Test: Gunstar Future Heroes (Arcade-Action)

von Paul Kautz



Gunstar Future Heroes
Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
11.11.2005
Spielinfo Bilder  
Die Gunstar Heroes sind für Actionspieler das, was Mario für Plattform-Jünger ist – Legende! Zwar gab es nur einen Teil auf dem Mega Drive, aber der hat sich durch kompromisslose Action und perfekte Technik seinen Platz in der Hall of Fame redlich verdient. Nach all den Jahren gibt es endlich einen Nachfolger – kann der die hohen Erwartungen erfüllen?

ABWECHSLUNG!

Das Entwicklerstudio Treasure genießt seit den seligen Mega Drive-Tagen bei Actionfans einen Sonderstatus. Man bekommt nur aller paar Jubeljahre ein neues Werk der Japaner serviert, aber das ist jedes Mal technisch und spielerisch so geil, dass es das Warten wert war. Das war bei Gunstar Heroes so, das war bei Ikaruga so,
Grandiose Grafikeffekte bringen den GBA-Grafikchip zum Kochen.
das war bei Astro Boy: Omega Factor so – und das ist auch bei den Gunstar Future Heroes so! Besonders Erstgenanntes, das Frühwerk des Teams, zaubert auch heute noch ein Lächeln in das Gesicht von Shooter-Fans - bot es doch neben fantastischer Grafik auch ein herrlich ideenreiches und abgefahrenes Leveldesign, pausenlose Action, fette Bossgegner und ein cooles Waffensystem. Fast all das und noch viel mehr findet ihr in dem nach zwölf Jahren Hoffnungszeit endlich erscheinenden Nachfolger.

Nur fast? Ja, das Kombo-System des Vorgängers wurde über Bord geworfen. Früher konntet ihr zwei Waffen tragen und diese auch kombinieren, so dass man immer neue Wummen schaffen konnte – eine coole Idee! Die leider der Vergangenheit angehört, denn jetzt habt ihr immer drei Kracher dabei, zwischen denen ihr durchschalten könnt, wobei jeder der beiden Charaktere (Blue und Red) eine exklusive Knarre im Holster stecken hat. Was ebenfalls schmerzlich vermisst wird, ist der Mehrspielermodus: Im Original konntet ihr zu zweit gemeinsam gegen die Feindschar losziehen, was jetzt nur noch allein geht – sehr schade. Aber auch auf Solopfaden bietet GFH mehr Action, als die meisten Spiele im Dutzendpack, verteilt auf sechs, in jeweils mehrere Unterabschnitte gegliederte Levels, in denen sich jeder anders spielt als der vorherige. Meist geht es wild ballernd von links nach rechts (oder auch mal umgekehrt), aber ihr besteigt auch mal einen Helikopter, um einen klassischen Vertikalshooter zu bestreiten. Oder ein Reittier, welches
Brillant inszenierte Bossfights krönen jeden Level.
euch rasant durch wild in alle Richtungen scrollend durch die Welt hetzt. Oder ihr lasst die Knarre mal ganz stecken und befreit in einem Abschnitt wie im Klassiker »Flicky« ein Rudel kleiner Küken – in einem Level, der Schwindel erregend um euch herum rotiert! Abwechslung wird hier nicht nur groß, sondern in gigantischen Neonlettern geschrieben, die man auch noch aus dem Weltall sehen dürfte.

Bewaffnete Giganten

Technisch hat Treasure einen Ruf zu verteidigen. Und keine Bange, auch dieses Mal lassen sich die Japaner schwer bewaffnet nicht unterbuttern. Gunstar Future Heroes ist technisch schlicht unglaublich, noch mal eine ganze Latte besser als das bereits schwer beeindruckende Astro Boy: Omega Factor. Die Entwickler zaubern hier riesige Objekte und gigantische Sprite-Massen aus dem Handgelenk auf den Screen, die man dem GBA niemals zugetraut hätte – was die gesammelte Shooter-Konkurrenz mal ganz nebenbei beschämt und deklassiert. Besonders die Mode 7-Zoomeffekte zeigen sich in ungeahnter Qualität: so besteht ein Level aus einer Flugsequenz, bei der ihr aus dem Bild herausfliegt, während sich von hinten immer neue Gegner ins Bild schieben und der Untergrund rasant nach hinten rast – und natürlich könnt ihr das Ganze wie wild rotieren!
Von links nach rechts, von unten nach oben - die Gunstars ballern sich in jede Richtung durch.
Die fetten Endgegner, die, höflich wie sie sind, sich mit englischer Sprachausgabe vorstellen, kommen weich ins Bild gezoomt, füllen oft fast den gesamten Bildschirm aus und bewegen sich sehr flüssig: ein zerfallender Roboter, eine gigantische Techno-Spinne, einer, der sich gleich vier Mal verwandelt, bevor er endlich den Löffel abgibt – herrlich! Und noch herrlicher ist, dass all die Pracht nicht ein Mal ins Ruckeln kommt.

Wer Gunstar oder allgemein ein Spiel von Treasure kennt, weiß um das Spielprinzip: Hier wird geballert, bis der Arzt schon keine Lust mehr hat zu kommen, das Game spielt sich wie Contra: Shattered Soldier auf Speed. Begleitet von treibender Synthie-Musik (die Mega Drive-Spielern einige Déjà-vu-Erlebnisse bescheren dürfte), fetten Explosionen und einer großartigen trashigen Story, die direkt an den Vorgänger anschließt und in Comic-Dialogen weitergeführt wird, ballert ihr euch durch das leider sehr kurze Abenteuer. Ohne große Mühen ist es in einer Stunde geschafft, danach warten nur noch die andere Spielfigur sowie zwei weitere Schwierigkeitsgrade. Nicht eben umfangreich, aber für einen durchballerte Viertelstunde zwischendurch ist das Spiel perfekt.

    

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