Wenn Rennfahrer zum Controller greifen
Selbstverständlich gab es schon vor der Corona-Pandemie zahlreiche Ligen und Events, in denen man beim virtuellen Motorsport mitfiebern oder teilnehmen konnte. Mittlerweile hat fast jede bekannte Rennspiel-Marke neben zahlreichen Hobby-Zusammenkünften einen offiziellen eSport-Wettbewerb. Dazu zählen u.a. die FIA GT Championships von Gran Turismo Sport, die Formula One eSports Series, die WRC eSport Meisterschaft oder eNASCAR. Alleine auf der Sim-Racing-Plattform iRacing kann man zahlreiche Veranstaltungen auch als Zuschauer verfolgen, darunter virtuelle 24-Stunden-Rennen am Nürburgring, LeMans und Spa oder das legendäre Indy 500. Gerade bei iRacing klemmen sich neben eSport-Profis viele reale Fahrer diverser Rennserien hinters Steuer und nehmen an Events teil oder stellen eigene Rennen auf die Beine.
Die virtuelle Formel Eins
Das hätte sich vor ein paar Wochen wohl niemand vorstellen können: Florian König und Heiko Wasser kommentieren live die virtuellen F1-Rennen. Quelle: RTL.de
Seit Corona versuchen Veranstalter wie F1-Inhaber Liberty Media in Kooperation mit Spieleherstellern und Simracing-Plattformen, den realen mit dem virtuellen Motorsport zu verknüpfen. Dabei erregt die Königsklasse mit der Ausrichtung ihrer Virtual Grand Prix derzeit wahrscheinlich die größte mediale Aufmerksamkeit bei Motorsport-Fans, die vorher keine oder nur wenige Berühung mit Sim-Racing hatten. Wer hätte vor ein paar Monaten gedacht, dass virtuelle F1-Rennen live bei RTL.de oder NTV.de mit Live-Analysen von Florian König und Heiko Wasser übertragen werden? Noch bis zum derzeit anvisierten Saisonstart mit einem Geisterrennen im Juli auf dem Red Bull Ring, will man die ursprünglich angesetzten Rennen des Kalenders virtuell austragen - einen Einfluss auf die Punktevergabe des realen Saison haben diese Spaß- und Promo-Veranstaltungen aber freilich nicht! Neben bekannten Simracing-Fahrern wie
Jimmy Broadbent oder populären Youtube-Rasern wie
Dave Gaming nehmen auch echte F1-Piloten wie Charles Leclerc, Alexander Albon, George Russell, Antonio Giovinazzi und Lando Norris an den Rennen teil. Vor allem der junge Monegasse, der zusammen mit Sebastian Vettel die Fahrerpaarung bei der Scuderia Ferrari bildet, macht auch bei F1 2019 eine hervorragende Figur und ist enorm flott unterwegs.
Und was macht der viermalige Weltmeister aus Deutschland? Sebastian Vettel war bisher kein großer Fan des virtuellen Motorsports. Doch die Zwangspause hat ihn zum Umdenken bewegt. "Die anderen Piloten haben immer mehr Druck gemacht, da hat es angefangen zu kribbeln, das vielleicht doch mal auszuprobieren", so der Heppenheimer nach Angaben von
Speedweek. "Ich muss mich da zuerst einarbeiten, schließlich will ich mich ja nicht blamieren. Für mich steht hier der Spaß im Mittelpunkt, ich will kein Sim-Racer werden, sondern ein echter Rennfahrer bleiben."
Vettel muss noch üben
Termine für Virtual Grand Prix der Formel 1:
24. Mai - Virtual Monaco GP
7. Juni - Virtual Azerbaijan GP
Übertragungen auf dem
offiziellen Youtube-Kanal oder bei
RTL.deEntsprechend bekleckerte sich Vettel bei seinem ersten Auftritt als Sim-Racer noch nicht unbedingt mit Ruhm, als er laut
Sport.de bei seinem eSport-Debüt bei der so genannten Legends Trophy im ersten Rennen lediglich den 15. und im zweiten den 12. Platz belegte. Das sind ungewohnte Ergebnisse für den erfolgsverwöhnten Deutschen, der schon so oft auf dem Podium feiern durfte. Daher hat er sich an die virtuellen F1-Läufe noch nicht heran gewagt – sicher auch deshalb, weil er sich von seinem Teamkollegen und Shooting-Star Leclerc nicht demütigen lassen möchte, nachdem er schon in der vergangenen Saison hinter ihm in der Gesamtwertung landete.