue Einstufungssystem den größten Fortschritt. Es trägt nicht nur dazu bei, mit Bewertungen hinsichtlich Streckenkompetenz, Konsistenz und Wagenkontrolle ein Spiegelbild der eigenen Leistungen zu zeigen, sondern liefert mit visuellen Markierungen sogar Anmerkungen in Echtzeit, was man gerade falsch gemacht hat und wie man sich als Fahrer verbessern kann. Zwar arbeitet das System noch nicht perfekt und wertet manchmal fragwürdig, doch das grundlegende Konzept ist klasse.
Neben den Fahrerwertungen gibt es außerdem drei separate Einstufungen für den kompetitiven Bereich. Das Safe Rating zeigt z.B. an, ob ein Spieler in Positionsduellen sich fair verhält oder immer wieder in Kollisionen verwickelt ist. Die Wertung für Racecraft ist dagegen ein Indikator dafür, wie clever man sich in Zweikämpfen positioniert und wie erfolgreich man die Überholmanöver abschließt. Als drittes gibt es außerdem eine Competition-Einstufung, zu der es noch keine konkreten Infos gibt. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich hier um einen Wert handeln dürfte, der den generellen Erfolg des Piloten widerspiegelt, darunter z.B. Siegquoten oder Startplätze in der Qualifikation inklusive der Relation zur endgültigen Position.
Freie Fahrt für Pistenrowdies?
Im Mehrspieler-Rennen offenbarte auch das kompetitve Einstufungssystem leider noch Schwächen: Bei der Überrundung weigerte sich einer der Teilnehmer partout, den Führenden passieren zu lassen. Stattdessen ignorierte der Rowdie konsequent alle blauen Flaggen, saß die auferlegte Zeitstrafe einfach nicht an der Box ab und blockierte entweder die Überholversuche oder rempelte den Erstplatzierten mutwillig von der Piste. Was im realen Motorsport ohne Zweifel eine schwarze Flagge und vermutlich eine Sperrung auf Lebenszeit nach sich gezogen hätte, blieb hier ohne Konsequenzen, abseits einer Disqualifikation nach dem Rennen. Realismus hin oder her: Hier muss das System schon vorher eingreifen und
Derzeit tummeln sich bis zu 30 Fahrzeuge auf den Strecken.
Spielverderber nach zu vielen Verstößen entweder in einen Geisterwagen verwandeln oder am besten gleich sofort aus dem Rennen entfernen.
Weniger Vielfalt
Den Fokus auf die Blancpain-Serie kann man sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge betrachten: Auf der einen Seite ist es prima, ein offizielles Spiel zur attraktiven GT3-Meisterschaft haben, in dem allen realen Teams, Fahrer, Strecken und das Regelwerk vertreten sind. Auf der anderen Seite bietet Competizione mit dem beschränkten Fuhrpark nicht die Vielfalt des Vorgängers, in dem man sich auch hinter das Steuer von Fahrzeugen anderen Klassen und Rennserien klemmen durfte. Gleiches gilt für die Strecken: Zwar werden die zehn Pisten dank Laserscanning möglichst akkurat nachgebildet, doch vermisst man neben alternativen Layouts weitere Kurse wie die Nordschleife, die nicht Teil der Blancpain sind. Das ist zwar auf der einen Seite verständlich, aber trotzdem sehr schade.
Die große Unbekannte
Geht man hart in die Eisen, bringt man die Bremsscheiben zum Glühen.
Obwohl wir bereits eine weit fortgeschrittene Version anspielen durften, war ein Blick auf die Meisterschaft und Karriere leider noch nicht gestattet – also genau jede Modi, bei denen der Vorgänger geschwächelt hat. So bleibt aktuell nur die Hoffnung, dass die Entwickler es bei Competizione besser machen und für Solo-Spieler abseits von Einzelrennen, Zeitfahren und Special Events noch genügend weitere Inhalte auffahren, um die Motivation aufrecht zu erhalten. Einstellen darf man sich schon auf eine knackige KI, deren Können und Aggressivität sich derzeit getrennt in 20 Schritten einstellen lässt. Bereits auf niedrigen Stufen wird man durchaus gefordert, während man in höheren Schwierigkeitsgraden fast schon wie ein professioneller Rennfahrer hinter dem Steuer agieren muss, um mithalten zu können.