Flackernde Blätter
Tradition verpflichtet! Und so unterscheiden sich die virtuellen PC- sowie Konsolen-Auftritte des Golf-Königs auch in diesem Jahr in Sachen Realismus und Zugänglichkeit: Wo PC-Besitzer den puren Sport ohne Hilfsmittel genießen, schlagen Konsolen-Golfer auf Wunsch Birdies, indem sie schnell auf Knöpfe hämmern, um ihrem Abschlag zusätzlichen Drall oder mehr Wucht zu verleihen. Außerdem basieren sowohl Kulisse als auch Figuren der PC-Version noch immer auf den Modellen ihrer vorherigen Inkarnationen und sind ihren Ebenbildern auf 360 und PS3
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Die Figuren hat EA weiter dezent verbessert - zumindest auf Xbox 360 und PS3. |
deutlich unterlegen. Tiger Woods war nie eine optische Wucht (das Spiel, wohlgemerkt), aber so altert es schneller als die Jahre vergehen. Immerhin: Es hinterlässt im Vergleich einen glaubwürdigeren Eindruck, weil es nicht wie auf den Konsolen mit flackernden Baumkronen und einer fast comichaften Farbgebung zu kämpfen hat. Wer im vergangenen Jahr bereits den PGA-Pokal geholt hat, weiß damit trotz zaghafter Veränderungen genau, was ihn anno 2007 erwartet.
Schade finde ich, dass EA dem PC-Tiger zwar erneut einige frische Spielwiesen beschert (insgesamt sind es jetzt 14, statt wie zuletzt zwölf), viele ehemalige aber der Schere zum Opfer fallen. Ich vermisse besonders malerische Kulissen wie die Wasserflecken des Aviara Golf Club samt ihren farbenfroh blühenden Ufern. Die neuen Kurse sehen viel zu einheitlich nach "Rasen und Wald" aus, als dass sie zum Verweilen einladen würden. Selbst das Menü wirkt liebloser; die vergangene Präsentation war jedenfalls schnittiger. Dafür haben die Entwickler an den neuen FedEx Cup gedacht, in den ihr einsteigen dürft, ohne die davor stattfindende Saison zu spielen. Ansonsten ändert sich nichts, nur dass ihr in der üblichen zusätzlichen Tour diesmal weder gegen die Legenden des Sports antretet noch ein Team zusammenstellt, um Tigers Truppe herauszufordern. Stattdessen absolviert ihr in der Tiger Challenge Herausforderungen verschiedener Couleur und schaltet nach und nach weitere Aufgaben frei. Die größte Neuerung ist allerdings der Wegfall des Trainings: Zwar müsst ihr immer noch die auf dem Platz gewonnenen Erfahrungspunkte in bessere Werte eures Golfers umtauschen, doch beherrscht ihr jetzt vom Start weg alle Schlagvarianten.
Hoffentlich fotogen!
Die Tiger Challenge dürft ihr genau so auch in den Konsolen-Pendants meistern, wo ihr zusätzlich auf mehr Änderungen stoßt als am PC. Das fängt schon beim Erstellen eures Alter Ego an, das nicht länger ein (gut aussehender) Unbekannter sein muss. Ihr macht vielmehr zwei Fotos von euch - eins von vorn, eins im Profil - gebt dem Spiel bestimmte Eckpunkte vor (Wangen-, Kieferknochen usw.) und erhaltet so ein plastisches Abbild eurer selbst, das mehr ist als die bisher bekannten "Bild aufs Gesicht"-Collagen. Mit diesem startet wie gehabt eine Karriere, in der ihr euch vom Amateur zum Profi entwickelt. Dabei schlagt ihr auf fünf neuen von insgesamt 16 Plätzen ab; Turnberry wurde hingegen gestrichen.
Der Football-Putt
Spielerisch hat sich mehr getan. So braucht ihr nicht länger den linken Analogstick in einer bestimmten Bahn bewegen, um einen angedrehten Ball zu schlagen oder müsst gar den rechten Stick dafür verwenden. Stattdessen legt ihr schon vor dem Abschlag fest, ob ihr euren Schuss um einen Baum herum zwirbeln wollt. Auch die Putt-Kamera wurde überarbeitet: Ihr könnt sie zwar nur noch ein einziges Mal aufrufen, schaut jetzt aber so lange ihr wollt, wie der Ball über das Grün rollen wird, falls ihr anschließend puttet. Und schließlich führt Tiger Woods 08 auch Statistik über eure bisherigen Schläge. Was das heißt? Es bedeutet, dass ein Abschlag, den ihr ständig ins Aus geschlagen habt, mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht so präzise fliegt wie ein Chip,
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Ob ihr jetzt den Ball jetzt noch nahe der Stange platziert, hängt u.a. davon ab, wieviel Vertrauen euer Spieler in sein Können im Sand hat. |
den ihr stets nahe am Loch platziert. Eine farbige Markierung um den Zielkreis zeigt, wie groß das Selbstvertrauen eures Golfers jeweils ist. Liegt es daran, dass EA die Entwicklung des virtuellen Golfsports in die Hände des Madden-Teams gelegt hat? Auf jeden Fall machen die kleinen Neuerungen das Schlagen und Putten auf der einen Seite glaubwürdiger, auf der anderen leichter zugänglich.
Und noch etwas haben die Football-Jungs neu durchdacht: den Online-Auftritt des Tigers. So könnt ihr besonders gute Schläge, Löcher oder ganze Spiele nicht nur abspeichern, sondern auch online stellen. Doch was sind schon die gelungensten Momente, wenn sie keiner nachempfinden kann. Legt also noch Siegbedingungen fest und schon habt ihr eine Herausforderung erstellt, an der sich der Rest der Welt messen kann. Ich muss zugeben, dass ich vor den meisten online verfügbaren Aufgaben kapitulieren musste. Wenn aber ein weiter Schlag, den sein Ersteller knapp neben der Stange platzieren konnte, genau ins Loch rollt, weiß man, was man erreicht hat! Übrigens: Auch im Menü macht die Konsolen-Version einen geliebteren Eindruck als ihr Gegenstück am PC. Denn wenn Tiger vor einer riesigen Videoleinwand steht, in die die Kamera hineinfährt, wenn sein Spiel beginnt und aus der sie herauszoomt, sobald es endet, sieht das einfach cool aus. Man kennt den Effekt aus anderen EA Sports-Titeln der aktuellen Generation.