Outwer?
Rendertrailer-only-Präsentationen zu neuen Spielen sind keine gute Sache! Auf der letzten E3 waren selbst die Miyazaki-Martin-Promi-Hochzeit
Elden Ring oder die Rückkehr der PC-RPG-Legende
Baldur's Gate 3 kaum mehr als Randnotizen. Noch schlechter erging es
Deathloop und
GhostWire: Tokyo: Die Titel stammen zwar von renommierten Studios (Arkane bzw. Tango), wenn man sich abseits der schönen, vorberechneten Bilder aber so gar keinen Reim darauf machen kann, welche Art Spiel da überhaupt entsteht, ist es schwierig, Interesse beim gemeinen Zocker zu wecken. Oder mit wie vielen eurer Kollegen habt ihr schon (vor-)freudig über
Deathloop oder eben
Outriders, das im Rahmen der letztjährigen Square-Enix-Konferenz enthüllt wurde, geschnackt? Genau!
Sieht man bei Outriders aber genauer hin, wird das Projekt interessant. Dessen polnischer Entwickler People Can Fly hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich: 2004 betraten sie die PC-Bühne mit dem Paukenschlag
Painkiller - der schnelle Ego-Shooter mit der ikonischen Pflock-Knarre verdiente sich 82 Spielspaßpunkte. Originalzitat von Tester Paul: „Eine gute platzierte Rakete lässt einen den Frust des Tages schnell vergessen.“ Der 2011 veröffentlichte, rasch indizierte, mittlerweile aber von der BPjM-Liste gestrichene Spaß-Shooter
Bulletstorm sahnte in der 2017er Überarbeitung Full Clip Edition gar unseren Gold-Award ab. Was nur wenige wissen: Bereits seit 2007 war Unreal-(Engine-)Erfinder Epic Mehrheitseigner des polnischen Studios. 2012 wurde People Can Fly dann vollständig von Epic aufgekauft, inklusive Namensänderung und neuen Aufgaben: Epic Games Poland bekam mit
Judgment nicht nur eine eigene Gears-of-War-Episode, sondern durfte auch an der Entwicklung von
Fortnite mitwirken. Derweil verließ People-Can-Fly-Gründer Adrian Chmielarz das Studio und eröffnete kurzerhand ein neues: The Astronauts veröffentlichten 2014 das starke Horror-Adventure
The Vanishing of Ethan Carter und arbeiten aktuell am Magie-Shooter
Witchfire.
Diese SciFi-Barracken stellen die Basis der Outrider dar - ein weiße Linie weißt den Weg zur nächsten Mission.
Nach dem 2013er Release von
Gears of War: Judgment verschob Epic seinen Fokus zunehmend in Richtung Free-to-Play - und damit weg von den Interessen der ehemaligen People-Can-Fly-Truppe. 2015 erfolgte bereits die Blitzscheidung, mittels so genanntem Management-Buy-out-Verfahren. Der neue Chef Sebastian Wojciechowski bekräftigte in einem Interview mit dualshockers.com: „Wir hatten das Glück, dass Tim Sweeney und die Epic-Führungsetage faire und ehrliche Leute sind (…) und uns die fantastische Möglichkeit gegeben haben, wieder ein unabhängiges Entwicklerstudio zu werden.“ Seitdem ist die Truppenstärke von People Can Fly eigenen Angabe zufolge rasant gewachsen, von 40 auf 230 Mitarbeiter; Niederlassungen im polnischen Rzeszow und englischen Newcastle wurden eröffnet. Und mit Square Enix konnte ein finanziell potenter Publishingpartner für Outriders gewonnen werden, das - wenig überraschend - das bisher ambitionierteste und größte Projekt der Polen sein soll.
Auch für PS5 und Xbox Series X
Zwischen Ballern und Blut gibt es einige Zwischensequenzen - die Figuren sind bisher keine Frohnaturen.
Erscheinen soll Outriders im Weihnachtsgeschäft 2020 - nicht mehr im Sommer, wie im ersten Trailer prognostiziert. Und dann natürlich auch für die beiden Next-Gen-Konsolen Playstation 5 und Xbox Series X, das hat Square Enix im Rahmen unseres Besuchs in Polen bestätigt. Für die Presse stand vor Ort jedoch ein schneller Rechner als Anspiel-Plattform zur Verfügung, wahlweise war Outriders mit Maus/Tastatur oder Gamepad spielbar. In technischer Hinsicht wurde die aktuelle Version noch massiv von Tearing geplagt, dafür waren Bildrate und Steuerung schon sehr angenehm. Bei einem Titel, der erst in acht oder neun Monaten erscheinen wird, ist natürlich klar, dass dem Team Zeit für technische Feinpolitur bleibt, ob die generelle Grafikqualität allerdings noch so einen Boost bekommt, dass es Ende des Jahres für einen Wow-Effekt reicht, darf bezweifelt werden. Mit seinen nur ordentlichen Charaktermodellen und manch mittelmäßigen Texturen sieht Outriders zwar wie ein gutes PS4- oder Xbox-One-Spiel aus, versprüht aber leider so gar kein Next-Gen-Flair. Das mag nach dem Sichten einer so frühen Version hart klingen - spätestens durch die Bestätigung der PS5- und Series-X-Fassungen sowie die Verschiebung ins Weihnachtsgeschäft, ist aber klar, mit welchen Kalibern sich Outriders dann grafisch wird messen müssen.