Test: EA Sports UFC 2 (Sport)

von Mathias Oertel



EA Sports UFC 2 (Sport) von Electronic Arts
Das ultimative Kampfsport-Spektakel?
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
17.03.2016
17.03.2016
Spielinfo Bilder Videos
Mixed Martial Arts, oder kurz: MMA, ist auf dem Vormarsch. Vor allem dank der zwei Cover-Stars Ronda Rousey und Conor McGregor werden neue Rekorde bei Pay-Per-View-Käufen sowie Zuschauerzahlen erzielt. Diesem Erfolg möchte Electronic Arts mit UFC 2 gerecht werden. Wir haben uns mit den Kampfsport-Allroundern ins Octagon begeben und klären im Test, was MMA-Fans erwarten dürfen.

Besser als Boxen

Auch wenn in der Redaktion jedes Mal, wenn das Gespräch auf MMA kommt, der Wunsch nach einem neuen Fight Night geäußert wird: Ich will kein neues Boxspiel. Denn als Wiederspiegelung der aktuellen Situation im Boxen kann es nur äußert langweilig sein - im Vergleich zum Spektakel Mixed Martial Arts ohnehin. Klar: Als Kampfsportfan habe ich mir natürlich die letzten Klitschko-Kämpfe angeschaut. Und ich habe mich auf den als „größten“ Kampf der letzten 50 Jahre propagierten Fight zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquaio gefreut. Und ich wurde hier wie da enttäuscht. Klar: Es gibt auch Boxer wie Amir Khan, deren Kämpfe meist sehenswert sind. Doch im Gros fühle ich mich bei Mixed Martial Arts besser aufgehoben.

Über 250 meist gut erkennbare Kämpfer stehen in zehn Gewichtsklassen zur Verfügung.
Über 250 meist gut erkennbare Kämpfer stehen in zehn Gewichtsklassen zur Verfügung.
Und da ist natürlich die UFC mit ihrem kometenhaften Aufstieg in den letzten 20 Jahren die erste Wahl. Andere Organisationen wie Bellator, Invicta FC, WSOF oder die britische BAMMA lohnen sich zwar auch, zumal Bellator mit der Akquise von Kämpfern wie Benson Henderson oder jüngst Matt Mitrione auf sich aufmerksam macht. Doch es ist vor allem der UFC zu verdanken, dass die einst als "Gladiatoren"- oder "Hundekämpfe" verschrienen Auseinandersetzungen von Athleten unterschiedlicher Kampfsportstile im Mainstream angekommen sind. Natürlich werden dadurch auch die Probleme wie Missbrauch von leistungssteigernden Substanzen, Verletzungsserien (vor kurzem wurde sogar als Folge eine Großveranstaltung von Pay-Per-View-Status auf Standard-Distribution geändert) oder überladene Fight Cards mit einem Dutzend oder mehr Kämpfen in den Fokus gerückt. Doch die UFC und andere MMA-Organisationen haben sich für vom Boxsport Enttäuschte als Anlaufstelle Nummer eins etabliert. Die Auseinandersetzungen sind meist dynamisch, spannend und vollkommen unvorhersehbar.

Der Cover-Fluch schlägt zu

Die Kampfdynamik wird in allen MMA-Aspekten (Stand-Up, Clinch, Bodenkampf) gut abgebildet
Die Kampfdynamik wird in allen MMA-Aspekten (Stand-Up, Clinch, Bodenkampf) gut abgebildet
Wer hätte gedacht, dass Holly Holm die bis dahin ungeschlagene Ronda Rousey in der zweiten Runde KO schlagen würde? Oder dass Holm bei ihrer ersten Titelverteidigung nach Punkten deutlich führend von Miesha Tate 90 Sekunden vor Ende des Kampfes mit einer technischen Aufgabe durch Rear-Naked-Choke besiegt würde, der sie bewusstlos auf dem Ringboden zurückließ? Dass bei der gleichen Veranstaltung der bis dahin ebenfalls im ICE-Tempo aufgestiegene Federgewichts-Champion Conor McGregor in einem Weltergewichtskampf von Nate Diaz durch den gleichen Move besiegt würde, hatte ebenfalls kaum einer auf der Rechnung. Dass im Vorfeld der Veröffentlichung ausgerechnet die beiden Stars auf dem Titelbild herbe Niederlagen einstecken musste, lässt Schwarzseher an die Rückkehr des Coverfluchs glauben, der bei der Madden-Serie über Jahre hinweg für Verletzungen der Athleten gesorgt hat, die auf dem Titel verewigt wurden. Verfechter des Mixed Martial Arts würden hingegen sagen, dass MMA mit seinen verschiedenen Stilen, die im Ringen, Brazilian Jiu-Jitsu sowie diversen Vollkontakt-Kampfformen wie Muay Thai, Karate oder Boxen wurzeln, immer für eine Überraschung gut ist.

Das wird schmerzhaft enden...
Das wird schmerzhaft enden...
Und das fängt UFC 2 bis auf wenige Ausnahmen überzeugend ein. Mit den guten Mechaniken des Vorgängers als Fundament, das im Laufe von vier Inhalts-Patches verfeinert und stabilisiert wurde, hat EA an allen Ecken und Enden geschraubt, um das Geschehen im Octagon authentisch abzubilden. Das hat allerdings seinen Preis: Die Steuerung ist komplex, da man nicht nur Boxmechaniken, sondern auch Tritte, Übergänge zum Clinch und Bodenkampf mit ihren jeweils eigenen Steuerungseigenheiten auf zwei Sticks und acht Tasten legen musste. Das Ergebnis ist gelungen, benötigt aber als Neuling eine gehörige Eingewöhnungsphase, die dadurch verlängert wird, dass es kein richtiges Tutorial gibt. Man kann zwar in einem Dutzend so genannter „Skill Games“  verschiedene Aspekte der Mechaniken wie Takedown-Verteidigung, hohe oder niedrige Schläge bzw. Tritte, Clinch oder Aufgabegriffe üben oder im Trainings-Modus gegen eine mit rudimentären Vorgaben gefütterte KI antreten. Doch ein Trainer, der einen in einem Tutorial von Anfang bis Ende begleitet und einen auch in Feinheiten einweist, bevor man auf das Octagon losgelassen wird, wäre sinnvoll gewesen. So lernt man z.B. das Parieren, das einen schneller Konter setzen lässt und dabei größeren Schaden verspricht als nach einem erfolgreichen Block, nur über einen Blick in die Steuerungstafel.

Kommentare

Felerlos schrieb am
Wer sind die beiden Kämpfer auf dem Vorschaubild?
Nightwolve schrieb am
Ihr vergleicht hier Birnen mit Äpfeln. UFC2 ist deutlich realistischer, aber noch weit von realistischen Kämpfen entfernt. Ich finde es zweifelhaft, wenn jemand das Spiel bewertet, der keine Kampferfahrung hat. Zu mächtig ist z.B. das Ground and Pound-System und die überlegene Reichweite bestimmter Kämpfer kann hier zu leicht zum Erfolg führen. Das Spiel ist deshalb imbalanced ohne Ende. Trotzdem ist es meiner Meinung nach besser als der 1.Teil, sofern EA diese Missstände besser ausgeglichen bekommt.Ein Mike Tyson sollte so z.B. häufiger jemanden mit einem Schlag bewusstlos schlagen können.
e1ma schrieb am
8BitLegend hat geschrieben:
Bei UFC Undisputed 3 passierte hingegen immer genau das was ich wollte, wann ich es wollte. Pacing, Strategien, Angriffsattacken - alles war perfekt timebar und fühlte sich richtig an. Da kommt die EA UFC Reihe leider nicht ran und so wie es aussieht wird sie das auch nie, da die Engine scheinbar zu laggy ist. Sonst hätte man ja nicht den Workaround über die schnelleren Animationen gehen müssen.
Sehe ich auch so. Das erste EA MMA Game war leider eine absolute Entäuschung und um Welten schlechter als die guten THQ Teile. Die Demo hat zwar einige Fehler ausgebügelt, aber von der Qualität eines Undisputed 3 ist man weit entfernt, schade.
Easy Lee schrieb am
EA tun sich mit den Transition-Animationen sehr schwer. Das haben sie selbst bei Fight Night schon viel besser hinbekommen (war aber auch einfacher als bei MMA-Games).
Das größte Problem für mich: Punches und Kicks werden zu indirekt ausgeführt. Das hat EA zwar durch eine Steigerung der Animationsgeschwindigkeit kompensiert, aber die Latenz zwischen Knopfdruck und Ausführung ist immer noch zu deutlich spürbar. In Verbindung mit dem sehr schnell greifenden Ausdauer-System fühlt sich das Gameplay lahm an, während es auf dem Screen hingegen oft zu zappelig aussieht.
Bei UFC Undisputed 3 passierte hingegen immer genau das was ich wollte, wann ich es wollte. Pacing, Strategien, Angriffsattacken - alles war perfekt timebar und fühlte sich richtig an. Da kommt die EA UFC Reihe leider nicht ran und so wie es aussieht wird sie das auch nie, da die Engine scheinbar zu laggy ist. Sonst hätte man ja nicht den Workaround über die schnelleren Animationen gehen müssen.
Sharkoon20 schrieb am
Also von der Demo war ich mehr als begeistert.
Wirklich in allen Belangen verbessert zum Vorgänger, endlich ohne die nervigen Videos und eine vernünftige "Automatisierungs-Möglichkeit" (was für eine Kreation) für das Training zwischen den Kämpfen.
Einfach TOP!
schrieb am