Test: InviZimals: Die verlorenen Stämme (Rollenspiel)

von Jan Wöbbeking



InviZimals: Die verlorenen Stämme
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
03.11.2011
Spielinfo Bilder  
Sony bringt wieder Leben ins Wohnzimmer: Lange bevor 3DS-Besitzer auf die Gesichter ihrer Freunde ballerten, konnte man bereits mit der PSP in der Wohnung auf Monsterjagd gehen. Zwei Jahre nach dem Debüt schicken die Japaner ihren Pokémon-Konkurrenten in die dritte Runde. Voraussetzung ist wieder die kleine „Eye-Kamera“ zum Aufstecken, welche es auch im Bundle mit dem Spiel gibt. Richtet man die Linse auf den Küchentisch, wird er kurz darauf zur Arena für die knuffigen Fantasiewesen.

Exzessives Recycling

Gleich zu Beginn fällt auf, wie einfach Entwickler Novarama es sich gemacht hat: Das Menü-Design, der Großteil der Soundeffekte und sogar viele Musikstücke wurden 1:1 aus Teil 1 und 2 übernommen. Nach dem ersten Start dachte ich fast, ich hätte versehentlich einen der Vorgänger  von der Speicherkarte gestartet. Auch die bekannten technischen Schwächen sind wieder dabei. Das macht sich am deutlichsten bei der Monster-Suche bemerkbar, welche das Abenteuer eröffnet.

Den quakenden Pinguin ködert man mit Fischen.
Den quakenden Kampf-Pinguin ködert man mit Fischen.
Der Story nach wuseln überall in unserer Welt kleine Energiewesen herum. Mit dem bloßen Auge sind die Invizimals nicht zu sehen. Filmt man seine Umgebung mit der PSP-Kamera, erscheinen sie aber auf dem Bildschirm und lassen sich einfangen. Im offiziellen Trailer düsen ein paar Kinder begeistert durch die Wohnung und machen sich mit viel Enthusiasmus auf die Suche nach den unsichtbaren Mini-Kriegern. In der Realität gestaltet sich die Jagd weniger spannend: Schon nach wenigen Minuten erkennt man, dass man die Kamera einfach nur auf eine bestimmte Farbe richten muss und schon erscheint eine der Kreaturen auf der Bildfläche. Es langt also nach wie vor, faul auf der Couch sitzenzubleiben und die Kamera auf ein kunterbuntes Sofakissen zu richten.

Schlacht ums Wohnzimmer

Danach folgt eines der durchwachsenen Fang-Minispiele: Mit Hilfe des Analogsticks steuert man z.B. einen Minotaurus unter Zeitdruck zum Ausgang eines Labyrinths, fängt Schafe oder Geister ein. Auch eine Billard-Einlage ist dabei, in der man mit der PSP wie mit einem Queue in Richtung Tisch zielt.  Deutlich spannander wird es in den Gefechten: Auf einer Weltreise warten allerlei Club-Kämpfe auf den Spieler, in denen man seine Schützlinge hochleveln kann, damit sie sich nach einer Weile in stärkere Formen verwandeln.

Die nebenbei aufgesammelten Funken investiert man in Spezial-Manöver, welche hier Vektoren heißen: Sie verursachen ein Erdbeben, Feuerstürme oder verleihen den Kampfzwergen kurzzeitig mehr Kraft oder Ausdauer. Nach den optionalen Club-Matches geht es in eines der Turniere mit deutlich stärkeren Widersachern. Bevor ein Duell startet, legt man ein gemustertes Pappkärtchen auf den Tisch. Kurz darauf stehen sich in seiner Nähe zwei Invizimals gegenüber. Das Spieltempo und das Schere-Stein-Papier-Prinzip passen immer noch prima zum Konzept: Bewegen kann man sein Tierchen nicht. Stattdessen löst man mit ein bis zwei Feuerknopf-Tippsern Ramm-Angriffe, Giftgas-Attacken und andere Gemeinheiten aus – oder startet ein gut getimtes Ausweich-Manöver. Jedes Biest besitzt eine Hand voll Attacken und ist – je nach Gattung - gegen bestimmte Angriffe immun. Der feurig rote Minotaurus z.B. fühlt sich inmitten einer warmen Feuersbrunst pudelwohl. Schön ist nach wie vor, dass manche Tiere sich bei manchen Aktionen scheinbar durch den Tisch graben und direkt vor dem Gegner wieder auftauchen.

Zusammen sind sie stark!

Damit die PSP all das sauber darstellt, sollte man sämtliche im Haushalt verfügbare Lampen bis zum Anschlag aufdrehen. Doch auch bei guten Lichtverhältnissen wackelt das Bild immer noch etwas stärker als in den Augmented-Reality-Games für den 3DS. Das Sammeln der Funken-Währung gestaltet sich nach wie vor umständlich. Wenn man mit der Kamera auf eine der glühenden Münzen zielt, verschwinden die Figuren manchmal kurz von der Bildfläche. Besser ist die Hintergrundgeschichte gelungen: Sie wird wieder in professionell gedrehten Video-Botschaften erzählt und knüpft nahtlos an den Vorgänger an.

Die Kämpfe steigen direkt auf dem Schreibtisch - oder überall dort, wo man die gemusterte Papp-Karte platziert.
Die Kämpfe steigen direkt auf dem Schreibtisch - oder überall dort, wo man die gemusterte Papp-Karte platziert.

In der eiskalten Antaktis und an anderen Orten macht man sich auf sie Suche nach dem verschollenen Keni. Mit der Hilfe von Dimensionsportalen ist er offenbar exzessiv in Raum und Zeit herumgereist, denn sogar auf einem 3000 Jahre alten Mosaik findet man Hinweise auf seinen Besuch. Auch das Tauschen und Kämpfen via Online-Verbindung ist wieder möglich – inklusive einer Liga-Option für vier bis acht Teilnehmer. Trotz des intensiven Recyclings gibt es auch eine richtig coole Neuerung: In den Tag-Team-Kämpfen darf man zwischen zwei Schützlingen wechseln. Wenn man sich die Kräfte geschickt einteilt und im richtigen Moment abklatscht, macht das Spiel beinahe doppelt so viel Spaß! Klasse gelungen sind auch die neuen Exemplare unter den insgesamt 150 Kreaturen: Vor allem der Minotaurus und das einäugige Tentakel-Monster haben es mir angetan. Auch die Balance zwischen den Arten wirkt diesmal noch stimmiger und sorgt für spannende Matches.

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Thema!
schrieb am