Vorschau: WipEout Pulse (Rennspiel)

von Benjamin Schmädig



WipEout Pulse
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
10.06.2009
09.06.2010
Jetzt kaufen
ab 9,90€
Spielinfo Bilder Videos
Die ersten Screenshots hatten es schon angedeutet und als ich zum ersten Mal selbst im Cockpit eines Schiffes Platz nehmen konnte, wurde es zur Gewissheit: Wo sich ein neues WipEout bisher stets anders angefühlt hatte, hält sich Pulse ungewöhnlich dicht an seinen Vorgänger. Das fängt bei der totschicken, unterkühlten Kulisse an und hört bei dem exzellenten Fluggefühl auf. Bleibt die Frage, ob Sony nicht einfach neue Strecken und Vehikel abliefert, das eigentliche Spiel aber unangetastet lässt...

Die schnelle Fortsetzung?

Es scheint tatsächlich so, dass die Entwickler zum ersten Mal nur eine Hand voll Schrauben festziehen, anstatt einen großen Schritt nach vorne zu wagen. Denn das Flugverhalten wurde nur getunt, bleibt grundsätzlich aber gleich. Die im letzten Teil eingeführte Rolle um die eigene Achse, um nach einem Sprung mit einem Turbo davon zu rasen, ist ebenso dabei wie der für enge Kurven gedachte "Schritt zur Seite". Viel Arbeit haben die Entwickler nur in die Vehikel selbst gesteckt, denn diese wurden so optimiert, dass es trotz spürbarer Unterschiede keinen generellen Vorteil mehr für bestimmte Flieger geben soll. Dafür müssen die Liebhaber einiger Teams ihre Gleiter erst aus dem Internet laden: Auricom und Icaras gehören z.B. zu den Download-Inhalten, die schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verfügbar sein werden. Von der UMD aus schwebt im Gegenzug ein brandneues Team mit an den Start: EG-X
Vorne rechts: So sehen die Magnetstreifen aus, die euer Schiff sicher auf der Strecke halten.
gehört zusammen mit dem Download-Schiff Mirage zu den Neueinsteigern. Abgesehen davon wird Sony wie zuletzt frische Strecken über das Internet nachliefern - immerhin waren die umfangreichen Downloads ein Markenzeichen von Pure.

Auf den Kursen selbst werdet ihr schneller in Sachen Neuerungen fündig, denn auf einigen Abschnitten montieren die Entwickler eine so genannte Magnetbahn-Streckenfunktion. Auf diesen Teilen "klebt" euer Gleiter auf dem Boden - so sind in Pulse Loopings oder der Flug an der Seite einer Mauer möglich. Das macht die Flüge abwechslungsreicher und in zwei Situationen haben mir die im Original "Mag-Strips" getauften besonders gut gefallen: Einmal schwebt ihr kopfüber den Kurs entlang, während die Kontrahenten unter euch in die entgegen gesetzte Richtung rasen. An einem anderen Punkt ist die Magnetbahn nur auf der linken Seite der Strecke installiert, so dass experimentierfreudige Piloten rechts über eine Rampe fliegen, um so die höher gelegene Abkürzung zu erreichen. Solche Möglichkeiten zum Verbessern der Rundenzeiten sind zwar nicht die Regel, bringen aber zusätzlich Spannung in einige Rennen.

Ungewöhnliche Materialschlacht

Und um die Rennen hat sich Sony ohnehin die meisten Gedanken gemacht; schließlich waren die aufeinander folgenden, im Grunde stets gleichen Wettläufe für viele zu wenig, um sich bis zur schnellsten Klasse durchzukämpfen. Der endgültige Adrenalinkick blieb ihnen damit verwehrt - genau das war und ist aber die Stärke der Serie: Auch in Pulse fegt ihr mit irrsinnig hoher Geschwindigkeit über enge Kurse. Eine fehlerfreie Runde sorgt für den gewohnten Auswurf an Endorphinen - ich bin süchtig danach! Aber zurück zur Karriere, die zum ersten Mal mehr als Rennen um Rennen um Rennen um Rennen sein wird. Denn im Gegensatz zum bekannten Schema wählt ihr in Pulse eine von 16 Ligen aus, in der im Schnitt sechs Rennen absolviert werden. Bevor ihr in die folgende Liga vorstoßt, müsst ihr zwar die meisten der aktuellen Läufe beenden, könnt aber stets zwischen mehreren wählen. Das räumt eine knackige Sackgasse aus der Welt: Wer vorher hängen blieb, entscheidet sich in Zukunft für eine alternative Herausforderung oder wählt erstmals einen von drei Schwierigkeitsgraden. Der Clou: Die Ligen bieten nicht nur einen Mix verschiedener Geschwindigkeitsklassen (die Pulse-Entwickler kehren zum traditionellen Vier-Klassen-System zurück), ihr absolviert auch mehr als Rennen um Punkte. Was vor allem deshalb Spaß macht, weil die Entwickler mehr Varianten bieten als in Pure.

Elimination kennen erfahrene Raser z.B. seit dem dritten WipEout. Es ist der einzige Modus, in dem der Zieleinlauf keine Rolle spielt: Es geht nur um die Anzahl der Abschüsse. Nur hier schraubt Sony deshalb auch die Wirkung eurer Waffen nach oben. Generell wiederholt Sony aber zum Glück nicht den mit Fusion gemachten Fehler, dem Einsatz von Raketen, Beben oder Minen zuviel Gewicht zu verleihen. Der Nerv tötende Disruption Bolt, der u.a. die Rechts-Links-Steuerung vertauscht hatte, fällt sogar weg. Im Gegenzug kommen vier neue Extras dazu, von denen drei ausschließlich in Elimination auftauchen. Leider war der Modus während der Präsentation noch nicht so weit, dass ich mich in den Zerstörungswahn stürzen konnte. Ich gehe aber davon aus, dass die Materialschlacht eine angenehm brachiale Abwechslung vom Wettlauf gegen die Zeit wird. Vor allem in Online-Rennen 
Vor allem in "Elimination" soll es gehörig krachen!
könnte er zahlreiche Anhänger finden. Ja, es gibt Online-Rennen. Mit allen Rennvarianten (Zeitrennen fallen natürlich weg). Für bis zu acht Teilnehmer. Endlich!

Antike Symbolik?

Ebenfalls neu sind Kopf-an-Kopf-Rennen, in denen ihr mit einem einzigen Kontrahenten um den Sieg ringt sowie das Zeitfahren. Letzteres gibt es in zwei Ausrichtungen: Einmal zählt nur die schnellste von zehn Runden, das andere Mal gilt die Zeit eines kompletten Rennens. Wieder dabei ist der Zonen-Modus, in dem euer Schiff alle zehn Sekunden beschleunigt wird - ohne dass ihr bremsen könntet. Mir werden die speziell für diese Variante erstellten Strecken aus Pure zwar fehlen, zumal es mir besonders das kühle blau-weiße Design angetan hatte. Doch im Nachfolger steht der Modus dafür auf allen normalen Strecken zur Verfügung. Davon gibt es immerhin zwölf, die noch dazu auch in umgekehrter Richtung beflogen werden. Und auch hier ändert sich die Kulisse, sobald ihr euch die Zonen-Herausforderung zutraut: Sie leuchtet dann in einer matten "Tron"-Zweifarbigkeit. Es ist nicht die schlichte Brillanz aus Pure - aber es sieht immer noch klasse aus! Auch im Normalzustand wecken die Rennstrecken abseits der Piste andere Assoziationen als ihre Vorläufer: Die Umgebungen erinnern an die urbanen Kulissen des dritten WipEouts - die strahlende Zukunft des letzten Teils scheint vorerst Geschichte. Selbst die Waffen-Symbole sehen mehr nach Zeichen antiker Zivilisationen als futuristischer Icons aus. Dem Flair tut es allerdings gut, weil es bodenständiger, greifbarer wirkt.

Irgendwann werdet ihr natürlich trotz der flexiblen Ligen eine Pause von der Karriere nehmen, um einfach mal eure Vorlieben auszuleben. Zehn Runden Elimination, drei Kopf-an-Kopf-Rennen, vier Zonen-Umläufe und eine halbe Stunde Zeitfahren? Kein Problem! War es auch bisher nicht. Nur, dass ihr diesmal eure eigene Karriere erstellt! "Racebox" nennen die Entwickler den Baukasten, mit dem ihr ein Turnier ans nächste reiht, die erforderlichen Zeiten für Gold-, Silber- und Bronzemedaillen festlegt, das Ganze speichert, ausprobiert und ins Internet schießt. Von dort können eure Freunde drauf zugreifen und sich so mit euch messen. Falls ihr ihnen schon vor dem Rennen zeigen wollt, wer der Bessere ist, solltet ihr sie zusätzlich mit den selbst erstellten Designs eurer Gleiter beeindrucken: Über den Webbrowser lackiert ihr im Handumdrehen euer Schiff und ladet das fertige Outfit ins Spiel. Wer seine Werke angemessen in Szene setzen will, darf das Rennen sogar jederzeit anhalten, um ähnlich wie in Gran Turismo oder Forza Schnappschüsse seiner Babys zu erstellen und online zugänglich zu machen.

  
 

AUSBLICK



Meine Befürchtung hat sich nicht bestätigt: Nach einer Stunde mit WipEout Pulse weiß ich, dass Sony zwar tatsächlich wenig Risiko eingeht, dem Drumherum aber einen gehörigen Schub verpasst. Alleine nach den Online-Rennen haben Fans schon seit Jahren gerufen! Aber nicht nur das: Der kommende Ableger lässt euch auch eigene, enorm umfangreiche Turniere erstellen und mit dem Rest der Welt teilen. Dazu kommt ein Batzen Spielvarianten, einschließlich der ungewöhnlich waffenlastigen Materialschlacht und natürlich die neue, abwechslungsreiche Karriere, in der ihr erstmals den Schwierigkeitsgrad regeln dürft - Pulse könnte das erste WipEout sein, an dem Gelegenheitsraser nicht verzweifeln. Bei mir hält sich zwar hartnäckig der Nachgeschmack einer schnellen Fortsetzung, doch der Vorgänger war brillant und sein Nachfolger wird mindestens großartig.Ersteindruck: sehr gut
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Kommentare

4P|Benjamin schrieb am
ArthurDentist hat geschrieben:Da würde ich mir persönlich lieber eine Neuauflage von F-Zero wünschen. Hat mehr potenzial! :wink: Mit gut gemachten Comic-charakteren, unterschiedlichen Presönlichkeiten.... :D
Banause! ;-)
Ben
ArthurDentist schrieb am
Rene... hat geschrieben:Ey vergess doch nicht die Wii :wink: Denn ich kenn da einen Teil vom N64^^
Da würde ich mir persönlich lieber eine Neuauflage von F-Zero wünschen. Hat mehr potenzial! :wink: Mit gut gemachten Comic-charakteren, unterschiedlichen Presönlichkeiten.... :D
Egon Olsen schrieb am
Heute gehört die Marke WipEout Sony, wie es damals war weiß ich nicht. Aber auch wenn der N64 Teil gut war, wurde WipEout auch damals immer mit der PlayStation in Verbindung gebracht. :wink:
Eine der Serien wo man blind zugreifen kann, gelungen ist eigentlich jeder Teil...ok bis auf Fusion. :?
4P|Benjamin schrieb am
Fragt sich nur, wie da die Rechte inzwischen verteilt sind. WO64 war die Midway-Umsetzung eines Psygnosis-Spiels. Psygnosis wurde aber von Sony gekauft und dass DIE eins ihrer Spiele auf ner Nintendo-Konsole herausbringen, halte ich für eine gewagte Annahme. ;-) Ich frag mal nach, ob Psygnosis damals und somit Sony heutzutage die Rechte an WO64 hatte/hat oder ob das Spiel Midway gehört.
Ben
Rene... schrieb am
Ey vergess doch nicht die Wii :wink: Denn ich kenn da einen Teil vom N64^^
schrieb am