Test: Venetica (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Venetica
Entwickler:
Publisher: dtp entertainment
Release:
18.12.2009
04.09.2009
03.12.2010
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ab 1,90€
Spielinfo Bilder Videos
Mit Venetica wagen sich die Adventure-Spezialisten von Deck13 (Ankh & Jack Keane) in bisher unergründete Rollenspielgewässer. Statt typische Fantasy- oder Science-Fiction-Häfen anzulaufen, stattet Protagonistin Scarlett erfrischenderweise einem herunter gekommenen Venedig einen Besuch ab, wo dunkle Mächte und Korruption herrschen. Der Tod lauert hinter jeder Ecke, doch für sie ist das Jenseits nicht das Ende, sondern ein mächtiger Verbündeter.

Schweres Erbe

Scarletts Schicksal ist wahrlich kein leichtes. Erst wächst sie als Findelkind in einem verarmten italienischen Bergdorf auf, dann muss sie nicht nur zusehen wie eines Nachts ihr Verlobter und unzählige Dorfbewohner während eines Überfalls von Assassinen ermordet werden, sondern erfährt auch noch, dass ihr Vater niemand Geringeres als der Tod persönlich ist.
Das heruntergekommene Venedig wirkt trotz schwächelnder Texturen teils sehr imposant und stimmungsvoll.
Und der legt ihr eine noch größere Last auf die Schultern: Scarlett ist aufgrund ihrer Abstammung die letzte Möglichkeit, dem Treiben eines untoten Quintetts ein Ende zu setzen. Das hat sich in der einst prunkvollen Lagunenstadt Venedig eingenistet und will die Welt ins Chaos stürzen.

Eure Gegner wissen bereits von der Bedrohung durch einen Sprössling des Todes, ahnen aber nicht, dass es sich dabei um Scarlett handelt. So zieht ihr los in Richtung Küste, um in Venedig nach dem Rechten zu sehen und die aus den Fugen geratende Welt wieder in Ordnung zu bringen. Oder ist es doch nur Hass und Rache, die euch antreiben? Vielleicht sogar die Liebe zu eurem Verlobten und die Hoffnung, ihn irgendwie wieder zu sehen? Die Entscheidung fällt ihr in diversen Multiple-Choice-Dialogen. Auch sonst erlaubt euer Weg viele Verzweigungen: Lasst ihr euch mit zwielichtigen Gestalten ein, um ans Ziel zu gelangen und verübt gar selbst Verbrechen oder bleibt ihr eher rechtschaffen? Vertraut ihr blind der Obrigkeit oder hört ihr auf die Stimmen des Volkes? Mit welcher der venezianischen Gilden könnt ihr euch am ehesten identifizieren? Was ihr tut, wie ihr es tut und für wen ihr es tut, bleibt oftmals euch überlassen.

Eingegrenzte Freiheit

Allzu gravierend sind die unterschiedlichen Konsequenzen allerdings nicht. Der Rahmen ist stets vorgegeben, wie ihr euch darin bewegen und darstellen wollt, liegt aber an euch. Generell geht es jedenfalls darum, sich durch bestimmte Aktionen oder Gefälligkeiten einen Namen zu machen, der euch immer tiefer ins Herz Venedigs vordringen lässt. Die Spielwelt bleibt dabei ziemlich überschaubar, die einzelnen Stadtteile bestehen nur aus wenigen begehbaren Häusern und Straßen. Zwar könnt ihr auch die Dächer und Kanäle erkunden, künstliche und unsichtbare Barrieren weisen allerdings immer wieder in die Schranken. Zu entdecken gibt es trotzdem eine Menge: Viele Bürger bieten euch abhängig von eurer Reputation kleinere und größere Aufgaben an, in den Häusern gibt es oft marode Wände, die mit einem Hammerschlag eingerissen werden können und wer verschlossene Türen oder Truhen findet, kann diese in einem simplen Gedächtnisspiel entriegeln, um die Portokasse aufzubessern.

Zwar sollte man darauf achten, auf seinen Raubzügen unbemerkt zu bleiben, da sonst der Ruf leidet, aber das Ahndungssystem ist eher zweifelhaft. Mal steht der Hausbesitzer direkt daneben und sieht eurem Treiben gelassen zu, ein andermal schlägt vermutlich jemand mit Röntgenblick auf der Straße Alarm, während ihr in einem uneinsehbaren Keller eine Stange Brot aus der Vorratskammer mopst.
Ihren Tod kann Scarlett u. a. nutzen, um sich für anstehende Kämpfe unbemerkt in den Rücken der Gegnes zu schleichen oder um mit Toten zu kommunizieren.
Meist ist die Beute aber ohnehin von so geringem Wert, dass es sich kaum lohnt als Hobby-Einbrecher durch Venedig zu ziehen. Lukrativ wird es erst, sobald man geheime Schatzkarten erbeutet und sich mit einer Schaufel auf die Suche nach dem auf der Karte mehr oder weniger leicht ersichtlichen Aufenthaltsort macht. Ansonsten kann man auch gut von den Habseligkeiten besiegter Gegner und ausgeweideter Tiere leben, sofern man die entsprechende Fertigkeit gelernt hat.

Der Tod ist nicht das Ende

Welche Fähigkeiten ihr lernen oder verbessern wollt, bestimmt ihr selbst anhand körperlicher und geistiger Skilltrees, die euch den Umgang mit verschiedenen Waffen erlauben, spezielle Talente wecken oder übersinnliche Kräfte hervorbringen. Als Tochter des Sensenmanns ist selbst das Jenseits euer Verbündeter. Kommt ihr im Kampf zu Tode, dauert es nicht lange bis ihr mit neuen Kräften wieder ins Diesseits zurückkehrt und an euren überraschten Peinigern Rache nehmen könnt. Die Zeit im Reich der Toten, das parallel zur Welt der Lebenden existiert, kann dazu genutzt werden sich geschickt zu positionieren, um nach der Inkarnation den sich langsam abkehrenden Widersachern in den Rücken zu fallen oder sich erst mal außer Reichweite zu bringen. Unsterblich ist Scarlett allerdings nicht: Jedes Ableben schluckt einen Teil ihrer nur mit einem speziellen Dolch (Mondklinge) aufladbaren Schattenenergie, die sie aus den Seelen ihrer Opfer schöpft. Ist diese verbraucht, heißt es auch für die Tochter des Todes: Game Over.          
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Kommentare

L'amore finisce mai schrieb am
4P|Jens hat geschrieben:
Polyphony_Digital hat geschrieben:Was ist eigentlich mit dem PS3 Test? Und wieso finde ich nirgends eine PS3 VErsion, sollte doch schon längst erschienen sein?
die ps3-version wurde immer wieder verschoben. aktuell gibt dtp den 3. dezember als veröffentlichungstermin an ;)
sorry für's auskramen, allerdings ist die ps3 version mittlerweile erschienen ^^
möchte anmerken, dass ich bisher keine großen Unterschiede zu den anderen Versionen erkennen konnte.
4P|Jens schrieb am
Polyphony_Digital hat geschrieben:Was ist eigentlich mit dem PS3 Test? Und wieso finde ich nirgends eine PS3 VErsion, sollte doch schon längst erschienen sein?
die ps3-version wurde immer wieder verschoben. aktuell gibt dtp den 3. dezember als veröffentlichungstermin an ;)
Abysswalker77 schrieb am
Was ist eigentlich mit dem PS3 Test? Und wieso finde ich nirgends eine PS3 VErsion, sollte doch schon längst erschienen sein?
Morpheus_407 schrieb am
Die Grafik und die performance gehören echt nicht erlaubt. Aber Venetica hat eine filmreife Story und die Idee mit dem Tod als Vater und der Schattenwelt ist eine neue und super Idee
wolpy schrieb am
Habe bis jetzt offiziell ca. 20 Std. die 360-Version gespielt und gehe an das Spiel mittlerweile mit sehr gemischten Gefühlen heran...
Nachdem ich aufgrund zweier bekannter Bugs neu angefangen hatte, hat mich jetzt nach erneuten 16 Std. der nächste Bug erwischt. Also hier mal die miesesten Fehler, die mir den Spielspaß doch arg vermiesen: Im äusseren Bezirk rettet man ja Nox im Tempel. Wenn man danach sein Haus betritt und ihm gegen die Lektoren hilft, muss man darauf achten, dass er auch wirklich zu sehen ist - und nicht nur mit einem spricht, ohne wirklich da zu sein! GANZ WICHTIG! Ansonsten taucht er auch nicht auf, wenn man die Folgequest erfüllt und man kann die Hauptquest nicht weiterspielen... In den äusseren Katakomben kann es passieren, dass man während eines Kampfes vom Steg ins Wasser fällt. Doch anstatt dann wie gewohnt zu schwimmen, läuft man durch Dunkelheit weiter und kommt nicht wieder auf irgendeinen Weg, weil man einfach "drunter durch" läuft. Ein witziger Effekt dieses Bugs ist allerdings, dass Ihr so die gesamte Karte der Katakomben ablaufen könnt, weil die so gelaufenen Wege als gesehen markiert werden. Aber wie gesagt: das nützt Euch gar nichts, da Ihr sowieso nicht wieder zurück kommt und auf Reset gehen müsst.
So, und jetzt bin ich im inneren Bezirk schon zweimal auf verschiedenen Dächern hängen geblieben - und da Scarlet nicht springen kann und es auch keine Möglichkeit des Teleportierens gibt, hilft auch da nur der letzte Speicherstand. So faszinierend Story und Charakter auch sind - ich werde mit Venetica jetzt erstmal pausieren... :cry:
schrieb am