Test: Age of Empires Online (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Age of Empires Online (Taktik & Strategie) von Microsoft
Age of Empires Online
Publisher: Microsoft
Release:
16.08.2011
Spielinfo Bilder Videos
Kann man sich ein Spiel spannend kaufen? Diese Frage beantwortet das kostenlose Age of Empires Online mit einem klaren Nein. Denn wer sich als einigermaßen erfahrener Feldherr auf das einlässt, was von der ehemals großartigen Reihe übrig geblieben ist, muss unheimlich tapfer gegen die Langeweile kämpfen. Dabei wirbt Microsoft noch mit: Age of Empires Online ist die nächste Stufe des Bestseller-Echtzeitstrategiespiels Age of Empires. Aber gute KI, saubere Wegfindung und clevere Missionen gibt es noch nicht als Premium-Pakete...


Nickerchen in der Antike

Video
Die Zivilisation der Ägypter.
Hallo, aufwachen! Was, wieso? Die Musik lullt mich doch gerade so schön ein und mein Haufen aus Speerkämpfern und Bogenschützen macht wie immer alles platt!? Oh, da geht ja tatsächlich etwas schief im Feindesland:  Aha! Meine Truppen schlagen mal wieder lieber auf Felder und Gebäude anstatt auf die Feinde ein, die sie beharken. Jetzt muss ich tatsächlich eingreifen, sonst wird aus meiner numerischen Überlegenheit von drei zu eins gleich noch ein Patt oder Schlimmeres. Und das will ich nicht riskieren, denn hier steige ich nach jeder simplen Mission so spektakulär auf, dass mich die Fanfaren und all die Bestätigungen der absolvierten Höchstleistungen fast aufwecken. Oder habe ich aus Versehen den Casualmodus aktiviert?

Also nochmal ganz stupide alle Kämpfer mit der Lassomethode einfangen, nochmal mit der rechten Maustaste auf den Feind klicken und weiter geht’s mit dem Nickerchen! Das Beruhigende an diesem Age of Empires ist zwar weder die grauenhafte Wegfindung noch die strunzdumme KI, aber dafür ist ja alles gratis. Dass man kein Geld auf den Tisch gelegt hat, merkt man sehr schnell: Aktuell gibt es nur zwei Völker - Griechen und Ägypter. Das ist verdammt wenig, aber einer geschenkten Antike muss man ja nicht zu weit ins Maul schauen; und wer möchte, soll in Zukunft für zwanzig Euro weitere Zivilisationen kaufen können. Aber das will man gar nicht, denn was Microsoft aus diesem großartigen Echtzeit-Strategiespiel gemacht hat, ist eher eine belanglose Klickorgie für Sammler und Freischalter als eine Herausforderung  für clevere Feldherren. Und leider kann man sich ein besseres Spieldesign noch nicht in Premium-Paketen dazu kaufen.

Disney statt Herodot

Der Aufbauteil wurde nahezu unverändert aus dem Klassiker übernommen.
Ernten, bauen, ausbilden - der Aufbauteil wurde nahezu unverändert aus dem Klassiker übernommen.
Zu dieser Seichtheit passt die butterweiche Disneykulisse: In der kunterbunten Antike kann man auf Wunsch die Kamera drehen oder an die Comicgriechen heran zoomen. Dann erkennt man die hübschen bis albernen Animationen der Figuren, die schönen Schatten und natürlich das idyllische Meer, in dem die Fische auch mal vor Freude springen. Das Ganze erinnert fast an den zauberhaften Charme der Siedler, aber nicht mehr an das edle historische Flair der Vorgänger.  Das Artdesign scheint eher junge Feldherren ansprechen zu wollen. Trotzdem ist die liebevoll gezeichnete Kulisse noch das Beste an einem zähen Eroberungsmarathon über vier Zeitalter (Kupfer, Bronze, Silber, Gold), der nur zu Beginn auch bei Veteranen so etwas wie nostalgische Gefühle wecken kann.

Der gute Aufbau gleicht dem Vorbild der Ensemble Studios, erinnert an eine Mischung aus dem zweiten und dritten Teil von Age of Empires: Wilde Tiere stellen eine Bedrohung im Nebel des Krieges dar, außerdem locken dort bewachte Schätze. Man sammelt mit seinen Bewohnern zunächst Holz, Beeren, Fisch und Fleisch, um sein Dorf vom Zentrum aus mit Lagern und Türmen zu erweitern – es gibt sogar die Alarmglocke, die bei Gefahr bimmelt und die Flüchtenden hinter sichere Mauern leitet, aus denen es dann Pfeile regnet.

Erst wenn man weitere Häuser baut, steigt die Bevölkerungszahl; erst wenn man Kasernen baut, kann man Krieger ausbilden; erst wenn der Hafen steht, laufen Schiffe aus. All das kennt man, all das sorgt auch hier für eine logisch strukturierte Aufbauphase, die Schritt für Schritt komplexer wird und für so manches Déjà-vu sorgt. Auch das Spieldesign erlaubt bekannte Taktiken: Man kann Schiffe bemannen, Küsten überfallen und dort im Hinterland des Feindes heimlich Stützpunkte errichten. Hier wird also ein solides Fundament gelegt.

Kommentare

crewmate schrieb am
Du bestimmst doch selbst, wieviel du bezahlen willst. Das ist der Sinn bei Free2Play.
Und die
Was Age of Empires wie den meisten F2P Spielen fehlt, ist Transparenz.
Man hat auch hier ohne Anmeldung keinen einblick in den Shop.
Bei APBr von GamersFirst überraschte mich da ein 25? SUV. :lol:
Bei League of Legends hingegen ist der Shop von vornherein einsehbar.
Du siehst also schon vor deiner Registrierung, wofür das Spiel Geld sehen will.
Und da sehe ich keine Abzocke mehr. Weil es Transparent ist.
Niemand geht in ein Geschäft, das einen VW Lupo zum Preis eines Maybach anbietet.
Oder einen virtuellen SUV für 25?. :lol:
Ikr schrieb am
Man kann von dem Spiel halten was man will, die Grafik nunja, das ist Gewöhnungs Sache, aber was mich an F2P Titeln abschrekt, ist die Tatsache, das man am Ende viel mehr bezahlt, als das für ein, Ich sage jetzt mal konventionelles Spiel, der Fall gewesen wäre oder man nur am dauerblechen ist und dann wie sich am Beispiel der eher schlechteren Technik (Wegfindung usw. Ich dachte das hätte man schon lange in den Griff bekommen) zeigt sogar noch weniger bekommt... was man dabei ja hauptsächlich bezahlt, ist der Betrieb der Server... also im Prinzip bezahlen um des bezahlens willen... Ich will nicht behaupten, das man keinen Spaß an dem Spiel hat, aber die Philosophie dahinter widerstrebt mir persönlich...
crewmate schrieb am
Wieso das? F2P muss nicht billiger Schund sein.
http://echobazaar.failbettergames.com/
spiele ich seit Monaten. Die Geschichten sind das beste, das mir seit langem unter gekommen ist,
die Welt verschlingt mich, die Fraktionen sind komplex und geheimnissvoll.
Und alles ist umsonst. Alles ist Einzelspieler.
Nordwesen schrieb am
Traurig wie man die ganzen alten top Marken zerstört. Als ich noch jünger war, hat AoE II mich Monate lang daran gehinert mit meinen besten Freunden in kontakt zu treten. Einerseits weil ich selbst am AoE II suchteln war und andererseits weil meine besten Freunde dies auch taten. Kommunikation ging also nur an der Bushaltestelle morgens einmal kurz, weil man sich dort getroffen hat um zur Ausbildung zu fahren.. oder via telefon. Letzteres ging aber auch nicht sehr lang, weil man ja schon wieder die Kriegshörner blasen hörte und schnell an den Monitor rannte um sein Volk vor den Feinden zu beschützen, die bereits vor den Stadtmauern standen...
Ich bin zwar ein Kerl und man sagt ja immer Kerle dürfen nicht weinen. Aber was derzeit passiert in der Spieleindustrie, das erschüttert mich zu tiefst und mir könnte da schon eine Träne kommen und das wäre mir nichtmal unangenehm.
Nun gut. Es ist wie es ist.. Spiele bzw. alte TOP Marken werden an die Wand gefahren...
Aber vielleicht auch nur weil ich alt werde. Vielleicht bin ich nun zu diesem Menschen geworden, der immer sagt "Früher war alles besser"... aber zumindest war es anders und für meinen Geschmack wirklich besser.
Es gibt für mich kaum noch einen Titel den ich mit dem Gedanken "Bhoooa flascht mich das weg..." und "Wie? Es ist schon 9 Uhr morgens?" spielen kann. Gut da wäre noch Europe Universalis III + Addons... sicher auch noch ein paar andere Spiele...
Aber im großen und ganzen ist es wirklich so... mich haut kaum noch ein Spiel aus den Socken. AoE Online empfinde ich gar als eine beleidigung. Der Befehl für dieses Verbrechen kam sicher von irgenwelchen Geldhaien von oben, die immer noch dran glauben, man könne mit einem qualitativ minderwertigen Produkt und f2p Modell mehr Geld absahnen als mit einem hochwertigen Spiel ohne f2p... und ja auch AoE Online wird wohl nicht länger leben als 1 bis 2 Jahre, wie so viele f2p Kuchen. Aber mein größtes Mitleid gilt wirklich den involvierten Mitarbeitern an solchen...
schrieb am