Im Schatten der Großen
Auch wenn TIF 2002 im Herbst 2001 respektable 82% bei uns einheimsen konnte und mit einer klasse Präsentation und spektakulären Torszenen protzte, stand es immer noch im Schatten von FIFA und Pro Evolution Soccer. Dem Arcade-Gameplay ließen sich schnell Standardtore entlocken und Ballphysik sowie Spieler-KI waren auch nicht gerade berauschend. Das soll jetzt alles besser werden: Die Entwickler haben den goldenen Mittelweg zwischen Arcade und Simulation gesucht - herausgekommen ist ein gefälliger, aber wenig packender Kompromiss.
Spielmodi & Editor
Neben Freundschaftsspielen und den gängigen internationalen Wettbewerben wie WM, EM, Afrika-Cup, Asien-Cup etc. lässt sich in TIF 2003 auch eine ganz persönliche Karriere starten: Als Trainer einer jungen Schulmannschaft könnt Ihr Euch ersten Respekt auf kleinen Bolzplätzen verschaffen, neue Spieler anwerben und langsam die Tabelle hochklettern. Schön, dass man hier alles den eigenen Wünschen anpassen kann: vom Trikot-Design über die Spielernamen bis hin zu eigens kreierten Nachwuchsprofis. Im Taktikbereich lassen sich alle erdenklichen Formationen spielend leicht variieren und austauschen. Ausführliche und übersichtliche Team- und Spielerstatistiken runden diesen neuen Modus ab.
Schwalbe, Spurt und Schuss
Der Steuerung von TIF 2003 gebührt ein großes Lob: Sauber und präzise lassen sich die Akteure über den Rasen treiben. Und in Sachen Bewegungsrepertoire kann sich TIF wirklich sehen lassen: Neben einfachen Pässen, Spurts und Flanken könnt Ihr auf zwei ansehnliche Dribbling-Varianten, den Doppelpass, den Steilpass und die wirklich bereichernde Ballvorlage zurückgreifen. Bei Letzterer sorgt ein schnelles Antippen der rechten Schultertaste dafür, dass der ballführende Spieler sich das Leder einige Meter vorlegt - ideal, um Flankenläufe einzuleiten. Von dieser Vielfalt könnte sich selbst Pro Evolution Soccer eine Scheibe abschneiden.
Ein Schmankerl ist übrigens die Schwalben-Funktion, die im Angriff mit einer Schultertaste ausgeführt wird. Schön ist hier, dass die Schiedsrichter wirklich genau hinsehen und Tieffliegern schnell die gelbe Karte zeigen. Nur ganz gut getimte Schwalben sind von Erfolg gekrönt. In der Abwehr müsst Ihr leider auf eine automatische Verteidigung à la Pro Evolution Soccer verzichten, aber könnt neben dem einfachen Tackling auch effektive Grätschen und absichtliche Fouls einleiten. Trotzdem lässt die Kollisionsabfrage manchmal zu wünschen übrig, wenn flache Bälle z.B. durch Abwehrspieler durchjagen.
Das alte Dilemma: Ballphysik
Der Ball ist rund. Aber trotz dieser Weisheit ist er noch so viel mehr: ein eigenwilliges, manchmal unberechenbares Rund, das bei richtigem Effet herrliche Kurven durch die Luft schneidet und schmatzend auf dem Pfosten einschlägt - wer Pro Evolution Soccer spielt, kommt dem sehr nahe. Leider klebt der Ball in TIF 2003 am Spielerfuß wie ein Stück Eisen am Magneten. Zwar hat sich die Ballphysik gegenüber dem Vorgänger ein wenig verbessert, aber bei Flanken und Schüssen ist trotz lobenswerter Effet-Unterstützung immer noch viel zu scharfer Drall möglich. Und gerade bei Torschüssen wird man das Gefühl nicht los, einen Federball zu kicken, den der Torhüter wie eine Fliege fängt. Für einen guten Spielfluss empfiehlt sich übrigens mindestens der zweite der vier Schwierigkeitsgrade, sonst ist das Ganze zu pomadig.
Wo bleibt die Spannung?
Im Gegensatz zum Vorgänger wirken die Strafraumszenen leider nicht nur weniger artistisch, sondern absolut unspektakulär: So mancher Pfiff geht z.B. unter, Kopfbälle sind Mangelware und meist kommt es nach Flanken zur ewig gleichen Brustannahme samt Volleyschuss. Das ist noch zu verschmerzen, aber wenn gefährliche Schüsse, Strafraumattacken und vor allem schöne Tore akustisch und optisch untergehen, kommt Frust auf: Kein aufgeregtes Raunen, keine außergewöhnlichen Zeitlupeneffekte, keine adrenalinhaltige Fußballspannung. Der Ball ist plötzlich im Netz und weiter geht`s…