Das wird vor allem dann deutlich, wenn ihr nicht als ehemaliger Revolverheld unterwegs seid, sondern die andere Seite der Geschichte erlebt. Denn die erzählt von Billys Odyssee. Hat er wirklich seine Eltern ermordet? Und was hat es mit dem Fluch auf sich, der den Schatz der Azteken umgibt? Als Billy nach Hope zurückkehrt, um Mutter und Stiefvater zu besuchen, beginnt zunächst alles ganz harmlos. Ihr lernt die Grundlagen der Steuerung
kennen, stehlt einem Bauern seine Waffe und macht erste Schießübungen. Als der Jungspund (McCalls Neffe ist gerade mal 19 Jahre alt) die Stadt betritt, wird ihm die
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Wo Männer sich nicht waschen und Frauen nur Statisten sind: Die goldenen Zeiten des Wilden Westens... |
Pistole wieder abgenommen und er muss sich ein neues Schießeisen beschaffen. Das findet er bei einer Nutte im Saloon und da Call of Juarez kein Klischee auslässt, kniet die vor ihm nieder, zieht ihm die Hose runter und meint grinsend: "Oh man, bist du groß geworden!" - bevor der Hausherr das Zimmer stürmt und euch zum Teufel jagt.
Der Dieb des Wilden WestensAnschließend ist die gesamte Stadt hinter euch her und ihr müsst euch aus Hope schleichen, um unversehrt davon zu kommen. Interessant sind die beiden Charaktere deshalb, weil sich Billy seinen Weg oft im Stil von Garrett suchen muss, anstatt den Schießprügel zu ziehen. Das heißt für euch: Ihr seid sicher, solange euch die Bösewichter weder sehen noch hören. Allerdings beschränkt sich das Versteckspiel auf vollständiges Sichtbarsein oder das komplette Verschwinden im Schatten. Letzteres führt leider dazu, dass ihr direkt vor einem Gegner stehen könnt ohne gesehen zu werden. Eure Widersacher reagieren zudem äußerst unflexibel, wenn ihr euch kurz zeigt oder zu laut durch die Gegend pirscht. Sie horchen zwar auf, laufen aber nie in eure Richtung.Billy kann aber nicht nur schleichen, er ist meist in der weiten Prärie unterwegs, um einen hohen Fels zu erklimmen oder sich zu einer entfernten Mine durchzuschlagen. Dabei hilft ihm seine Peitsche, mit der er zum einen Schlagen oder auch Feinde erledigt und zum anderen wie ein nach dem Haushund benannter Archäologe Abgründe überwindet. Um das zu erreichen, schlagt ihr das Leder an Baumstämme oder dicke Äste und schwingt euch zum Ziel. Blöd ist nur, dass Billy von sich aus zu wenig Schwung entwickelt, wenn ihm der Absprung nicht beim ersten Mal gelingt. Da hängt ihr dann an der Peitsche und kommt weder vor noch zurück.
Zuviel des GutenAuch sonst bereitet mir die Steuerung leichte Kopfschmerzen: Mir reagiert sie zu unpräzise und manchmal bewegen sich die Protagonisten nur unfreiwillig
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High Noon? Nocht nicht. Zunächst einmal gallopiert Billy seinen Verfolgern davon. |
an Kisten vorbei oder über Unebenheiten hinweg. Kompliziert wird es, wenn ihr als Ray McCall um
die Ecke schauen, linke und rechte Waffe getrennt auswählen und bedienen, dabei zoomen und euch gleichzeitig bewegen wollt - für meinen Geschmack übersteigt die Tastaturbelegung das für einen Shooter erträgliche Maß. Zumal ein Druck auf "Nachladen" nur jeweils eine der Pistolen nachlädt. Mitunter müsst ihr mittendrin auch noch beide Schießeisen separat einstecken. Denn nur wenn ihr sie gerade aus dem Halfter zieht, nutzt der Pfarrer den Konzentrationsmodus, also das Zielen in Zeitlupe. Wegen der vielen Möglichkeiten und den unterschiedlichen Protagonisten erwartet euch dafür aber viel Abwechslung. Später ist Billy sogar auf dem Pferd unterwegs, muss Hasen jagen und bekommt Pfeil und Bogen in die Hand.Übrigens: Falls der Abstecher in den Wilden Westen fest in eurem Terminplan steht, besorgt euch einen schnellen Rechner: Selbst matschige Oberflächen und grobe Schatten lechzen nach gehobener Mittelklasse und auch auf High-End-Maschinen flutscht die beeindruckende Kulisse mit ihrer enormen Weitsicht selten flüssig über den Bildschirm. Von den Mehrspieler-Schusswechseln konnte ich mir hingegen kein Bild machen, denn während ich mit Billy und McCall die Vorschau-Fassung durchforstet habe, waren die Server noch leer.