4Players: Du warst 1996 deutscher Kickboxmeister, gehörtest zum Kader der Nationalmannschaft. Mittlerweile wirst du mit all den anderen UFC-Kämpfern von polemischen Politikern in eine beinahe kriminelle Schiene gedrückt. Sport1 darf dank der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien nicht einmal mehr The Ultimate Fighter senden. (In der Begründung wurde von "Tabubrüchen" und "Verherrlichung von Gewalt" gesprochen). Was hältst von dieser Entwicklung?
Dennis Siver: Ich bin von der Entwicklung nicht begeistert. Die Leute, die das sagen und so über unseren Sport denken, haben letztlich keine Ahnung davon, was wir machen. Die verstehen nicht, dass unser Sport aus mehreren olympischen
Sportarten zusammen gesetzt ist. Bei uns wird alles verbunden und gemischt und sieht dadurch vielleicht härter aus als bei jeder Sportart für sich. Deswegen sehen sie das wahrscheinlich in diesem schlechten Licht.
4P: Dennoch hat MMA im Allgemeinen und UFC im Besonderen außerhalb Deutschlands einen Riesenerfolg, verzeichnet größtenteils deutlich höhere PPV-Raten (Pay-Per-View, Anm. d. Red.). Wo liegt deiner Meinung nach die Faszination?
Dennis Siver: Bei uns passiert durch die ganze
"Die Leute, die so über unseren Sport denken, haben keine Ahnung davon, was wir machen": Deutschlands UFC-Star und ehemaliger Kickbox-Champion Dennis Siver. |
Vielfalt an Techniken einfach mehr. Die Kämpfe sind interessanter, dynamischer. Und im Boxen sieht man in letzter Zeit kaum noch gute Kämpfe. Und das macht den weltweiten Erfolg der UFC aus: Bei uns passiert immer etwas.
4P:Was ist deiner Meinung nach nötig, um die Berührungsängste zu senken und den Respekt vor MMA als Sportart hierzulande zu erhöhen?
Dennis Siver: Es ist definitiv mehr Aufklärung durch Medien nötig, wobei vielleicht sogar erst einmal genau dort angesetzt werden müsste. Denn wenn man im Fernsehen und Zeitungen durch schlechte Recherche erst einmal ins schlechte Licht gerückt wird, ist es natürlich schwer. Aber wir müssen trotzdem versuchen, diese Sportart den Leuten näher zu bringen. Damit sie erkennen, dass es in diesem Sport Regeln gibt, Grenzen gibt und dieser Sport nicht nur eine stupide Schlägerei ist. Aber das ist schwer.
4P: Dana White sagt gerne "Never put it in the hands of the judges!" Gab es in deiner Karriere Punktrichter-Entscheidungen (positiv wie negativ), die für Sie nicht ganz nachvollziehbar waren? Wobei: Es gab ja nicht so viele... (4, Anm. d. Red.)
Dennis Siver: Nein. Wie du schon sagtest, gab es nicht sehr viele. Aber bei allen Punktniederlagen habe ich nichts dagegen einzuwenden gehabt. Es war leider verdient. Entweder war es nicht mein Tag oder der Gegner war ganz einfach besser, aber diese vier Entscheidungen waren alle korrekt.
4P: Normalerweise spielt bei aller Rivalität gegenseitiger Respekt vor dem Gegner und seiner Leistung eine große Rolle im Octagon. Gibt es Kämpfer in ihrer Gewichtsklasse, bei denen es dennoch eher Richtung Grudge-Match tendieren würde?
Dennis Siver: Nicht wirklich. Weil ich weiß, dass die Leute, die bei der UFC kämpfen, richtig was drauf haben. Da gibt es keine einfachen Gegner. Das sind die besten der Welt und du musst Respekt haben. Jeder hat was drauf und jeder kann dich schlagen. Es reicht eine Unaufmerksamkeit, um zu verlieren. Deswegen darf man da ohne Respekt gar nicht reingehen.
4P: Drei deiner letzten vier Kämpfe wurden mit Sonderboni (Fight of the Night bzw. KO of the Night) ausgezeichnet. Spielt der Gedanke an ein spektakuläres Finish eine große Rolle bei der Kampftaktik oder waren diese Auszeichnungen eher Zufall?
Dennis Siver: Das passiert von allein. Du kannst einen Kampf nicht durchplanen. Du kannst zwar versuchen, Taktiken durchzusetzen, aber im Kampf lässt du es auf dich zukommen und reagierst dann. Wie letztes Mal z.B., als wir den "Kampf des Abends" bekommen haben, habe ich nur versucht, mein Bestes zu geben. Natürlich muss da auch der Gegner mitziehen, und dann passiert es eben. Bei den "K.O.s des Abends" war es meine Technik. Daran arbeite ich, versuche mich ständig zu verbessern. Und diese Technik setze ich im Kampf dann auch ein und zwei Mal hat es mir eben diesen Erfolg eingebracht. Aber ich kann jetzt nicht sagen "Im Kampf mach ich das und das und gewinne so und so." Das wäre glaube ich ein schlechtes Zeichen, wenn man so an einen Kampf heran geht.
4P: Der Show-Aspekt bei UFC wird allerdings immer größer. Es gab ja auch schon eine Phase mit großen Einmärschen, was dann wieder zurück gestuft wurde. Mittlerweile hat man den Eindruck, dass eine ausgewogene Mischung gefunden wurde. Wie siehst du das?
Dennis Siver: Klar ist UFC in erster Linie Sport. Aber es gibt natürlich auch einen Showaspekt, interessante Charaktere, Spannung usw., was die Leute interessiert. Die Zuschauer wollen auch unterhalten werden. Sie gehen nicht nur wegen der Kämpfe hin, sondern wegen des gesamten Drumherums. Es ist sehr interessant, wie eine dieser Großveranstaltungen abläuft. Ich finde die derzeitige Mischung gut. Die Japaner z.B. übertreiben es in dieser Richtung etwas.