Kampfwerkzeuge ohne Ende
Wo wir gerade bei Waffen und Gegenständen sind: Magische Sets, seltene oder gar ultra-seltene Objekte sind nix Neues mehr, haben aber in Diablo 2 eindrucksvoll bewiesen, dass im Jagen, Sammeln und natürlich Tauschen dieser Items ein wesentlicher Bestandteil der Langzeitmotivation gebildet wird. Diesem Prinzip bleibt Loki natürlich weiterhin treu.
Wie ist es aber mit dieser Ausgangssituation: Bei Schmieden könnt ihr jede, absolut jede Waffe und Rüstung auseinandernehmen, die Eigenschaften, die sich in Schneide bzw. Schaft finden neu kombinieren, veredeln und (sofern möglich) mit verstärkenden Edelsteinen versehen - vorausgesetzt, ihr habt das nötige Kleingeld, das der Metallklopfer als Obulus verlangt.
Den Möglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt und da selbst die ultraseltenen Waffen (allerdings nur untereinander) nicht vor dem Auseinanderbauen sicher sind, scheint hier ein neuer Rekord an Gegenständen im Spiel auf uns zuzukommen. Bei über 100.000 Kombinationen und auffindbaren Waffen sowie Rüstungen dürften sowohl Hardcore-Teufelsaustreiber als auch alle anderen Dungeon-Durchstöberer hellhörig werden.
|
Die griechische Amazone ist eine der vier spielbaren Figuren. |
Ob sich diese Flut an Möglichkeiten allerdings auch langfristig auf die Motivation auswirkt, muss sich erst beweisen. In der uns präsentierten Version gab es noch kleine Bugs hier und da, die eine Einschätzung schwer machen. Interessant klingt die in dieser Form bislang einzigartige Waffenkammer in jedem Fall.
Götterhuldigung
Hinsichtlich des Kampfsystems und der Charakter-Entwicklung geht man weitestgehend konventionelle Wege: Per Maus-Linksklick führt man eine Standardattacke aus, per Rechtsklick aktiviert man die über die festgelegten Spezialfähigkeiten. Beim nordischen Barbar können dies z.B. Kombos sein, die im Kampf abgerufen werden und massiven Schaden beim Gegner anrichten. Die griechische Amazone hingegen kann von Ares Fallen als Gabe bekommen, während die Konzentration auf Artemis für Verstärkungen im Fernkampf wie z.B. Pfeilhagel sorgt. Der ägyptische Kampfmagier hingegen setzt auf Helfer, die er beschwören kann sowie vernichtende Angriffszauber. In den Abschnitten, die wir bereits durchstreifen konnten, zeigte der Kampfablauf an sich zwar kaum Unterschiede weder zum Vorbild noch zu diversen Nachahmern, doch trotzdem kam immer wieder Spannung und Spaß auf. Was nicht nur an den bis zu 40 Gegnern lag, die auf mich einstürmten und die ich entweder in einem Feuerball zu Boden schickte, sie mit Dolch, Kampfstab oder Doppelaxt nach Ragnarok beförderte oder mit einem Meteorregen bedachte. Allerdings ist man immer noch dabei, an der Geschwindigkeit des Kampfablaufes im Allgemeinen zu feilen. Das Balancing scheint auf einem guten Wege zu sein, wird sich aber in einer kontinuierlichen Entwicklung der Spielfigur und ihrer jeweiligen Spezialfähigkeiten beweisen müssen.
Diese sind bei jedem der vier spielbaren Charaktere (es können keine eigenen Figuren erstellt werden) abhängig von dem Gott, dem sie huldigen, wobei jedem drei zur Verfügung stehen. Allerdings können die Figuren durchaus polytheistisch veranlagt sein, müssen sich aber an entsprechenden Altaren auf einen festlegen, bevor sie in die Schlacht ziehen. Neben der normalen Erfahrung, die man durch das Lösen von Quests und Plätten von Monstern erhält, bekommt man auch besondere, nennen wir sie mal "religiöse" Erfahrungspunkte, die beim Aufstieg in ein neues "Religionslevel" in die oben beschriebenen Sonderfähigkeiten investiert werden können - aber eben nur für die des jeweilig ausgewählten Gottes. Ihr könnt sogar Opfer darbringen, um Götterpunkte einzuheimsen. Jungfrauen oder Ziegen reichen allerdings nicht aus. Um die Götter in Loki zufrieden zu stellen, müsst ihr die ultra-seltenen Waffen, Gegenstände und Rüstungen am Altar opfern.
In den Kämpfen seid ihr z.B. als Amazone jedoch nicht auf die Fähigkeiten von Ares allein festgelegt. Habt ihr vorher Spezialangriffe aus dem Athena- oder Artemis-"Baum" gelernt, könnt ihr sie weiterhin einsetzen.
|
Feines Gegnerdesign, coole Effekte, düstere Atmosphäre: Die Kulisse von Loki kann sich wahrlich sehen lassen. |
Düster statt bunt
Das Grundgerüst von Loki scheint sehr solide zu sein - was sowohl die Anleihen beim Klassiker Diablo 2 betrifft als auch die eigenständigen Ideen wie das umfangreiche Waffen- und Inventarsystem.
Auch die Kulisse kann sich sehen lassen, weckt mit ihren vier vollkommen unterschiedlichen Grundszenarien positive Erinnerungen an den schier übermächtigen Blizzard-Vorreiter und setzt sich mit düsteren Akzenten auch positiv gegen die deutlich knalligeren Welten eines Titan Quest oder Sacred ab. Eisige Plateaus in der nordischen Welt, gleißende Wüsten in Ägypten, monumentale Architektur in Griechenland: Die Grafikabteilung legt sich gewaltig ins Zeug, um ein stimmiges Ambiente zu schaffen. Das Figuren-Design macht ebenfalls Lust auf mehr: Von Allerweltsgegnern wie Skeletten, Mumien bis hin zu spanischen Conquistadores reicht das Programm und findet seine Höhepunkte natürlich in den Bossgegnern, von denen blinde Zyklopen, die etwa vier Mal so groß sind wie eure Spielfigur und die einen mit Stacheln versehen Ball schwingen, der moderne Abrissbirnen wie Kindermurmeln wirken lässt, noch das kleinere Übel darzustellen scheinen. Denn wenn erst einmal der Bildschirm füllende Drache Fafnir seinen heißen Odem hinter euch her schickt, während ihr verzweifelt versucht, glühender Lava auszuweichen und einen verwundbaren Punkt zu suchen, dürfte das Adrenalin mit Hochgeschwindigkeit durch eure Adern pumpen.