Vorschau: In Sound Mind (Action-Adventure)

von Michael Krosta



In Sound Mind: Katharsis mit Horror-Flair?
Katharsis mit Horror-Flair?
Entwickler:
Publisher: Modus Games
Release:
28.09.2021
28.09.2021
Q4 2021
28.09.2021
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ab 2,56€
Spielinfo Bilder Videos

In den letzten Jahren ist der Begriff "Indie-Horror" leider häufig zu einem Synonym für Ideenlosigkeit und erschreckende Produktionsqualität verkommen - man denke nur an solch schaurige Werke wie Don't Knock Twice oder TheNightFall. Fällt In Sound Mind ebenfalls in diese Gähn-Kategorie? Oder weckt der Psycho-Trip nach dem Anspielen der Preview-/Demo-Version doch Hoffnungen auf ein hochwertiges Gänsehaut-Erlebnis?



Die Suche nach der Vergangenheit

Bei der Ausgangslage kann man mittlerweile nicht mehr anders als die Augen zu verdrehen: Einmal mehr wacht der Protagonist mit einer Amnesie in einem dunklen Keller-Raum auf - der Klassiker schlechthin! Immerhin war er so clever, sich selbst Notizen zu hinterlassen, um der eigenen Identität auf die Spur zu kommen. Beim Durchstreifen des Gebäudes, das sich über mehrere Stockwerke erstreckt und dabei viele verschlossene Türen bietet, erfährt man recht schnell, dass man in die Haut eines Psychiaters namens Desmond Wales geschlüpft ist. Oder vielleicht doch nur in dessen Verstand? Obwohl die Flure und Räume durchaus real wirken, kommen bald Zweifel auf, ob die Kulisse nicht doch eher der Vorstellungskraft entsprungen sein könnte - spätestens dann, wenn man erstmals mit einer surrealen Kreatur konfrontiert wird und sich unauffällig an ihr vorbeischleichen muss.

Denn zunächst ist man den Gefahren komplett schutzlos ausgeliefert. Eine Schusswaffe erhält man erst, nachdem man eine Notiz zu den versteckten Komponenten entdeckt und diese anschließend ausfindig gemacht hat. Obwohl man zu bereits bekannten Schauplätzen zurückkehren muss, gefällt mir der Rätselansatz: Selbst wenn man die Umgebung schon gründlich abgesucht hätte, wäre man vermutlich höchstens durch Zufall auf die Verstecke gestoßen.

Es werde Licht!

Es geht nicht immer nur gruselig und düster zu - sofern man keine Angst vor Katzen hat.
Es geht nicht immer nur gruselig und düster zu - sofern man keine Angst vor Katzen hat.
Schon deutlich früher hält man eine Taschenlampe in den Händen, die kontinuierlich mit Batterien versorgt werden muss. Das ist sicherlich nicht das innovativste Feature, zumal man im Rahmen der Demo mit den Energiezellen regelrecht überschüttet wird und nicht befürchten muss, sich irgendwann blind durch die Dunkelheit tasten zu müssen. Dramaturgisch ergibt die eingeschränkte Beleuchtung durch den Lichtkegel dagegen immer noch Sinn in einem Horrorspiel und trägt neben der Klangkulisse zur Atmosphäre bei.

Ist einem die Erkundung des Gebäudes nicht ganz geheuer, erhält man mit dem Fund von Kassetten endgültig die Eintrittskarte in die Welt des Surrealen. Denn legt man diese Aufnahmen in den Rekorder, öffnet sich ein Portal, das den Spieler in den verkorksten Verstand der Patienten mit all ihren Ängsten und Psychosen entführt, die einige von ihnen offenbar mit dem Tod bezahlt haben.

Viele Puzzleteile

Das Inventar sollte bis zum Release noch überarbeitet werden.
Das Inventar sollte bis zum Release noch überarbeitet werden.
Diese Passagen bilden einen Teil des Puzzles zur Vergangenheit des Protagonisten und was es mit den Anrufen auf sich hat, in denen man von einem mysteriösen Mann bedroht wird. Was ist geschehen? Hat der Psychiater vielleicht selbst mit psychischen Problemen und Schuldgefühlen zu kämpfen, die ihn zunehmend in den Wahnsinn treiben? Derzeit wirft das Spiel noch mehr Fragen auf als Antworten zu geben.

Mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt und ich bin froh, nicht schon wieder unendlich viel Mobiliar durchwühlen zu müssen und eine Spielwelt zu erleben, die auch technisch ansprechend ist, selbst wenn die Kulisse bisher nicht unbedingt nach "Next-Gen" schreit. Trotzdem soll In Sound Mind nach aktuellem Stand im Jahr 2021 neben dem PC nur auf PlayStation 5 und Xbox Series X erscheinen.
 

AUSBLICK



Psycho-Horror, Gedächtnisverlust, Wahnsinn und die Taschenlampe: In Sound Mind bedient sich zwar vieler Genre-Klischees, verpackt die verstörende Reise in die Abgründe des menschlichen Verstands aber in einem technisch und spielerisch ansprechenden Paket. Neben der atmosphärischen Grafik- und Soundkulisse hat bei mir vor allem das gelungene Leveldesign einen positiven Eindruck hinterlassen. Zwar gibt es vereinzelte Schockmomente und die Pistole ist bereits ein sicheres Indiz für Action-Einlagen, doch in der Demo liegt der Fokus stärker auf Erkundung, Rätseln und Schleichen. Das darf von mir aus auch gerne so bleiben, obgleich das Team von "We Create Stuff" in der kostenlosen Mod "Nightmare House 2" (Half Life 2) bereits seine Fähigkeiten bei der Kombination aus Horror und Action unter Beweis gestellt hat. Doch dieser psychologische Ansatz ist ebenfalls vielversprechend, sofern man das etwas zu fummelige Inventarsystem noch überarbeitet, das ansprechende Niveau beim Leveldesign aufrechterhalten kann und in der Lage ist, die surrealen Abschnitte auf Dauer abwechslungsreich genug zu gestalten. Da der Release zum jetzigen Zeitpunkt in weiter Ferne ist, bleibt den Entwicklern noch genug Zeit, weiter an dem Horror-Erlebnis von In Sound Mind zu feilen, das sich aufgrund der Ego-Perspektive sicher hervorragend für eine VR-Version eignen würde.

Einschätzung: gut
In Sound Mind ab 2,56€ bei kaufen
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Kommentare

johndoe1971018 schrieb am
Solidussnake hat geschrieben: ?10.08.2020 15:33 First Person Horror gehört für mich mittlerweile nur noch mit VR Support in den Warenkorb. Einmal VR Horror und es gibt leider kein zurück mehr.
Kann ich so unterschreiben.
Kann mich noch erinnern, als ich das erste Mal das Spiel "Affected" (nicht "The Manor", sondern diese ältere Version mit den 3 Schauplätzen) mit dem Oculus Rift Prototype ausprobiert hatte, und es war wirklich ein Erlebnis. Fast so, wie ich kleiner Knirps "Aliens" das erste Mal gesehen hatte.
Muss zugeben, habe leider "Blair Witch" ohne VR durchgespielt, es hatte definitiv seine Momente, allerdings ist schon klar, mit VR topt das noch mal alles. Aber hat die UE4 nicht VR sogar mit eingebaut?
Solidussnake schrieb am
First Person Horror gehört für mich mittlerweile nur noch mit VR Support in den Warenkorb. Einmal VR Horror und es gibt leider kein zurück mehr. Und da reicht von mir aus auch schon profaner Controllersupport und nur die Aktivierung von VR in der jeweiligen Engine. Keine Ahnung wieso so viele Entwickler drauf verzichten. Ich schaue in Richtung Blair Witch, was ohnehin ödes Gameplay hat, aber in VR wäre es zumindest gruselig oder auch Outlast.
schrieb am