Vorschau: The Callisto Protocol (Action-Adventure)

von Boris Connemann



The Callisto Protocol: Organkunde für Fortgeschrittene
28 Bildschirmtode später
Release:
02.12.2022
02.12.2022
02.12.2022
02.12.2022
02.12.2022
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Spielinfo Bilder Videos
Im Rahmen eines rund zweistündigen Anspiel-Events im Bauch des denkmalgeschützten Stückgutfrachters MS Bleichen, hatten wir die Chance endlich die erste Runde im monsterverseuchten Hochsicherheitsgefängnis auf dem Mond Callisto zu drehen. Wie gruselig und blutig waren die ersten Schritte im geistigen Nachfolger von Dead Space?

Das goldene Zeitalter


Ehemalige Knast-Kollegen sind zu unansehnlichen Fleischbergen mutiert.
Ehemalige Knast-Kollegen sind zu unansehnlichen Fleischbergen mutiert.
Es gab eine Zeit, da wurde selbst dem damaligen EA-CEO John Riccitiello das hauseigene Portfolio einfach zu langweilig und nichtssagend. Eine unternehmensweite Anstrengung, um mehr Innovationen und interessantere Spiele zu schaffen, wurde ausgerufen. Im Zuge dieser leider nur recht kurz währenden Umorientierung entstanden zum Beispiel Spiele wie Army of Two, Boom Blox, Mercenaries und eben auch Dead Space. Das blutige und äußerst atmosphärische Actionspiel hatte zwar damals noch größte Mühe, die Hürden der USK zu knacken, bekam im Zuge einer dritten Prüfung dann doch letztlich das Gore-Hound-Gütesiegel "Ab 18 Jahren". Das damalige Entwickler-Team von Visceral Games rund um Studio-Chef Glen Schofield wurde im Zuge der Entwicklung von Dead Space 2 und 3 inhaltlich allerdings von den Krawattenträgern der oberen EA-Etagen dermaßen gegängelt, dass schon sehr bald die Luft und die Lust raus war. Das Team wurde aufgelöst und weitere Spiele aus dem Dead-Space-Universum waren vom Tisch.

Doch Schofield hatte eine Vision, die er zusammen mit den besten Leuten aus seinem Team unbedingt verwirklichen wollte: Das gruseligste und blutigste Weltraum-Horrorspiele zu kreieren, welches jemals das Licht der Bildschirme erblickt hat. Also entstanden im Juni 2019 die Striking Distance Studios. Mit dem Geld des Mutterkonzerns und PUBG-Rechteinhabers Krafton war es dann kein Problem seinem Traum ein gutes Stück näher zu kommen – und das in einem Affenzahn. Denn bereits etwas mehr als drei Jahre später präsentiert das immer noch junge Studio nun die eigene Interpretation von Space-Horror in Form von The Callisto Protocol.

Das Unheil nimmt Fahrt auf


Der düstere Mond Callisto ist der Schauplatz des neuen Gamepad-Schockers, genauer gesagt ein schwer
Die Animationen beim Ableben der Spielfigur sind natürlich absolut nicht jugendfrei.
Die Animationen beim Ableben der Spielfigur sind natürlich absolut nicht jugendfrei.
bewachtes Hochsicherheitsgefängnis auf dessen Oberfläche. Hier fristet Häftling Jacob Lee ein Dasein, das sich keiner wünschen kann: Inmitten hunderter Gefangener, drangsaliert von übermotivierten Wärtern, die kein Pardon kennen, sitzt er in einer feuchten und dreckigen Zelle und harrt seinem Schicksal entgegen. Dass es noch viel viel schlimmer kommen kann, wird Lee klar, als sich eine mysteriöse Seuche in dem riesigen, weit verzweigten Bau ausbreitet. Die sorgt für absolutes Chaos und noch mehr Sorgen, denn die meisten Wärter und Zellenkumpels mutieren zu abartig ekelhaften Kreaturen, die den letzten Überlebenden an die Gurgel wollen.

So muss Jacob Lee, der im Spiel von Hollywood-Schauspieler Josh Duhamel verkörpert wird, nicht nur schnellstens einen Ausweg aus dem unförmigen Schlamassel finden, sondern im Idealfall auch dem Ursprung der fürchterlichen Mutationen auf den Grund gehen. Das Anspiel-Szenario für 4Players beschreibt nicht den Start des düsteren Abenteuers, stattdessen verfügt Jacob zu diesem Zeitpunkt schon über einen Schlagknüppel und eine recht mickrige Schusswaffe. Das reicht knapp aus, um sich den ersten Monstern zu stellen, die nicht lange auf sich warten lassen und mit Gebrüll und patschenden Schritten auf den Protagonisten zustürmen. Anders als in Dead Space ist The Callisto Protocol deutlich weniger Shooter und mehr gekonnter Nahkampf, der erst zündet, wenn die entsprechenden und recht schwierig zu timenden Ausweichmanöver in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Denn das Ausweichen findet nur im Kontext eines Kampfes statt. Trockenübungen per L1 plus rechtem Stick zur Seite oder nach hinten, um ein Gefühl für die korrekte Ausführung zu bekommen, sind nicht möglich. Es vergehen einige Bildschirmtode, bis das Kommando halbwegs sitzt. Kleineren Fleischklumpen ordentlich eins, mit dem wahlweise elektrisch aufgeladenen Stab, überzuziehen funktioniert relativ gut und wenn Jacob zum finalen Hieb ansetzt, zeigt eine brachiale Sequenz, wie er wie von Sinnen auf den Mutanten einkloppt und so etwas ähnliches wie ein Gesicht in Einzelteile zerlegt. Das gilt zur besonderen Freude des geneigten Horror-Freaks auf dem Eingabe-Kommando-Posten natürlich auch, wenn Jacob zu wenig Lebensenergie hat, um den geifernden Attacken zu widerstehen.

Kneedeep in the Dead


Die düstere Umgebung hält hinter jeder Ecke Schreckliches bereit.
Die düstere Umgebung hält hinter jeder Ecke Schreckliches bereit.
Die Todesanimationen sind auf jeden Fall eine blutige Melange aus aufgerissenen Hauptschlagadern, schmerzerfüllten Gesichtern, brechenden Knochen – oder die Spielfigur wird gleich zu einer Blutwolke verarbeitet. Beispielsweise, wenn ein Schritt zu viel in Richtung der Fleischwölfe gemacht wird, die irgendein Spaßvogel überall im Gefängnis platziert hat. Im besten Fall gelingt es Jacob mit einer Stasis-Funktion am Handgelenk, einen Gegner in die Luft zu haben und in eben diese Todesmaschinen zu werfen. Die Kämpfe im Spiel leben davon und ein Überleben ist nur dann gesichert, wenn der Spieler die Umgebung nutzt, um die Gegnerschaft schnell auszudünnen und auf diesem Weg Munition und Lebensenergie einzusparen. In der Anspiel-Session hatten die Auseinandersetzungen einen recht hohen Schwierigkeitsgrad, besonders wenn die ekligen Fleischklöpse in Echtzeit mutieren, kann man das Gamepad fast schon zur Seite legen.

Oft kommt es vor, dass normalen Mutanten urplötzlich schlackernde und schleimige Tentakel aus dem Körper wachsen. Dann ist Schnelligkeit gefragt. Nur, wenn die Tentakel rechtzeitig abgeschossen werden, wird die drohende Verwandlung in einer deutlich stärkere Gegnervariante gestoppt. Da Jacob Waffen und Ausrüstung per entsprechender Währung an dafür vorgesehen 3D-Druckern Stück für Stück verbessern kann, bleibt zu hoffen, dass sich der hohe Schwierigkeitsgrad im weiteren Spielverlauf etwas anschmiegsamer gestaltet, als in der Probier-Version.

Hübsch und rätsellastig


Da The Callisto Protcol auf einer weit fortgeschrittenen Version der Unreal 4 Engine basiert, die von den Striking-Distance-Technikern mit zusätzlichen Bibliotheken versorgt wurde, ist die Optik schaurig schön und ekelhaft detailreich. Seien es die düsteren Umgebungen, wie stinkende Abwasserkanäle, nur scheinbar verlassene Essensräume oder spärlich beleuchtete Umwälzanlagen: Hübscheren, glaubhafteren und technisch überzeugenderen Weltraum-Horror gab es bisher noch nicht. Viele Areale warten zudem mit dem genretypischen Rätseln auf. Und wenn es eine kleine Wartezeit gibt, bis sich der endlich gefundene und fast in Gang gebrachte Generator mal hochfährt, dann stürmen natürlich Albträume aus allen Ecken auf den Spieler ein, bis das grüne Licht am Schaltpult endlich erleuchtet.

Die Version des Preview-Events lief im Grafik-Modus bei einer Auflösung von 4K bei 30 Frames, die Entwickler haben nach dem Gotham-Knights-Debakel allerdings schnell reagiert und bestätigt, dass auch ein Performance-Modus mit 60 Frames zur Verfügung stehen wird, wenn das Spiel am 2. Dezember erscheint.
 

AUSBLICK



Die Ähnlichkeiten zu Dead Space sind zwar unübersehbar, dennoch steht The Callisto Protocol auf eigenen, mutierten Stelzen: Nahkampf spielt hier eine wesentlich größere Rolle, die Optik hat seit damals massiv zugelegt und das Design der Gegner ist ekelerregender, die Kämpfe blutiger, das Herz des Spielers schlägt noch schneller. Die Story-Fetzen, die im Preview zu erhaschen waren, gehen in eine ähnliche Richtung und dass Jacob bei seinem gefährlichen Trip zumindest auf die Hilfe einer weiblichen Person zurückgreifen kann, ist ebenfalls schon bekannt: Kimiko, äh, Dani Nakamura wird dabei von Karen Fukuhara verkörpert. So kommt auf die Spieler, die schon voller Vorfreude die Laser-Cutter wetzen mit Callisto eigentlich genau das Spiel, was auch erwartet wird. Dass es im Spielverlauf zu ein paar mehr oder wahrscheinlich weniger erfreulichen Überraschungen kommen wird, dürfte klar sein. Nur am beinharten Schwierigkeitsgrad könnten ungeübte Zocker ein wenig zu knabbern haben. Das ändert nichts daran, dass es für Horror-Freaks auf PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series nur einen Weg durch das blutgetränkte Grauen geben wird: Hindurch, statt daran vorbei.
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Kommentare

Snowhawk schrieb am
Seit Biomutant weiss ich: Ich warte den Test ab :mrgreen:
AshenOne schrieb am
Ich bin soo happy das der survival Horror wiederkehrt mit Calisto Protocol, Dead Space, Silent Hill und co. :Hüpf:
PlayerDeluxe schrieb am
Supporte sehr gerne gute Horrortitel mit 'nem Kauf. Survival-Horror - für mich der Inbegriff von atmosphärischen Singleplayerspielen. The Callisto Protocol, Dead Space Remake, Resi 4 Remake, neues Alone in the Dark, Alan Wake 2 , Silent Hill Comeback. In den nächsten Monaten und Jahren kommt einiges auf uns zu... ;)
Ernesto Heidenreich schrieb am
Callisto Protocol, Dead Space Remake & RE4 Remake, welch ein Gore/Horror Fest.
Ich spiele eigentlich wenig Horror Spiele, aber wenn sie SO genial und atmosphärisch sind dann gern.
Eisenherz schrieb am
Dead Space ist das einzige Spiel, das ich aus Angst nicht zu Ende gespielt habe. Die Atmosphäre war einfach zu erdrückend finster. Werde wohl leider hier auch passen müssen. :mrgreen:
schrieb am