Special: Tekken Hybrid (Prügeln & Kämpfen)

von Paul Kautz



Tekken Hybrid (Prügeln & Kämpfen) von Namco Bandai
Tekken Hybrid
Entwickler:
Publisher: Namco Bandai
Release:
25.11.2011
Spielinfo Bilder Videos
Ein komplett neuer Tekken-Animationsfilm, ein HD-Remake des Klassikers Tekken Tag Tournament und eine Demo von Tekken Tag Tournament 2 - das ist mal jede Menge Inhalt für eine unschuldige kleine Blu-ray. Ein Paket für jedermann, also? Oder eher eine Sammlung für niemanden?

Bowling for Mishima

Das Beste an Tekken Hybrid ist die HD-Version von Tekken Tag Tournament: Grafisch zwar mittlerweile harter Tobak, spielerisch aber nach wie vor ein großer Spaß.
Das Beste an Tekken Hybrid ist die HD-Version von Tekken Tag Tournament: Grafisch zwar mittlerweile harter Tobak, spielerisch aber nach wie vor ein großer Spaß.
Tekken Hybrid besteht aus nahezu zwei Spielen: Da wäre zuallererst das HD-Remake von Tekken Tag Tournament (TTT), dem elf Jahre alten Einstieg der Serie auf der PlayStation 2, der damals zum Startaufgebot der Erfolgskonsole gehörte. Und obwohl das Teil mittlerweile trotz HD-Aufpolierung echt alt aussieht, macht es nach wie vor eine unerhörte Menge Spaß! Die Kämpfe sind wunderbar flott, sogar deutlich flotter als von der ursprünglichen europäischen Fassung gewohnt - denn die lief in 50Hz, während einem jetzt die Originalversion mit 60Hz Beine macht. Alle Kämpfer und Spielmodi sind dabei (und ebenso wie alle Filme und Musikstücke von Anfang an freigeschaltet), was bedeutet, dass man sich jetzt auch die Stunden mit einer HD-Version von Tekken Bowl vertreiben darf, dem bis heute besten Tekken-Bonusspiel. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, was sich die Entwickler eigentlich bei dem Grafikfilter gedacht haben, mit dem die beiden Renderfilme verschandelt werden - die werden dadurch fast schon unerträglich verwaschen! Außerdem laufen die Filme im Gegensatz zum Spiel nicht in 16:9, sondern nur in 4:3.

Bleibt noch der finale Bonus: Eine Demo von Tekken Tag Tournament 2, frei nach Gran Turismo-Vorbild »Tekken Tag Tournament 2: Prologue« betitelt. Der Automat steht bereits seit September in japanischen Spielhallen, eine Konsolenumsetzung der Prügelei soll nächstes Jahr erscheinen. Die Demo beschränkt sich auf vier Figuren, nämlich die Hauptakteure des Films (dazu gleich mehr): Xiaoyu, Alisa, Jin und Kazuya. Letztere tummeln sich allerdings nur in ihrer Teufelsform im Kader, wodurch sie für mich komplett uninteressant wurden - ich finde das Design mit gigantischen Flügeln und Hörnern viel zu überladen für sinnvolle Kämpfe. Das Ganze ist eine Demo mit wenigen Levels, die Spaß macht und die neue, gute Grafik präsentiert, aber eben sehr wenig Inhalt bietet. Die Spiele müssen übrigens zwangsinstalliert werden, außerdem wird Sonys Trophäen-System für TTT unterstützt.

»All this fighting is pointless! It's never gonna end!«

Der größte Platz der Blu-ray geht für den Film »Tekken: Blood Vengeance« drauf, der irgendwo in der Story-Wüste zwischen Tekken 5 und Tekken 6 spielt. Der Einstieg legt die Vermutung nahe, dass Regisseur Youichi Mori ein paar Mal zu oft Matrix: Reloaded gesehen hat. Aber gut, betrachten wir die Motorrad-Szene einfach als Hommage und haken sie innerlich ab, denn danach folgen anderthalb Stunden Handlungsmatsch, die den zweiten Matrix-Teil auf einmal wie den Heiland der Intellektualität strahlen lassen. Das Ganze dreht sich um die Freundschaft zwischen Lin Xiaoyu und Alisa Bosconovitch, dazwischen wird kurz der schwesterliche Hass zwischen Nina und Anna Williams aus der Kiste gekramt, die drei Mishima-Generationen Heihachi, Kazuya und Jin dürfen sich auch die Strubbelfrisuren zerkloppen - aber sonst ist für einen Tekken-Film erstaunlich wenig Tekken drin.
Technisch ist der Film ganz ordentlich - inhaltlich dagegen ganz großer Blödsinn. Nicht so erbärmlich wie der Street Fighter-Film, aber nahe genug dran.
Technisch ist der Film ganz ordentlich - inhaltlich dagegen ganz großer Blödsinn. Nicht so erbärmlich wie der Street Fighter-Streifen, aber nahe genug dran.
Dafür findet sich im Kader auf einmal der bis dato unbekannte Shin Kamiya wieder, der allerdings ebenso mysteriös bleibt wie er wieder beseitigt wird - von ihm dürften wir also so schnell nichts wieder sehen. Das macht aber auch nichts, denn das Gestammel um verliebte Roboter, M-Zellen, das Teufelsgen und eine Mokujin-Ausstellung hat den Erzählgehalt eines Zäpfchens.

Technisch ist Blood Vengeance teilweise gar nicht übel, besonders gegen Ende hin (speziell der Kampf der drei bzw. später zwei Mishimas) werden Freunde von gut animiertem Motion Capture-Gekloppe erfreut mit der Zunge schnalzen. Zwischendurch geht es aber auch auf deutlich niedrigeres Niveau zurück, teilweise wirken besonders Standard-Animationen (wie Gehen oder Rennen) sehr abgehackt und zappelig. Das Ganze wird ausschließlich auf Englisch oder Japanisch gesprochen, wobei es optional auch deutsche Untertitel gibt. Außerdem dürfen sich Besitzer von 3D-Röhren den Streifen in der dritten Dimension genehmigen. Neben dem Film befinden sich auf der Disc wenige Extras: Ein kurzer Blick hinter die Kulissen, ein Gespräch zwischen Tekken-Veteran Katsuhiro Harada und Regisseur Youichi Mori sowie englische und japanische Trailer.

Machen wir es kurz: Der Film ist Schrott. Spaßbefreiter, langweiliger, zu langer und wirklich schrecklich hohler Schrott. Zwar nicht so schrecklich wie die Street Fighter-Verfilmung, dessen Schweineschwänzchen-Niedrigmarke auch weiterhin ununterboten bleibt, aber ganz nah dran. Selbst der Tekken-Film aus dem Jahr 2010 bot interessantere Unterhaltung und vor allem bessere Kampfszenen. Dafür allein sollte man sich Tekken Hybrid also besser nicht zulegen.

Tekken Hybrid ist ein sehr leeres Paket: Die TTT2-Demo macht Spaß, ist aber extrem kurz. Der Film hat mir während des Sehens immer wieder Jammergeräusche und Wehlaute entlockt - er ist wirklich strunzdumm und technisch nicht so aufregend, dass man ihn sich unbedingt auch noch in 3D gönnen müsste. Das einzig wirklich gelungene auf der Scheibe ist das HD-Remake von Tekken Tag Tournament. Zwar ist der Grafikfilter über den Renderfilmen eine schaurige Zumutung, das Spiel selbst profitiert aber von den HD-Verbesserungen und macht auch nach elf Jahren noch einen Heidenspaß. Aber ist es allein den Preis für das Bundle wert? Meiner Meinung nach nicht.