Test: Metal Gear Solid 3: Snake Eater (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
22.11.2017
03.03.2005
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ab 22,71€
Spielinfo Bilder Videos
Die Leichtigkeit des Tötens

Dafür entschädigen wiederum die wunderbar animierten Techniken im Close-Quarter-Combat. Snake kann im Nahkampf über den Kreisknopf zahlreiche feine Moves aufs Parkett legen, um seine Widersacher elegant in die Bredouille zu bringen: Er kann Gegner im Judostil werfen, um sie sofort auszuknocken; er kann sie mit der Waffe bedrohen, um Codes zu erpressen oder sie als lebendiges Schutzschild missbrauchen, während er über ihre Schultern seine Feinde anvisiert - feine Sache. Vor allem, da die Kreistaste sensitiv genutzt wird und bei kräftigem Druck das Genick brechen lässt. Allerdings hat der tödliche Spaß einen Nachteil: Er nutzt sich ab, wird beliebig, denn er funktioniert selbst dann, wenn einem das Opfer die Waffe ins Gesicht hält - einfach greifen, Kehle schlitzen, fertig. Warum kann ich selbst in Schusslinie zu solchen Manövern ansetzen? Das führt dazu, dass die Spannungskurve rapide absinkt. In unserem Trailer wird die Leichtigkeit des Tötens selbst in hoffnungsloser Unterzahl ganz deutlich: Gameplay, Teil 2 (4P-exkl.) (Laufzeit: 5:21 Min.). Dieser Verlust an Nervenkitzel ist hauptverantwortlich dafür, dass Snakes Abenteuer am Gold-Award scheitert.

Close-Quarter-Combat: Über die Kreistaste kann Snake seine Gegner greifen, werfen und töten.
Bewegung & Akrobatik


Snakes sonstiges Bewegungsangebot bleibt quasi auf dem Stand von MGS2: Er kann in zwei Geräuschstufen laufen und kriechen, er kann sich an Vorsprüngen festhalten und hochziehen, bis ihm die Puste ausgeht, er kann speziell gekennzeichnete Bäume hinaufklettern, auf deren Ästen balancieren sowie wie ein Affe einarmig an ihnen baumeln und mit dem anderen Arm zielen - was richtig cool aussieht.

Außerdem kann er über das Digipad leicht geduckt und langsam gehen. Das ist eine gute Alternative, die uns beim ersten Testanlauf durch die Lappen ging - schönen Dank an Goku_wsl für den Hinweis.  Aber warum kann er nicht aus der Hocke heraus pirschen? Ich habe eine tief gebückte Haltung vermisst, die mir im hüfthohen Gras gleichzeitig Deckung und Übersicht verschafft. Der Übergang zwischen dem flachen Robben und dem aufrechten Gang wirkt zudem sehr abrupt.

Trotzdem macht das Robben im Grünen einen Heidenspaß, denn man ist aufgrund des fehlenden Radars immer im Ungewissen. Obwohl ihr im Inventar Bewegungsmelder und Akustiksensoren habt, laufen deren Batterien nicht ewig. Also heißt es: Augen und Ohren auf, langsam vorwärts und auf Zeichen wie aufgescheuchte Vögel achten - dieser langsame Rhythmus kann das Spiel zu einer Geduldsprobe machen, sichert aber wieder ein Stück Authentizität. Wenn man auf dem Bauch liegend das Gras rascheln hört und statt einer Schlange plötzlich einen Lederstiefel sieht, spielt MGS3 seine packenden Joker aus. Aber sie können nicht so stechen, dass man in Euphorie gerät. Dafür birgt auch das Gegnerverhalten zu viele Fehler.

Künstliche Intelligenz

Die KI ist ein überraschend zweischneidiges Schwert. Ich bin Besseres von der Metal Gear-Reihe gewohnt. Einerseits überzeugen die gewohnt guten Routinen im Kollektiv: Die russischen Wachen suchen im Alarmfall gezielt nach euch, durchkämmen mit vorgehaltener Waffe das Unterholz, springen in Deckung. Später nutzen sie kugelsichere Schilde, bringen euch damit zu Fall und kreisen euch geschickt ein. Es gibt Momente, da wirkt alles sehr glaubwürdig.

Wenn etwas explodiert, wackelt der Bildschirm. Die Partikeleffekte sind klasse.
Andererseits gibt es böse Aussetzer: Ein lauter Schuss aus dem Snipergewehr wird von einer 30 Schritt entfernten Wache nicht wahrgenommen. Ein erschossener Kamerad wird bei der Suche einfach kommentarlos übergangen. Eine Spezialeinheit (!) wirft zwar vorbildlich erst eine Gasgranate in einen Raum, danach stellen sich aber alle zum Abschuss in die Linie meiner AK-47. Und als ich rauskomme, muss ich feststellen, dass sich einer der Angreifer scheinbar nicht um das Massaker kümmert und in Sicht- und Hörweite sinnlos Wache schiebt, bevor er von mir gemeuchelt wird...

Der Hund ohne Sinne?

Noch ein besonders ernüchterndes Beispiel ist der katastrophale Hunde-Bug: Ich springe von einem Ast hinab in einen Sicherheitsbereich. Die zehn Schritt entfernte Deutsche Dogge wittert mich nicht, bleibt mit dem Rücken zu mir brav sitzen. Hier hätte ich schon niedergebellt und attackiert werden müssen! Aber es kommt noch schlimmer: Ich schieße auf sie, sie wird getroffen und - festhalten: SIE SETZT SICH WIEDER BRAV HIN. Vorher wurde ich über Codec noch gewarnt, wie gefährlich diese Hunde sind - arrrgh! Wer sich selbst davon überzeugen möchte, sollte sich dieses Video ab der Stelle 4:32 Minuten ganz genau ansehen: Gameplay, Teil 1 (4P-exkl.) (Laufzeit: 6:28 Min.).

Versteht mich nicht falsch: Das sind immer noch vereinzelte Macken der KI, die insgesamt kein Totalausfall ist. Aber im Jahr 2005 ist man einfach überzeugenderes Verhalten gewöhnt. Ich muss mich wiederholen: Splinter Cell ist in Sachen Story und Präsentation meilenweit von Metal Gear Solid entfernt, aber es macht so vieles in der Spielmechanik besser. Sam Fisher ist mir nicht so sympathisch wie Solid Snake, aber er steuert sich besser, bietet packendere Momente.
                   

Kommentare

MasterDeadPool schrieb am
Viele viele jahre später hab ich mgs 3 wieder ausgepackt
und spiele es immer noch gern, genau so wie sc chaos theory.
ich mag beide, beide haben vor und nachteile. Und bei beiden gibts teile, die ich nicht besonders gelungen finde (sons of liberty/conviction) und jetzt, im jahr 2013 und ein paar monate vor release der ps4 machen snake und sam immer noch eine gute figur, spielen sich immer noch toll.
aber ich mag generell die meisten spiele der ps1 und ps2 ära mehr, als sich die entwickler noch bemühten, dem spieler ein volles rundum erlebnis mit packenden momenten und inovation zu liefern. Heute werden dlc's angekündigt, bevor das hauptspiel raus ist, also das gefühl vermittelt, ein unfertiges game zu bekommen. Alles zum zweck der heutigen melk politik. I'm not a part of it. Hab mir bis jetzt zu keinem game ne dlc runtergeladen und bis auf skate 3 nie online gezockt.
MF_Uzi schrieb am
Ich find Teil 3 auch um einiges besser als Teil 2. Viel schönere Umgebung, deutlich schwerer als Teil 2, imposantere Bossgegner, wendungsreichere Story, erheblich mehr Waffen, Big Boss als Spielbarer Charackter kein Milchbubi ala Raiden. Vorallem zählt ja wohl der Bosskampf gegen The End und The Boss mit zu den tollsten die die MGS Serie zu bieten hat.
DerSnake schrieb am
ALso 84%ist echt ein Witz. Vor allem..wie konnte MGS2 89% bekommen, wobei MGS2 noch die meisten Schwächen hatten? Also 90% wären auf jedenfall verdient gewesen. Aber Jörg hat wohl wider mit der Lupe nach fehlenr gesucht <.< War ja bei Tomb Raider Underworld nichts anders.
Uranisotop 235 U hat geschrieben:Nein, das Spiel hat nur 84% Prozent verdient, weil andere Spiele einfach fesselnder sind, besser Erzaehlen, mehr Spannung aufbauen und Charaktere besser in Szene setzen.
Na dann fang mal die Spiele aufzuzählen :lol: Den sowas wie MGS gibt kein 2.tes mal.
Skywalker_ schrieb am
Nur 84% ???
Ich hätte ihm 90 gegeben .
Fehler oder Ruckler gabs bei mir nie , und das ist wahrscheinlich das Spiel was ich am meisten durchgespielt habe(So 10 mal )
Herzaaa schrieb am
84% ????????????????????? Ich hab das Spiel jetzt zum 10mal durch und ich muss sagen ich bin mit der Wertung NICHT zu frieden!!!!!!!!!!! Das spiel ist ein meisterwerk!!!!!!! Das spiel zieht ein mit der genialen story un der Athmosphäre so in den bann das ich MIND. 90% geben würde den mir sind die hälfte eurer negativ punkte ga nicht auffalen
schrieb am