Special: Metal Gear Solid: Peace Walker (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Viele Köche...
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
kein Termin
17.06.2010
Spielinfo Bilder Videos
Metal Gear-Kenner »wissen« längst, dass man für einen guten Soundtrack ein gefühltes Bataillon an Komponisten braucht: Seit dem ersten PlayStation-Spiel arbeiteten stets mehrere Künstler an der Musik zu Kojimas Drama. Als Solid Snake zuletzt seinen Ausstand gab, trugen gar zehn Musiker zur akustischen Untermalung bei - beim vermeintlich »kleinen« PSP-Ableger sind es immerhin acht, darunter Serienveteranen wie Nobuko Toda und Norihiko Hibino. Aber wie das mit vielen Köchen so ist...

... der Brei ist verdorben

Die Anzahl der Komponisten sollte eigentlich gar keine Rolle spielen, denn zu Metal Gear Solid 4 schuf fast ein Dutzend Musikschreiber ausgesprochen stimmungsvolle Melodien. Aber gerade Melodien sind diesmal das Problem, denn kaum ein Titel ist einzigartig oder gar bewegend. Die meisten Stücke beschränken sich auf sehr gewöhnlichen Spannungsaufbau. Kein einziges ist so markant, das man sich später daran erinnert. Dabei beginnt das Album mit einer durchaus starken Melodie: Geheimnisvoll steigert sich das »Main Theme«, bis es von mitreißender Percussion getragen wird. Klitzekleiner
Schönheitsfehler: Das tragende Thema ist bis auf winzige Veränderungen eine Kopie des »Hero's Theme« aus Kameo. Der Nachgeschmack ist bitter, egal ob man Akihiro Honda nun Absicht unterstellt oder nicht. Unglück im Unglück ist die Tatsache, dass sich ausgerechnet das große Thema bis zu »Zero Allies!« am Ende der CD ohnehin aus dem Ohr verabschiedet - geschenkt.

Nein, es ist nicht einmal schlecht, was hier ungefähr 70 Minuten lang gespielt wird und immerhin befindet sich der komplette Soundtrack auf der CD. Zugegeben: Den abschließenden Japan-Pop-Techno wird kaum jemand ins Herz schließen und auch der zweite Song, das verschmuste »Heaven's Divine« gehört nicht zu den stärksten Liedern der Metal Gear-Serie. Dafür verleihen späte Stücke wie »Take Down« oder »Outer Heaven« mit ihren Solisten und Chören der Musik etwas Größe - schon allein deshalb, weil Letzterer für ein wichtiges Bindeglied zwischen Solid Snake und Papa Naked Snake steht.

Musik aus der Vergangenheit

Auch die restlichen Titel bemühen sich redlich, spannende Klangwelten zu schaffen. Aber genau das ist der Knackpunkt: Mehr als Klangwelten wie sie Hans Zimmer vor 20 Jahren programmiert hat, gelingen kaum einem der Künstler. Selbst Jeremy Soule, der sonst mit großartigen Orchesterstücken zu »Total Annihilation« oder der »The Elder Scrolls«-Serie begeistern kann, stampft hier mit viel belanglosem Trommelwerk durch den Äther. An anderer Stelle werden Samples verbraten, die Christopher Franke schon vor 15 Jahren ausgewaschen hat. Überhaupt verlassen sich die Künstler zu sehr auf elektronisches Handwerk, das in dieser Form nicht mehr zeitgemäß ist. Das würde passen, wäre die Handlung des Spiels in den 90er Jahren angesiedelt...

Es gibt Ausnahmen, etwa wenn sich in »Little Brother« nur wenige Klavieranschläge und vorsichtige Gitarrenklänge leise den Ball zuspielen. Der Titel von Toda und Hibino zwingt zum Hinhören. Er verbreitet Traurigkeit, ohne jemals ins Pathos abzurutschen. Es sind fast ausschließlich die ruhigen Momente, in denen Peace Walker Stärke zeigt - mit dem unbequemen Heulen des Synthesizers in »Entry Gate« fühlt man sich z.B. in einer fremden Welt alleingelassen. Würden die folgenden Stücke das Zepter nur nicht so schnell wieder an schnelle Trommeln und bemühte Streicher übergeben...

Schade, dass Kojima nach der erstklassigen Musik zu Metal Gear Solid 4 anscheinend zwei Gänge zurückschraubt. Das ist mehr »einfallsloser Zimmerismus« als »einzigartige Klangreisen«, denn kaum ein Titel bleibt im Ohr. Zu selten spiegelt sich die Erzählung der dramatischen Familiensaga auch in diesem Soundtrack wider - beim einprägsamen, wenn auch verdächtig bekannten Titelthema etwa, unter den leisen Zwischentönen von »Little Brother« oder wenn gegen Ende auch Solistin und Chor zum Einsatz kommen. Das und seine zwei Lieder sorgen dafür, dass Peace Walker immerhin zu den abwechslungsreicheren Soundtracks gehört. Zwischen den Höhepunkten sorgt allerdings viel synthetisches Füllmaterial für kreativen Leerlauf. Kann man also hören. Muss man aber nicht!

Einschätzung: befriedigend

Kommentare

Bloody Sn0w schrieb am
naughtybear hat geschrieben:ihr könnt nich behaupten, dass es nich geil is zu heavens divide gegen einen helicopter zu kämpfen ;)
Kann man auch als Single kaufen. :P
Ich finde den Soundtrack, außer dem Theme, ansonsten auch recht schwach. Abgesehen von den Hauptspielen, war selbst der von Portable Ops besser. Die besten Soundtracks sind aber die zu Metal Gear Solid 2 und 3.
naughtybear schrieb am
ihr könnt nich behaupten, dass es nich geil is zu heavens divide gegen einen helicopter zu kämpfen ;)
InuKi schrieb am
Naja bei Sport-und Rennspielen wurden diese nicht eigens komponiert, sondern einfach von bekannten Interpreten genommen.
Grey_M schrieb am
Cool das ihr eine CD bewertet. Von mir aus kann es mehr davon geben.
Die coolsten Lieder habe ich bisher immer bei Sport (Fifa 98, ...) und Rennspielen (Dirt, Grid, NfS, ...) gefunden.
Kann man noch was empfehlen?
schrieb am