Dual-Stick-Action trifft Metal Slug
Es beginnt weitgehend traditionell: Man sieht ein Raumschiff aus einer seitwärts scrollenden Perspektive und muss sich durch ein Asteroidenfeld kämpfen, während der nie um einen Kommentar verlegene Pilot Roughshot erst einmal aus seiner Sammlung klassische Spielemusik hervorkramt und einlegt. Was anfänglich wie eine Hommage an R-Type oder Thunderforce wirkt, wird allerdings schnell zu einem explosiven Tanz. Denn Two Tribes mischt hier nicht nur munter irgendwelche Popkultur-Anspielungen in die Sprachausgabe bzw. die Menü- oder Statusbildschirme. Man mischt auch munter Spielkonzepte, wobei als Fundament der Zweistick-Shooter genutzt wird: Mit dem linken Knüppel lenkt man das verwandlungsfähige Raumschiff, mit dem rechten werden Salven in die Richtung abgefeuert, in die man drückt.
Vom Start weg zieht die ansehnliche Kulisse mit fetten Explosionen in den Bann.
Hat man die Asteroiden pulverisiert und die Gefahren von Abwehrtürme mit ihren bewegten Laseranlagen navigiert, findet man sich in einem riesigen Frachter wieder. Der begrüßt einen nicht nur mit Schwerkraft, die aus dem behände fliegenden "Spidertank" ein laufendes sowie springendes Modell machen, sondern auch noch mit einem eloquenten Roboter, der einen an Bord Willkommen heißt und sich auch nicht durch wiederholte Abschüsse (natürlich habe ich es probiert) von seiner penetranten guten Laune abbringen lässt. Ab diesem Moment dreht Two Tribes nicht nur beinahe unmerklich, aber sehr effektiv an der Anforderungsschraube, bis man irgendwann mit Schnappatmung und schweißnassen Fingern vor dem Bildschirm sitzt. Sie fügen auch ständig weitere Elemente hinzu, so dass man sich irgendwann wie in einer wilden Mischung aus Metal Slug, Geometry Wars und Metroid vorkommt.
Abwechslung ist Trumpf
Auch die Umgebung wartet stets mit zahlreichen Gefahren auf.
So findet man sich z.B. auf einem Laufband wieder, während der vor und hinter einem liegende Raum immer wieder von Schrottpressen eingeschränkt wird, gleichzeitig Laserfallen ausgewichen werden muss und Verteidigungsdrohnen auf einen zurasen. Man muss als Tempowechsel kleine Labyrinthe navigieren, die allerdings bislang streng linear bleiben und daher keinen Forscherdrang wecken. Türen und Hilfsdrohnen, die einen z.B. heilen oder doppelte Feuerkraft spendieren, müssen gehackt werden - allerdings darf man in dieser Zeit nicht schießen, so dass hier gutes Timing beim Umschalten gefordert ist. Später kommen schwerkraftlose Zonen, fiese Bosse und einiges mehr hinzu – Two Tribes beweist hier viel Fantasie, um die eigentlich simplen und einschlägig bekannten Mechaniken aufzulockern, fordert vom Spieler aber eine gute Hand-Auge-Koordination, wenn man in diesem geplanten Chaos überleben möchte.
Das Anforderungsprofil ist hoch - mit seinem gelegentlich zu spürenden Trial-and-Error-Ansatz in manchen Momenten vielleicht etwas zu hoch, auch wenn die Kontrollpunkte häufig und fair gesetzt werden. Dennoch täte Two Tribes gut daran, weitere Schwierigkeitsgrade einzubauen. Doch derzeit lassen sich im Hauptmenü neben dem normalen Modus nur ein Speedrun- und ein Hardcore-Modus mit nur einem einzigen Leben ausmachen. Da die technische Seite mit ihrem knackigen Sound sowie der gelungen 2D/3D-Kulisse mit ihren gleißenden Explosionen nicht nur einen stimmungsvollen, sondern vor allem sauberen Eindruck hinterlässt, dürfte das Team Kapazitäten zur Verfügung haben, um das Balancing zu verfeinern.