Test: Killzone 3 (Shooter)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
27.03.2013
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ab 11,99€
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Goebbels trifft den Joker

Video
Killzone 3 sieht noch einen Tick besser aus als der Vorgänger - vor allem, was Beleuchtungen und Rauchentwicklung angeht.
In den ansehnlichen Zwischensequenzen trumpfen die Holländer zunächst mit einem neuen Bösewicht auf: In der Rolle des verschlagenen "Jorhan Stahl" trifft Goebbels quasi auf den Joker - eine schauspielerisch gelungene Mischung aus dem Propagandaminister der Nazis und Batmans Erzfeind, im Original gesprochen von Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange, Caligula). Dieser skrupellose Industrielle ist für die futuristische Waffentechnik auf Helghan verantwortlich und sägt im Laufe der Story mit allen Mitteln an der Position des eigentlichen Nachfolgers, der an eine kahle Variante von Stalin erinnert.

Leider ist sehr schnell absehbar, wie sich das Machtspiel zwischen den beiden nach dem Tod des Diktators Scolar Visari entwickelt. Und leider bleibt der Einblick hinter die Kulissen der Helghastgesellschaft erneut sehr oberflächlich. Man weiß jetzt immerhin, dass sich ihre politische Altherrenführung frisurentechnisch eher vom ergrauten Seitenscheitel über den kaiserlichen Backenbart bis hin zum knappen Adolf-Schnäuzer an altdeutschen Vorbildern orientiert. Und der schmächtige, aber überaus clevere Jorhan Stahl vereint alle Eigenschaften eines idealen Bösewichts - bis hin zu größenwahnsinnigen Zielen.

Explosiver Blitzkrieg

Auf dem Weg zur Waffenfabrik "Stahl Arms" läuft Killzone 3 technisch zur Höchstform auf.
Das Spiel unter dem politischem Wahnsinn ist eher ein explosiver Blitzkrieg von knapp sechs Stunden als ein actionreiches Epos: Man kämpft ohne Pause zwischen fotorealistischen Rauchsäulen unter pfeifendem MG-Beschuss, zwischen dröhnenden Panzerketten und zerfetzten Betonresten - und immer wieder tauchen die rot glühenden Augen der fanatischen Sturmtruppen aus Nebelbänken auf, schwer atmend wie Darth Vader, aggressiv wie Killermaschinen. Kenner werden schnell feststellen, dass sich das Figuren- bzw. Schießverhalten nochmal verbessert hat. Selbst wenn es dicht an der meist fragilen Deckung auch mal eine schwächere Textur gibt, hat man dort nur wenig Zeit für einen Blick über das Vorfeld.

Das Spiel brilliert vor allem in der Luft und der Distanz, denn der Wind peitscht Wimpel und Fahnen, weht Staub und Schnee auf, lässt Funken und Qualm fliegen. Schon im Einstieg läuft man quasi inkognito in Helghastuniform durch die Waffenfabrik "Stahl Arms", an blinkenden Terminals und schwebenden Wachrobotern vorbei, während hinter riesigen Glaspanoramen zwischendurch Schiffe landen. Ähnlich wie im berühmten Bergdorf von Uncharted 2 schaut man sich hier einfach nur um, staunt über die weite Sicht in die Schneelandschaft, das spiegelnde Glas der riesigen Anlage, die eigenen Fußspuren (im Splitscreen seltsamerweise nur bei einem) und all die experimentellen Apparaturen.

Täglich grüßt das Polartier

Vor allem die eigenen Flüge mit und gegen Feinde mit Jetpack machen Laune.
Dass man später tatsächlich nochmal (fast) dieselbe Route laufen muss, bevor man dort alles in Schutt und Asche legen kann, schmeckt etwas zu kopierfreundlich. Aber selbst wenn man nicht ganz die Brillanz des Himalaya-Abenteuers von Naughty Dog erreicht, deuten schon diese ersten Schritte an, dass es diesmal weitaus mehr zu sehen gibt als graue Hausruinen und Betonschlachtfelder. Und wenn man im späteren Verlauf in das Gebirge zurückkehrt, läuft die Engine so richtig auf Hochtouren.

Soldaten mit virtuellem Wasserfetisch sollten schon mal die Fotoarchive frei machen und nah ran zoomen: Das nicht ganz zugefrorene Meer sieht einfach grandios aus, sorgt für eine fantastische, grau schwappende Brandung. Man fliegt in dieser Winterlandschaft in einer Jetpack-Rüstung von Eisscholle zu Eisscholle, während man gezielte Temposchübe setzen kann und plötzlich auftauchende Feinde in der Luft abwehren muss - Lost Planet 2 wirkt dagegen wie Schnee von gestern.

Die Schlachtfeldatmosphäre ist aber nicht nur aufgrund des feinen Partikelregens oder der markanten Beleuchtung so greifbar, sondern auch, weil es akustisch je nach Kaliber mal satt, zischend oder scheppernd aus den Waffen kracht, während gleichzeitig von überall Befehlsfetzen gepaart mit Todesschreien herein rauschen. Egal ob beengter Häuserkampf in Treppenfluren, Vormarsch mit Panzern auf breiter Straße oder von Flammenwerfern begleitete Hetzjagd durch Schützengräben - hier werden alle Facetten eines unreflektierten Kriegsspiels im martialischen Stakkato ausgewalzt: Gut gegen Böse, immer wieder Kimme und Korn, Munition und Granaten satt.
        
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Kommentare

GamepadPro schrieb am
ich hab vor kurzem erst beide Titel nochmal angezockt; die 4pwertung für Killzone 3 finde ich gut (werte selbst aber höher). Killzone 2 (vielleicht mein erstes PS3-spiel, ich mochte ja den ersten teil) fand ich dagegen schon immer schlecht.
erstes Level: fängt sofort mit Massengefecht an und das geht dann laaange so weiter, bis man keinen bock mehr darauf hat. waffensound (stereo) ist ebenfalls schlecht, (auch mit den Optionen nie besser zu machen) während der im dritten teil richtig fetzt. und das richtig laut, laut wie hölle, so wie es sich auch gehört und damit immer für Kriegsatmosphäre sorgt. der dritte teil fängt auch viel cooler an und das Gegnerdesign ist viel cooler. das ganze spiel hat mehr farbe und wirkt dennoch nicht weniger düster.
schaltet man im zweiten teil das künstliche bildschirmvisier ab, kann man aus der Deckung nicht mehr zielen, weil Sev das waffenvisier nur außerhalb der deckung verwendet; ist somit eine sinnlose Option, die aber im dritten teil wieder funktioniert, (wenn man nicht gerade schwerere geschütze bedient.)
die story ist in beiden teilen schrott, wird aber bei killzone 3 (mit den helgastanführern) viel besser inszeniert.
Nuracus schrieb am
Ich kann jedem empfehlen, folgendes mit Killzone 3 auszuprobieren:
Move + Navigations-Controller + Sharp Shooter Gewehraufsatz
Es hat ein wenig Eingewöhnungszeit gebraucht, aber dann war das Erlebnis so spitzenmäßig, dass ich echt sage, mit dieser Kombination spielt sich Killzone 3 besser als mit Gamepad oder sogar mit Maus+Tastatur.
Killzone 3 ist auch eins der Spiele, das mit 3D-Effekt fantastisch aussieht, vor allem der Level im Walker war schwer beeindruckend.
Kamera + Move-Controller + Navigations-Controller kriegt man für ca. 40 ? inkl. Versand (ebay, reBuy), den Sharp Shooter derzeit bei Amazon für 18 ?.
Wer Killzone 3 noch nicht hat, kriegt das Killzone-Move-Bundle (inkl. Navigations-Controller) für 65 ?, wobei ... Killzone 3 kriegt man hinterhergeworfen für ca. 10 ?.
NotSo_Sunny schrieb am
Xyt4n hat geschrieben: Man merkt auf jeden Fall den Einfluss von COD auf Killzone 3..
Ich hab für meinen Teil habe nichts dergleichen gemerkt, obwohl ich verstehe, wie du zu dem Eindruck kommst. Ich fand auch, dass Teil3 wie ein Sommer-Blockbuster rüberkam, während Teil2 noch eher darum bemüht war, eine bedrückende Kriegs-Atmo aufkommen zu lassen.
Beim Kern-Gameplay wiederum hab ich nicht wirklich den großen Unterschied feststellen können. Im Gegensatz zu CoD hatten die Gegner ja immernoch ordentlich Kugel geschluckt.
Xyt4n schrieb am
3tagewach hat geschrieben:Hab jetzt Killzone 2 und 3 durch und bin etwas von der Wertung geschockt.
Killzone 2 hat mich von der ersten Minute gelangweilgt, langweilige Story, langweiliges Gameplay (alles viel zu langsam), scheiss Steuerung, Multiplayer unspielbar u.s.w. und dafür gab es hier 88%? Verrückt.
Killzone 3 hat mich von der ersten Minute mitgerissen, bessere Steuerung, um längen bessere Story, der erste Level hat mir mehr Spass gemacht als das komplette Spiel Killzone 2 und ein viel besserer Multiplayer mMn.
Meine Wertung:
Killzone 2: 74%
Killzone 3: 93%
Bei mir genau anders rum. Killzone 3 spielt sich im SP wie ein schlechter COD Klon. Viele Railgun Passagen und Gegner für Gegner erledigen in Schlauchlevel, wo man nur warten muss, dass sie aus der Deckung kommen und man sie dann erledigt. Ich habe mich stark gelangweilt! Außerdem gab es viele Bugs. 6/10
Killzone 2 hat mich dagegen stark beeindruckt. Man hatte das Gefühl auf einem Schlachtfeld zu sein. Die Gegner haben viel mehr ausgehalten und kamen mir recht intelligent vor. Insgesamt war es recht langsam. Halt nicht so ein COD Kram.Hat mir echt gut gefallen 8.5/10
Man merkt auf jeden Fall den Einfluss von COD auf Killzone 3..
3tagewach schrieb am
Hab jetzt Killzone 2 und 3 durch und bin etwas von der Wertung geschockt.
Killzone 2 hat mich von der ersten Minute gelangweilgt, langweilige Story, langweiliges Gameplay (alles viel zu langsam), scheiss Steuerung, Multiplayer unspielbar u.s.w. und dafür gab es hier 88%? Verrückt.
Killzone 3 hat mich von der ersten Minute mitgerissen, bessere Steuerung, um längen bessere Story, der erste Level hat mir mehr Spass gemacht als das komplette Spiel Killzone 2 und ein viel besserer Multiplayer mMn.
Meine Wertung:
Killzone 2: 74%
Killzone 3: 93%
schrieb am