Gelungener Einstieg
Im Gegensatz zu den enttäuschenden ersten Eindrücken der PC-Version, wirkt Tomb Raider auf der PS2 sofort wie aus einem Guss: Das Intro zeigt sich in sehr guter Qualität, die Schriftzüge sind scharf und das Comeback der Archäologin legt in den ersten Minuten einen guten Start hin.
Auch die Story hält vorerst ihr düsteres Versprechen: Als Lara in Paris ihren Kollegen Werner von Croy besucht, überschlagen sich die mysteriösen Ereignisse. Nicht nur, dass ein brutaler Serienkiller gerade als "Das Monster" Schlagzeilen macht, der überaus nervös wirkende Professor erzählt ihr in seinem Appartement noch etwas von uralten Gemälden aus dem 15. Jahrhundert.
Doch nach einem kleinen Disput entsteht plötzlich ein Handgemenge zwischen den beiden, Schüsse fallen und Werner fällt zu Boden. Als Lara den toten Kollegen und ihre blutverschmierten Hände betrachtet, hat sie auch schon die Polizei im Nacken. Sie steht ab sofort ganz oben auf der Fahndungsliste und muss untertauchen…
Die zunächst recht wirre Story gewinnt im Laufe des Spiels an Dynamik: Sobald man das Tagebuch des Professors findet und ein bisschen darin stöbert, erhält man erste Anhaltspunkte - es geht um alchemistische Gemälde, einen mittelalterlichen Geheimbund und 17 ungeklärte Morde, die selbst die Unterwelt in Atem halten.
Und spätestens als Lara eine bizarre Mutation in den Katakomben entdeckt, hätte die Erzählung auch ein leichtes Survival Horror-Flair entfalten können. Aber leider verpasst Core Design diese dramaturgische Chance.
Denn es fehlt das intensive Gefühl der Bedrohung: Lara stöbert die meiste Zeit stressfrei herum, obwohl Helikopter in der Luft schwirren, Sirenen heulen und ein Monster irgendwo sein Unwesen treibt. Hier wurde atmosphärisch leider sehr viel verschenkt - zu wenig packende Zwischensequenzen, zu wenig Gänsehaut-Ereignisse, zu wenig Schockmomente.
Lobenswert, aber meist nur zweigeteilt und oftmals undurchsichtig sind die Multiple-Choice-Dialoge, die bei einer unbedachten Antwort schon mal das Ende bedeuten. Warum Lösung A besser war als Lösung B ist allerdings nicht immer nachvollziehbar. Immerhin wird so das lineare Spielgefühl etwas aufgelockert.