Kein Durchblick, aber abwechslungsreiche Charaktere
Hmmm, auch nach dem elendig langen Zeichentrick-Intro mit seinem ungewöhnlich drögen Schnarch-Soundtrack und dem anschließenden Tutorial fällt es schwer, einen echten Durchblick bei der Hintergrundgeschichte zu bekommen. Wer kämpft da eigentlich gegen wen? Und was hat es mit den verschiedenen Fraktionen auf sich? Warum raufen sich Feinde zusammen, um dann doch gemeinsam loszuziehen? Am Anfang wird man sich vielleicht noch bemühen, einen Sinn in der Handlung und den Dialogen zu suchen. Aber irgendwann realisiert man, es zu akzeptieren, dass die Story bei Battleborn einfach keine tragende Rolle spielt.
Im Schlachtengetümmel kann es mitunter chaotisch zugehen.
Stattdessen lässt man sich einfach mittreiben, lauscht den Anmerkungen über Funk und schmunzelt beim typischen Gearbox-Humor, den man schon aus Borderlands kennt und der auch hier immer wieder aufblitzt. Vor allem aber teilt man ordentlich aus: Zwar stehen zu Beginn nur wenige der 25 Helden zur Verfügung, doch werden mit Figuren wie Oscar Mike (Assault-Shooter), Marquis (Sniper), Montana (Tank), Miko (Support), Rath (Schwert-Nahkampf), Thorn (Bogenschützin) bereits mehrere Klassen und verschiedene Spielstile bedient. Dabei hat jeder Charakter nicht nur eine individuelle Bewaffnung, sondern auch Spezialfähigkeiten, die sich mittels des zehnstufigen Helix-Systems aufrüsten lassen. Dabei hat man bei jedem Rangaufstieg die Wahl zwischen zwei Wegen, die man ausbauen möchte - später gesellt sich durch Mutationen sogar noch eine dritte Variante hinzu. Nach jeder Partie folgt ein Reset und man startet wieder bei Stufe Eins, doch ganz im Stil von klassischen MOBAs steigt man im Laufe des Gefechts flott in höhere Ränge auf und wird entsprechend stärker. Stehen am Anfang einer Runde lediglich zwei Spezialfähigkeiten zur Auswahl, die alle über eine gewisse Abklingzeit verfügen, gesellt sich später noch eine dritte hinzu. Zusätzlich finden sich auch in Behältern und Kisten kleine Kugeln, die beim Aufsammeln nicht nur Punkte oder Extraleben, sondern auch kurzzeitige Verbesserungen wie ein höheres Bewegungstempo, Super-Schild oder eine reduzierte Abklingzeit beinhalten. Zusätzliche Unterstützung wartet in Form von Geschützen und Drohnen, für die man allerdings so genannte Splitter investieren muss, die man entweder einfach aufsammelt oder erst durch das Zerstören bestimmter Objekte freisetzt. Darüber hinaus ist es manchmal auch nötig, mit der Zahlung von Splittern Aktionen in Gang zu setzen oder KI-Begleiter bei Eskort-Abschnitten kurzzeitig aufzurüsten.
Voll auf Koop getrimmt
Ein guter Support kann über Sieg oder Niederlage entscheiden und sollte in keinem Team fehlen.
Neben dem Prolog, der gut in die grundsätzliche Mechanik einführt, hat die Kampagne acht Story-Missionen zu bieten, die sich – je nach Können, Schwierigkeitsgrad und Anzahl der Mitspieler – auf gut 30 bis 120 Minuten pro Kapitel erstrecken. Dabei marschiert man nicht nur stetig voran, sondern muss zwischendurch in Arena-Abschnitten auch mehrere Gegnerwellen abwehren und gleichzeitig das Areal mit Geschützen befestigen, während zusätzlich ein Objekt verteidigt werden muss. Das gilt auch für Eskort-Abschnitte, bei denen man sich nicht an einer Stelle verschanzen kann, sondern einen beweglichen Begleiter beschützen muss. Zudem werden auch Elemente des Mehrspielermodus Incursion („Überfall“) in die Kampagne eingebunden und so muss man auch hier in einem Zwischenabschnitt seine Schergen vor den Angriffen der Gegner beschützen, damit sie sicher ihr Ziel erreichen.
Die meiste Zeit ist man allerdings damit beschäftigt, die Horden an Gegnern zu eliminieren, die von einfachem Kanonen- bzw. Schnetzelfutter über gepanzerte Exemplare bis hin zu fetten End- und Zwischenbossen reichen. So schön es auch ist, dass man es auf Wunsch auch alleine mit ihnen aufnehmen kann, stellt man als Solist aber schnell ernüchtert fest, dass die Kampagne voll auf Koop getrimmt ist: Erst in einem Team, in dem die Helden und deren Fähigkeiten im Optimalfall sinnvoll kombiniert werden, verwandeln sich die meist zähen Solo-Gefechte zu einer spaßigen Koop-Schlacht im Comic-Look, bei der man sich gegenseitig unterstützt und durch Wiederbelebung wieder auf die Beine helfen darf, um keines der rar gesäten Extraleben für den Wiedereinstieg zu verschwenden. Wie bei Left 4 Dead bleibt aber auch hier ein kompetitiver Gedanke erhalten, denn in der Endabrechnung werden Spieler mit den meisten Punkten, Kills, Assists oder Wiederbelebungen nicht nur hervorgehoben, sondern auch entsprechend belohnt.