Viel zu tun, wenig Begeisterung
MXGP 2 ist mal wieder ein typisches Milestone-Spiel: Beim Umfang gibt es abgesehen vom fehlenden Drumherum wie Siegerehrungen nicht viel zu meckern, doch auf der Piste übertreffen die Schwächen weiterhin die Stärken innerhalb der Rennen auf den Bikes der MX- oder der schwächeren MX2-Klasse. Entweder absolviert man den offiziellen Kalender der vergangenen Saison, stellt sich eine Meisterschaft mit eigenen Strecken zusammen oder fährt ein Einzelrennen. Dabei hat man stets die Wahl, ob man sich sofort in die Startaufstellung begibt oder den Umfang auf ein komplettes Wochenende inklusive Training, Qualifikation und Doppelrennen steigert.
Mit einem gut getimten Scrub lässt sich die Flugbahn nach Sprüngen beeinflussen.
Zählt in der klassischen Meisterschaft nur die Punkte für Fahrer und Team, tritt man im Modus Monster Energy FIM MXON für die Nation seiner Wahl an und kämpft als Trio um die wichtigen Punkte. In der Stadium Series werden die Positionsduelle dagegen von der Natur in vier Indoor-Arenen verlegt. Auch dort hat man die Wahl zwischen Einzelrennen, einer Meisterschaft oder Zeitrennen. Bei den realen Events findet man dagegen kleine Missionen, die im Kontext zu Ereignissen stehen, die tatsächlich während der letztjährigen MX-Saison passiert sind. Wer sich dagegen eine kleine Auszeit von den lizenzierten Teams und Fahrern gönnen will, um mit seinem selbst erstellten Piloten durchzustarten, wird im Karrieremodus fündig. Hier startet man wie gehabt ganz unten, stellt sich Personal zusammen und kümmert sich neben guten Ergebnissen auf der Strecke um Verträge mit interessierten Teams sowie Sponsoren, wobei die Präsentation mit ihren lahmen Menüs wohl kaum langweiliger ausfallen könnte. Immerhin wird die Kunst der Fahrtechniken in brauchbaren Einführungsvideos näher gebracht, wobei man die Theorie am besten auf der Teststrecke in praktische Erfahrungen verwandelt. Im Gegensatz zu verwandten Offroad-Titeln wie MX vs. ATV gibt es hier allerdings kein Tricksystem und auch keinen entsprechenden Spielmodus – sicher auch deshalb, weil der Lizenzgeber ein solches Vorhaben vermutlich nicht absegnen würde. So bleibt an Kunststücken lediglich der offiziell erlaubte Scrub, mit dessen Hilfe man – richtiges Timing vorausgesetzt – die Flugbahn des Bikes bei Sprüngen beeinflussen kann.
Grausige Kollisionsabfrage
Mehr Leistung? Ein besseres Fahrverhalten? Schickere Optik? Die nötigen Teile dafür findet man im Tuning-Menü.
Das Fahren an sich fühlt sich gar nicht übel an – auch dank der rudimentären Setup-Einstellungen an Federung und Schaltung sowie den drei Stufen für die Fahrphysik. Während die Basis-Stufe die meisten Fahrfehler verzeiht und Pro mit getrennten Bremsen sowie einer sensibleren Steuerung die Profis anspricht, bildet die Mitte einen willkommenen Kompromiss. Dort lassen sich die Vorder- und Hinterbremse auf Wunsch noch koppeln, auch bei der Gangschaltung und dem Verlagern des Fahrergewichts kann man sich noch mit einer Halbautomatik unter die Arme greifen lassen, wenn man mit der manuellen Kontrolle überfordert sein sollte. Auf höheren Stufen gestaltet sich das Fahren über die Pisten mit ihren Echtzeit-Verformungen durchaus anspruchsvoll – vor allem aufgrund der getrennten Steuerung von Fahrer und Bike, die sich schnell natürlich anfühlt. Fällt man trotzdem mal vom Sattel, darf man die Fehler dank einer optionalen Rückspulfunktion maximal neun Mal ungeschehen machen.
Im Setup-Bereich lassen sich die Bikes auf Wunsch anpassen.
Leider versauen gleich mehrere Faktoren den Fahrspaß auf den Motocross-Maschinen: Zum einen ist die Kollisionsabfrage unter aller Kanone! Bei nahezu jeder Berührung zieht man als Spieler im Duell mit der KI den Kürzeren und stürzt, während die anderen „Beton-Piloten“ einfach unbehelligt weiter und sogar ohne Konsequenzen über mich hinweg fahren. Manchmal landen sie nach einem Sprung sogar auf meinem Kopf und versuchen sich als Beifahrer von oben – selbstverständlich ebenfalls ohne Stürze oder irgendwelche Probleme. Das sieht nicht nur völlig lächerlich aus, sondern damit verabschiedet man sich noch weiter vom Realitätsanspruch, den man eigentlich verfolgt! Ähnliches gilt für die Rücksetzpunkte: Mal wird man schon beim kleinsten Überfahren des Streckenrands penibel zurückgesetzt und verliert wertvolle Plätze, während man an anderen Stellen sogar problemlos abkürzen kann und das alles nicht so eng gesehen wird. Man ist also auf der einen Seite bei Grenzübertretungen völlig inkonsequent, auf der anderen übertrieben genau – eine unschöne Kombination. Immerhin darf man mit dem Trost leben, verlorene Positionen relativ schnell wieder aufholen zu können – dem Gummibandeffekt sei es gedankt! Liegt man hinten, wird das Feld künstlich beieinander gehalten und die Führenden drosseln ihr Tempo. Liegt man selbst vorne, ist der Effekt dagegen nicht ganz so stark ausgeprägt und man kann sich mitunter deutlich von seinen Verfolgern absetzen. Hängt man dagegen irgendwo im Mittelfeld, hat man oftmals nicht nur mit anderen Piloten, sondern auch der Übersicht zu kämpfen: Zumindest beim Fahren in der Außenansicht fängt die Kamera das Geschehen oft so unglücklich ein, dass die anderen Motorräder im Pulk die Sicht komplett versperren, was besonders in Kurven oder während Sprüngen ärgert.