Schreck lass nach!Aber was erwartet euch diesmal im Reich der Geister? Kann Project Zero immer noch erschrecken und faszinieren? Tief Luft holen... JA! Das Grauen ist zurück und hat mich völlig überraschend gepackt. Ein Geist huscht hinter einer verborgenen Ecke hervor und ich zucke mitten am Tag im Büro zusammen. Meine Nackenhaare legen einen Höhenrekord vor, wenn ein regloser Geist plötzlich auf mich zu krabbelt. Eigentlich kennt man die Fäden, die die Entwickler ziehen, um solche Momente zu erzeugen. Und
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Ob grinsende Gesichter oder hässliche Fratzen: Wenn euch die Toten so nahe kommen, habt ihr nicht mehr viel zu lachen. |
trotzdem haben sie genug Asse im Ärmel, um dem vertrauten Konzept immer wieder eine Überraschung zu entlocken. Von den absolut Furcht einflößenden Geräuschen ganz zu schweigen: Project Zero stellt noch immer jeden vergleichbaren Versuch, Angst akustisch festzuhalten, in den Schatten. Es wird so wirkungsvoll geflüstert, geknarrt und geschrien, dass selbst gestandene Horror-Kenner den Hut ziehen müssen.Dabei war ich ein großer Skeptiker als klar wurde, dass The Tormented die Serie – vorsichtig ausgedrückt – nicht neu erfinden würde. Aber erstaunlicherweise sind es dieselben Kniffe wie eh und je, mit denen die Entwickler Spannung erzeugen. Besonders gut spielen sie z.B. immer noch mit eurer Erwartungshaltung, so dass allein das ständige "Was, wenn da hinten..." Angst erzeugt. Entspannung findet ihr lediglich in Reis Wohnung, denn statt einer klaustrophobischen Umgebung gibt es hier eben Betten, Sofas, eine Küche usw. Schade, denn gerade das unheimliche Alleinsein in den engen Räumen eines zerfallenen Gebäudes hatte mich an die ersten beiden Teile gefesselt. The Tormented holt den Grusel erst im letzten Drittel auch in Reis Wohnung.
Langer AtemEbenfalls übernommen haben die Entwickler das Gerüst der Vorgänger, so dass ihr einmal mehr durch unheimliche Gemäuer aus Stein und Holz stapft, während ihr versucht, die Tücken der überempfindlichen Kollisionsabfrage im wahrsten Sinne des Wortes zu umgehen. So effektiv Tecmo auf der einen Seite in bekannten Gewässern fischt, so altbacken wirkt die Umsetzung. Die Animationen sind viel zu steif als dass sie anno 2006 begeistern könnten. Erstaunlicherweise unterscheiden sich die Figuren selbst in den Zwischensequenzen kaum von ihren in Echtzeit berechneten Pendants: Wenn Rei weint, schließt sie z.B. die Augen, ihre Mimik lässt aber kaum Gefühlsregungen erkennen. Das ist umso bedauerlicher, da in
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Wer den Erstling gespielt hat, kennt sowohl das Fräulein als auch die Maske hinter ihr. |
The Tormented nicht die Qualen der rastlosen Geister im Vordergrund stehen, sondern die Emotionen des spielbaren Trios. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass der Übergang von wirklicher Welt in die Albträume fließender dargestellt wird. Stattdessen benutzt ihr das Bett und schon seid ihr im Haus des Schlafes. Man spürt einen Bruch zwischen den beiden Elementen.Wiederverwertet wird auch ein beliebtes Konzept im Genre des Survival-Horrors: Das verdammt langatmige Suchen nach Hinweisen oder dem einen Raum, in dem die Handlung fortgeführt wird. Ihr bekommt zwar Hinweise auf euer nächstes Ziel, doch die werden so unscheinbar gestreut, dass ihr das Haus meist im Trial-and-Error-Verfahren abklappern werdet. Hilfreich wäre ein Notizbuch, in dem ihr nicht nur die Vielzahl an Tagebüchern und Aufzeichnungen sammelt, sondern das auch den aktuellen Auftrag festhält. Das wäre besonders für jene Minderheit interessant, die zwischen den 30 Stunden Lösungszeit auch mal Pause macht oder Schlafen geht... Meiner Liebe zu Project Zero tut das keinen Abbruch. Aber ich habe selbst in den Fußweg-reichen Vorgängern selten so gelangweilt das Gamepad bedient wie es hier teilweise der Fall war. In den ersten zehn Stunden trefft ihr nicht einmal auf zufällig erscheinende Geister, was dem ziellosen Umherwandern den Rest gibt.