Erste Eindrücke
Video:
Düstere Atmosphäre, hektische Kämpfe und Belohnungen ohne Ende: Soul Sacrifice motiviert mit einfachen Mitteln.
Warum zur Hölle stecke ich in dieser Zelle? Und warum redet dieses merkwürdige Buch mit mir? Das Ende der Welt ist angebrochen? Nur ich kann dem Treiben des machtgierigen Zauberers Magusar entgegen wirken? Wieso? Was ist das Besondere an mir? Mit diesen und anderen Fragen wird man zu Beginn von Soul Sacrifice überhäuft. Zusammen mit der düsteren Atmosphäre sowie dem gelungenen, hauptsächlich auf gedämpfte Farben setzenden Artdesign bekomme ich schnell den Eindruck, als ob hier ein kleines Dark Souls im Mobilformat wartet. Doch sobald ich im Rahmen des Tutorials neben dem Antagonisten kämpfe, zerstreut sich diese Illusion.
Die Kämpfe sind deutlich schneller, erinnern hinsichtlich der Dynamik eher an klassische Action-Adventure wie Devil May Cry, Onimusha oder andere Arena-Brawler. Zudem macht mir die automatische Kameraführung das Leben unnötig schwer. Ich kann zwar immer manuell nachjustieren und im Zweifelsfall einen Gegner markieren und dann auf ihn "aufschalten", dennoch bleibt die Problematik erhalten - immer wieder sorgt die störrische Perspektivenfindung dafür, dass ich ankommende Angriffe zu spät sehe und nur noch den Bruchteil einer Sekunde Zeit habe, um auszuweichen. Und schon türmten sich weitere Fragen auf: Das ist doch nicht das Spiel, das mich in den Videos so neugierig machte?Die Ernüchterung ging sogar so weit, dass ich nach den ersten 15 bis 20 Minuten den Punkt erreicht hatte, aufgeben zu wollen und das Projekt einem anderen zu geben, der besser damit klar kommt.
Zweite Eindrücke
Das Artdesign ist gelungen, die technische Umsetzung zeigt Luft nach oben.
Rückblickend wäre dies vermutlich einer der größten Fehler meiner Spielervita gewesen. Denn nachdem ich meine Erwartungshaltung ad acta gelegt und einen Neuanfang gewagt hatte, ließ die Wirkung nicht lange auf sich warten: Im Kern ist es ein reinrassiges Hack&Slay, wenngleich japanischer Prägung sowie einem schwermütigen Monster Hunter ähnelnd. Und damit liegt Soul Sacrifice eigentlich genau auf meiner Linie. Und so hat mich das Jagen von abscheulichen, großartig designten Höllenkraturen, die allerdings mitunter durchaus eleganter animiert sein könnten, sowie das Einsammeln von Belohnungen der anfänglichen Skepsis zum Trotz schnell in seinen Bann gezogen.
Keiji Inafune, immerhin über 20 Jahre lang federführend bei Capcom aktiv und in Titel wie Mega Man, Street Fighter, Lost Planet oder Dead Rising involviert, zieht im Rahmen der Möglichkeiten alle Register - so könnte man z.B. nach dem Tutorial direkt in die finale Auseinandersetzung springen. Das dies so früh ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen wäre und man seine Figur erst einmal aufpäppeln und verbessern sollte, steht auf einem anderen Blatt. Trotz dieses und einiger anderer Kniffe kann er aber nicht verhindern, dass die Kämpfe gegen die reichlich vorhandenen Standardgegner bereits mittelfristig mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen haben. Doch glücklicherweise werden die Kampfmechanismen durch einige interessante Aspekte im Umfeld aufgewertet.
Lesen schafft Wissen
Es weht stets ein "Monster Hunter"-Wind durch die Abschnitte.
So wären die Kämpfe z.B. nur halb so interessant, wenn der erzählerische Hintergrund enttäuschen würde. Das sprechende Buch "Librom", das vom Äußeren an das "Necronomicon Ex Mortis" aus Sam Raimis Evil Dead erinnert und dem man zwischen den oft kurzen Aufträgen nicht nur Wissenswertes über die Gegner, sondern auch die eine oder andere optionale Information entlocken kann, ist dabei ein zentrales Element. Denn um Magusar ein Schnippchen zu schlagen, muss man sich das Wissen der Zauberer aneignen, die vor einem kamen und deren Geschichte jeweils von Librom festgehalten wurde. Sprich: Man wählt eines der zur Verfügung stehenden Kapitel, durch deren Seiten man durch ein Wischen auf dem Touchscreen durchblättern kann, während eine angenehme Erzählstimme die geschriebenen Worte zu bildhaftem Leben erweckt. Danach kann man seine Figur ausrüsten und auf den Kampf vorbereiten. Schließlich wird man durch das Buch in die Areale teleportiert, in denen die Gefechte stattfinden.