Vorschau: The Thaumaturge (Rollenspiel)

von Eike Cramer



The Thaumaturge: Düsteres Rollenspiel mit persönlichen Dämonen
Jeder hat seine Dämonen
Entwickler:
Publisher: 11 Bit Studios
Release:
20.02.2024
kein Termin
kein Termin
Spielinfo Bilder  
Mit The Thaumaturge arbeiten die Entwickler von Fool’s Theory neben dem Remake von The Witcher an einem weiteren Rollenspiel mit düsterem Einschlag. Das neben dem Hexer auch spürbar vom Erzähl-Hit Disco Elysium beeinflusste Abenteuer, rückt dabei die Zeitperiode in den erzählerischen Fokus, in der das alte Europa unaufhaltsam auf den Abgrund des ersten Weltkriegs zurast. Achso: Übersinnliche Monster gibt es – ganz nach dem Motto „Jeder hat seine Dämonen“ – natürlich auch noch. Uns wurde eine einstündige Demo des Rollenspiels von Publisher 11 Bit Studios präsentiert.

Narben auf der Seele


The Thaumaturge erzählt von einer Welt, in der Menschen durch ihre Traumata geisterhafte Monster beschwören, die die Realität heimsuchen. Sogenannte „Salutors“ treten dann aus den Schatten und sorgen für Angst und Chaos. Thaumaturgen wie Hauptfigur Wiktor machen sich diese Schreckgestalten zu Nutze – mit ihren Fähigkeiten können sie die Monstren unterwerfen und sich so ihrer Macht befähigen, Menschen zu beeinflussen und zu kontrollieren. Zu Beginn der von den Entwicklern vorgespielten Demo, hat der mitgenommene Geister-Bändiger aber ganz andere Probleme. Er verliert nämlich nach und nach seine Macht und die Verbindung zu seinem eigenen Salutor-Helfer „Upyr“, eines von verschiedenen Monstern, die Wiktor im Laufe der Geschichte zur Seite stehen werden. Dadurch kommen ihm aber nicht nur seine Fähigkeiten, sondern auch sein Sinn für Realität abhanden. Wiktor wird also zunehmend verrückt – und der Thaumaturge sucht im Hinterland die Hilfe eines gewissen Rasputin auf, der mit seinen ebenfalls unerklärlichen Fähigkeiten den Kontakt zur Geisterwelt wiederherstellen soll.

Unreal Engine sei Dank sind die Umgebungen von The Thaumaturge recht hübsch.
Unreal Engine sei Dank sind die Umgebungen von The Thaumaturge recht hübsch.
Die Story wird mittels stimmiger Zwischensequenzen und Witcher-artig inszenierter Dialoge erzählt und macht einen düsteren Eindruck. Dabei nimmt die Handlung sowohl persönliche Dramen des Hauptakteurs als auch die politische Großwetterlage in den Blick. Anfang des 20. Jahrhunderts ist Wiktors Heimat, Polen, auf den Karten Europas nicht existent. Das einst stolze Reich ist aufgeteilt zwischen Russland, Deutschem Reich und Österreich-Ungarn. Der Haupt-Schauplatz Warschau ist russisch – und die politischen Spannungen schon zu Beginn immer wieder Thema in den Gesprächen zwischen Wiktor und Rasputin. Die Entwickler betonen auch, dass historische Figuren wie Rasputin sowie politische Entwicklungen wesentliche Bestandteile der Haupthandlung sein sollen.

Ein finsteres Rollenspiel


Spielerisch wirkt The Thaumaturge dabei zunächst wie ein klassisches, westliches Rollenspiel. Aus der Iso-Perspektive steuert man Wiktor durch detaillierte Umgebungen, sucht nach Hinweisen, führt Gespräche und löst kleinere Rätsel. So muss Wiktor gegenüber Rasputin zunächst seine Fähigkeiten beweisen – Thaumaturgen können nämlich Gefühle aus persönlichen Gegenständen lesen und so Rückschlüsse auf andere Personen ziehen. Wiktor muss also zunächst ein persönliches Buch des Russen finden, und ihn im Gespräch überzeugen, bevor der sich zur Hilfe bereiterklärt. Mithilfe des Entdeckungs-Sinnes können Hinweise erkannt und eingesammelt werden – allerdings nur, wenn das passende Attribut der Spielfigur dafür stark genug ist. Die Charakter-Werte in The Thaumaturge orientieren sich an den Werten Herz, Tat, Geist und Word, was verdeutlich, dass das düstere Herz des polnischen Abenteuers eher im Takt des außergewöhnlichen Erzähl-Rollenspiels Disco Elysium schlägt als im Fantasy-Beat eines D&D.

Gekämpft wird rundenbasiert, auch die gezähmten Salutoren können eingesetzt werden.
Gekämpft wird rundenbasiert, auch die gezähmten Salutoren können eingesetzt werden.
Ganz ohne Kämpfe geht es aber auch hier nicht. Kommt es zu einer handfesten Auseinandersetzung, in der Demo zunächst gegen ein paar russische Soldaten, geht es rundenbasiert zur Sache. Hier können, wie in Japan-Rollenspielen, Attacken und Fähigkeiten ausgewählt werden, die in einer Form des Active-Time-Battle ausgespielt werden. Bestimmte Aktionen brauchen dabei unterschiedlich viel Vorbereitungszeit, finden also entweder sofort oder erst in der nächsten Runde statt. Zudem besitzen Feinde Fokus-Punkte – werden diese über Attacken reduziert, finden einige Aktionen später statt als geplant, was Wiktor wichtige Atempausen ermöglicht. Außerdem kommen hier auch die Salutors zum Einsatz, die als Wesen der Geisterwelt aus dem Schatten kämpfen und mit Unterstützungsfähigkeiten agieren. Während Wiktor also mit der Faust argumentiert, kann sein Salutor Upyr etwa mit seinen Aktionen die Lebensenergie des Thaumaturgen wieder auffüllen. Die Fähigkeiten der Monstren hängen dabei ebenfalls von den Attribut-Dimensionen ab. Das Fellmützen-Skelett Upyr beherrscht andere Aktionen als Bukavac - ein gesichtsloses, kettenbehangenes, von einem zerrissenen Leichentuch bedecktes Monster mit höllenzähnigem Grinsen.

Bukavac musste in der Demo allerdings zunächst gezähmt werden, bevor er für den Thaumaturgen in den Ring steigt. In bester Hexer-Manier muss Wiktor bei einem Brand ermitteln, der einen älteren Herren das Leben gekostet hat. Im Rahmen der Ermittlungen stellt sich heraus, dass die eigene Tochter für den Mord an ihrem Vater verantwortlich ist – und über die enttarnte Narbe auf ihrer Seele kann Wiktor sich in einem Bosskampf letztlich dem Salutor stellen, der nur indirekt über beschworene Stellvertreter austeilt. Erst nachdem Wiktor selbigen mit tatkräftigem Mental-Support von Rasputin zähmt, gehört er zum eigenen Team. Die Salutoren können im Kampf getauscht werden, was im Story-Verlauf zu einem variantenreichen Fähigkeiten-Repertoire führen dürfte.
 

AUSBLICK



The Thaumaturge dürfte ein ungewöhnliches Abenteuer werden, was spürbar von der Witcher-Erfahrung der Fool’s-Theory-Mannschaft profitiert. Die düstere Stimmung und die finsteren Figuren erinnern teilweise stark an das Meisterstück von CD Projekt Red, die geisterhaften Monster und das historische Setting geben dem Rollenspiel aber eine eigene Note, die mein Interesse definitiv geweckt hat. Zudem kann die Kulisse dank detailverliebter Schauplätze überzeugen – auch wenn Warschau als zentraler Ort der Handlung in der Demo noch nicht gezeigt wurde. Mit interessanter Charakterentwicklung und entsprechend starken Dialogen könnte The Thaumaturge zudem auch die große Stärke von Disco Elysium adaptieren, um das realistisch einzuschätzen braucht es aber mehr als nur eine einstündige Präsentation. Grundsätzlich macht das finstere Rollenspiel aber bereits einen richtig guten Eindruck.

Einschätzung: gut

Vergleichbare Spiele

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Kommentare

Todesglubsch schrieb am
Erinnert mich erstmal an diese RPGs, die es so zwischen 2000 und 2010 zu Hauf gab:
Ostproduktionen, die zwar alles andere als gut waren, aber trotzdem irgendwie nen Charme versprühten, weil sie halt alles andere als Mainstream waren. Meist vertrieben von mittlerweile insolventen Klein-Publishern und ich kann mich an kaum einen Namen erinnern.
Ich glaub aber der Publisher fing mit einem C an.
Und Frogster. Kaum zu glauben wie viel unfertigen Schund die vertrieben haben.
Resistanc3 hat geschrieben: ?04.04.2023 23:11 Ich habe 11 Bit - und vor allem mir- mal versprochen, sie bei jeder Gelegenheit schlecht zu machen. Diese ver* Ar*.
Das sind Lügner, die ihre Versprechen brechen!
Okay, ich beiß an. Was haben sie gemacht?
Resistanc3 schrieb am
Ich habe 11 Bit - und vor allem mir- mal versprochen, sie bei jeder Gelegenheit schlecht zu machen. Diese ver* Ar*.
Das sind Lügner, die ihre Versprechen brechen!
Fool´s Theorie sollte sich einen anderen Publisher suchen...
Dat Scharger schrieb am
Warte, und die Gegner stehen einfach da, sehen den Salutor neben dem Protagonisten und rennen nicht vor blanker Panik weg?
schrieb am