1. Alle wollen den Wii! Wir wollen ihn!
Menschentrauben, fiebrige Blicke und einige Stunden Wartezeit: Nicht an den Ständen von Sony oder Microsoft, sondern an dem von Nintendo bildeten sich diese langen Schlangen von Neugierigen, die unbedingt den Star der Messe ausprobieren wollten:
den Wii.
Die Aufsehen erregende
Umbenennung hat ihm nicht geschadet, die schwächere Hardware hat ihm nicht geschadet und auch die enttäuschende Pressekonferenz ohne Ternin und Preis hinterließen kaum Spuren. Als hätte die Spielewelt darauf gewartet, dass sich jemand aus der Polygonspirale löst und einen neuen Weg einschlägt. Der Wii scheint den kollektiven Wunsch nach einer kreativen Alternative zum hoch aufgelösten Einheitsbrei zu befriedigen. Selbst
Skeptiker wurden von der Nunchak-Steuerung
überzeugt.
2. Keiner weiß genau, wie gut der Wii ist...
Doch bei aller Euphorie muss man sich fragen: Wie gut ist der Wii wirklich? Wie gut sind die Spiele? Vermittelt der
neue Controller ein ebenso präzises wie intuitives Spielgefühl? Hier gehen die Meinungen auseinander, was auch daran liegt, dass nicht alle Spiele in Los Angeles testreif wirkten. In unseren ersten
Praxiserfahrungen treffen sich daher Skepsis und Faszination. Und im ersten Titelaufgebot vermisst man diesen einen Kracher, den man blind kauft. Zelda, Mario, Metroid - alles bewährte Qualität, aber es sind neue Titel wie
Red Steel ,
Elebits oder
Sadness , die sich beweisen müssen.
3. Der Wunsch nach emotionaler Tiefe
Quo vadis Spielewelt? Es scheint es nicht nur den Wunsch nach kreativen Ideen, sondern auch den nach mehr Emotionalität zu geben: Die Charakterstudie
Heavy Rain von Quantic Dream (
Fahrenheit ) konnte sich von null auf hundert in die Herzen der Trailerfans spielen. Selbst Szenen aus Halo 3, Gears of War oder Zelda waren nicht wesentlich beliebter in den Bildschirmkinos von 4PlayersTV. Dieser Film bewegte und inspirierte, weckte bei vielen die Hoffnung auf erwachsenere, erzählerisch anspruchsvollere und nachhaltig beeindruckendere Spiele. Aber es ist wie mit dem Wii: Keiner weiß genau, wie gut, ja selbst was
Heavy Rain letztlich wird, das übrigens in Echtzeit auf der PlayStation 3 lief...
4. PlayStation 3 hat ernüchtert
Ist die Konsole mit 599 Euro nicht
zu teuer? Musste man unbedingt
wie Microsoft zwei Varianten anbieten? Musste man den Controller so konservativ designen und so ähnlich
wie Nintendo bestücken?
Wo bleibt Killzone 2? Irgendwie wollte sich keine große
PlayStation 3-Begeisterung auf und nach der Messe in LA einstellen. Vor allem einen Beweis konnte Sony nicht liefern: Den, dass man der Konkurrenz technisch voraus ist. Es gab kein Spiel, das die theoretische grafische Überlegenheit der PS3, die auch
John Carmack bestätigt, demonstrieren konnte. Auch das Titelaufgebot war bis auf
Assassin's Creed und
Metal Gear Solid 4 eher ernüchternd. Wo blieben die starken Sony-Titel? Vor amerikanischem Publikum wurde sogar der europäische Exot
Formel Eins 06 gezeigt.
5. Xbox 360 gewinnt an Stärke
Technisch auf par mit der PlayStation 3, den zeitlichen Vorsprung im Rücken und die zweite Spielewelle vor Augen: Microsoft konnte seine Position stärken und bringt den Marktführer ganz schön ins Schwitzen. Obwohl auch die Titel für die Xbox 360, wie z.B. der GTA-Klon
Crackdown , nicht alle begeisterten, und die Ergebnisse in Japan mehr als ernüchternd sind, kann man doch auf ein wesentlich stärkeres Spiele-Portfolio verweisen als noch zu Xbox-Zeiten. Microsoft hat scheinbar aus den Fehlern gelernt und immerhin jede Menge renommierte Entwickler an Bord. Hinzu kommt, dass sich Xbox Live als Online-Service für Konsoleros etabliert hat und Sonys Blue-Ray bereits mit
HD-DVD-Ankündigungen gekontert werden...