Special: Symphonic Legends (Events)

von Benjamin Schmädig



Symphonic Legends (Events) von Merregnon Studios
Symphonic Legends
Events
Publisher: Merregnon Studios
Spielinfo Bilder Videos
Wie viel Kunst verträgt ein Nintendo-Konzert? Darüber diskutieren Soundtrackfans seit einer knappen Woche. Symphonic Legends: Die einen loben die ungewöhnlichen Orchesterstücke bekannter Spielemelodien, die anderen vermissen den Wiedererkennungswert geliebter Klassiker. Mario, Donkey Kong, F-Zero, Zelda, Metroid - sie alle waren dabei. Oder eben auch nicht...

Die dunkle Seite der Samus

Zum dritten Mal war die Kölner Philharmonie Schauplatz einer Veranstaltung, von deren Art es weltweit nur wenige gibt: Das WDR Rundfunkorchester spielte Melodien aus Videospielen. Melodien aus 30 Jahren Nintendo-Geschichte waren es diesmal, die vom 8Bit-Piepen zum 80-stimmigen Orchesterwerk erwuchsen. Melodien, die heute nicht immer so klingen wie sie aus fünf NES-Kanälen plärrten.

Es liegt aber nicht am international renommierten Klangkörper, dass mancher seinen Helden oder seine Heldin kaum wiedererkannt hatte. Fünf Arrangeure erweckten die zehn Titel zum Leben, unter denen sich auch die Fanfare des Hauptarrangeurs
Die Aufführung großer Nintendo-Melodien ist bereits das dritte Spielemusikkonzert des WDR Rundfunkorchesters.
Jonne Valtonen sowie eine Zugabe von Roger Wanamo befanden. Und wenn neben den beiden Finnen einmal mehr auch Shiro Hamaguchi, der ehemalige Square Enix-Komponist Masashi Hamauzu, Shenmue-Orchestrator Hayato Matsuo sowie ECHO-Gewinner Torsten Rasch das altehrwürdige Material bearbeiten, dann tun sie dies eben mitunter so, dass dem treuen Fan Sehen und Hören vergeht. Denn gerade Rasch zerbaut mit seiner Metroid-Suite die Themen um Samus Aran, als wären es die farbigen Seiten eines Zauberwürfels. Doch er setzt den Würfel nicht etwa so zusammen wie er ihn vorfand - er lässt ihn scheinbar unvollendet zurück. Heraus kommen tragische Disharmonien, die erst von drohendem Unheil, später von einem schweren Kampf erzählen. Vertraute Melodien blitzen nur kurz auf. Die bekannten Themen wirken wie zerbrechliche Krücken, auf denen sich Samus durch ein ungewöhnlich finsteres Abenteuer kämpft. So wie die Posaunen klagen, wie Rasch die Violinen warnen, Flöten zittern und den Chor um Hilfe rufen lässt, vermissen zahlreiche Fans die glatte Rezitation ihrer Hörgewohnheiten. Wer hinhört, entdeckt allerdings einen brillanten Höhepunkt: ein vielschichtiges Orchesterstück, das im Bereich der Spielemusik seinesgleichen sucht.

Publikumsgerecht?

Dabei wurden die von John Williams und Nobuo Uematsu erzogenen Hörer durchaus publikumsgerecht bedient. Schon die anfängliche Star Fox-Interpretation von Hamaguchi scheppert im besten Sinne einen herrlich flotten Einstieg aufs Parkett der Kölner Philharmonie. »Sehr laut« werden viele Philharmoniker nach der Aufführung sagen. Sie haben Recht: Chor und Orchester spiegeln eine ausgesprochen schwungvolle Spielewelt wider. Während die Square Enix-Rollenspiele des vergangenen Jahres naturgemäß eine sehr breite Auswahl an leisen, emotionalen Stücken boten, stehen bei Nintendo eben Action und
Über die Entstehung der Fanfare hatten wir bereits im Vorfeld des Konzerts berichtet - alles Nähere findet ihr unter diesem Link.
Abenteuer im Vordergrund. Die hervorragende »Galactic Suite« zu Super Mario Galaxy zeigt dies ebenso wie das wunderbar lebendige Pikmin-Stück. Dirigiert wurde das Rundfunkorchester übrigens zum ersten Mal von Niklas Willén, dem neuen Chefdirigienten.

Ebenfalls lebendig, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise, arrangierte Roger Wanamo die »Retro Suite« zu Super Mario Bros.: Beginnt der Titel noch ganz klassisch und gemächlich, fiedeln die Violinen bald zu einer Sendung mit der Maus-Fahrradhupe und einer Lotusflöte. Herrlich: Die ungewöhnlichen Instrumente simulieren verblüffend wirklichkeitsgetreu verschiedene Geräusche eines Mario-Spiels, das Publikum dankt die fantastische Orchestrierung mit breitem Grinsen. Dass die Gäste anschließend auf Anweisung des Moderators allerdings - »genau wie Mario« - von den Sitzen springen müssen, zeugt im besten Fall davon, dass Ralph Erdenberger nicht wirklich mit der Materie des Abends vertraut war. Auch der kurzzeitige Auftritt des ansonsten souveränen Moderators im Raumanzug war unnötig peinlich. Muss man heute wirklich darauf hinweisen, dass man Videospieler durchaus Ernst nehmen darf?

                     

Kommentare

Kumbao schrieb am
Mir hat der Artikel sehr gut gefallen. Ich war enttäuscht das ich das Konzert nicht besuchen konnte, doch nach Lektüre des Artikels wird das etwas relativiert.
Einen winzig kleinen Kritikpunkt hätte ich trotzdem. Und zwar an dem Zitat: "Zum dritten Mal war die Kölner Philharmonie Schauplatz einer Veranstaltung, von deren Art es weltweit nur wenige gibt:"
In Japan sind diese Konzerte durchaus nichts ungewöhnliches. Selbst Schulbands spielen Stücke bekannter Videospiele. Aber das ist jetzt natürlich nur ein kaum sichtbares Härchen in der Suppe.
ArthurDentist schrieb am
aufgesetztes Nintendo-Bashing auf 4P?
passt! 8)
wenigstens ist mal nicht Sony dran.
Abwechslung muss sein. :Daumenrechts:
Ist raus hier schrieb am
WDR? Das ist öffentlich-rechtlich und von Gebühren finanziert. Wo kann man sich das Video dazu kostenlos angucken?
johndoe790745 schrieb am
das ideal der welt zu zeigen, was alles in so einem videospiel steckt
und dass die musik nicht nur den film, sondern auch das spiel belebt, echt lobenswert.
aber das endergebnis ist dann leider oft alles andere als prickelnd.
also...für mich ist das so.
wer eine note verändert verändert das ganze stück.
die kleinste note kann von eine traurige stimmung ins glückliche kehren.
aber remixe sind ja auch erlaubt.
dann solln ses eben machen wenn sie sich wohl dabei fühln.
ausserdem....
die meissten stücke aus z.b. japanischen rpgs, halten sich zwischen 1 - 2 minuten. deshalb laufen die auf jeder cd dann auch zweimal hintereinander.
ich persönlich hab nix dagegen.
aber wenn man so ein konzert spielt wärs vlt. komisch wenn man alles doppelt hört.
aber wenn ich immer lese soo...benjamin nuss spielt uematsu, und das ergebnis ist mehr benjamin nuss als uematsu, dann ist das schon iwie beleidigend uematsu gegenüber.
kein plan wie ich dem gegenüberstehn soll...
aufer einen siete kanns gut sein...aber man sollte es net übertreiben.
der kern sollte einfach das original sein!
Resistanc3 schrieb am
Also die beste Spiele-Klassiker Remake Musik die ich bisher gehoert habe ist sicher von mind.in.a.box auf ihrem R.E.T.R.O Album.
...gut, dass ist auch eine ganz andere Art der Neuinterpretation aber ich finde den Nintendo kram jetzt nicht so sonderlich gelungen - da kann man sicher auch mehr draus machen.
schrieb am