Test: Pariah (Shooter)

von Paul Kautz



Pariah
Entwickler:
Publisher: Flashpoint
Release:
12.05.2005
28.06.2005
24.05.2005
Spielinfo Bilder Videos
Normalerweise ist der Held eines Shooters ein gestählter Marine oder zumindest gelangweilter Söldner. Nicht so in Pariah – hier übernehmt ihr die Kontrolle über einen ballernden Mediziner. Ob das intellektuelle Aufleveln des Protagonisten auch ein besseres Spiel macht?

Du und dein Virus

Heutzutage ist es schwierig, die verwöhnte Shooter-Gemeinde noch mit einem neuen Ballerspiel zu beeindrucken – das »Been there, done that«-Gefühl ist stark ausgeprägt, man hat zu oft das Gefühl, alles irgendwie schon mal gesehen oder gespielt zu haben. Perlen wie Half-Life 2 sind die Regel bestätigende Ausnahme, selbst vom Erfolg verwöhnte Entwickler
Teilweise sehr schöne Landschaften erfreuen das Spielerauge.
wie Digital Extremes, die mit der Unreal Tournament-Serie einen Hit nach dem anderen zelebrieren, sind nicht vor Fehlern gewappnet: Pariah. Ein Shooter, der sehr gut an Unreal 2 hätte anschließen können, sich aber mit belanglosem Leveldesign und akutem Ideenmangel ständig selbst ein Bein stellt.

Die Story kommt nur langsam in Fahrt, und klettert auch während des Spiels nie über die Seifenoper-Gähnmarke hinweg: Ihr spielt Dr. Jack Mason, der ein brandneues und hochgefährliches Virus untersucht, welches sich im Körper der tiefgekühlten Karina befindet. Bei einem Transport der coolen Braut wird euer Flieger abgeschossen, Schneewittchen erwacht und es kommt, wie es kommen muss – natürlich infiziert ihr euch an ihrem Blut. Bevor der Parasit euch von innen zerknabbert, sollte besser ein Gegenmittel ins Haus, außerdem ist euer Arbeitgeber nicht sonderlich über diese Blutbahn-Entwicklung begeistert. Was also tun? Ballern, logisch! Wieso? Ach, egal! Bis zum Ende gibt es keine Charakterentwicklung, keine aufkeimenden Sympathien, keine Erklärungen - nur lückenbüßerische Story-Fetzen, präsentiert in groben, flimmerfreudigen und nicht abbrechbaren Echtzeit-Zwischensequenzen. Die man übrigens mangels Quicksave-System mit viel Pech immer wieder zu sehen bekommt – auch ein Weg der Entwickler, den Spieler zum Kaffeekochen zu zwingen.

Der ballernde Arzt

Dauerfeuer gegen Lemminge: Die Gegner tragen nicht gerade ihre Intelligenz zur Schau.
Statt sich mit dem Skalpell durch die Gegnermassen zu schlitzen, greift der gute Doktor auf handfesteres Gerät zurück: MG, Granat- bzw. Raketenwerfer, Scharfschützengewehr oder Pumpgun bieten keine Überraschungen – allerdings dürft ihr sie im Spielverlauf mit Upgrades versehen, welche z.B. das Scharfschießen im Dunklen vereinfachen oder dem Schrot etwas mehr Wumms verleihen.  Nicht, dass das wirklich nötig wäre – die gegnerische KI ist kaum zum Schmieren einer Stulle zu gebrauchen: Die Feinde rotten sich gerne zusammen (um dem Spieler die Mühe des einzelnen Abschießens zu ersparen), interessieren sich nicht für direkt neben ihnen tickende Granaten oder springen voller Freude in den Tod. Lediglich im Nahkampf sind die immergleichen Gehirnakrobaten zu gebrauchen; der einzige wirkliche Vorteil dieser in Rüstung gewandeten Lemminge ist ihre fiese Platzierung: Wenn man hinter einer Tür von einem Feind mit einladend fauchendem Flammenwerfer begrüßt wird, ist das gerade noch verzeihlich. Dass man jedoch beim Hochklettern einer Leiter immer wieder unter Beschuss steht, ist einfach mieses Design. Denn man selbst kann nicht zurückballern, bis man den alle Konzentration beanspruchenden Klettervorgang abgeschlossen hat - auch neumodische Errungenschaften wie Abspringen sind nicht erlaubt! Natürlich wird ausschließlich zwischen den Levels gespeichert, außerdem legt das Programm innerhalb der Welten automatische Sicherungspunkte an.

    

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