Neue Engine, alte Schwächen
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Das Nachtrennen in Katar gehört selbstverständlich ebenfalls zum Rennkalender.
Angesichts der angestaubten Technik, mit der Milestone schon seit Jahren enttäuscht, war die Ankündigung einer neuen Engine längst überfällig. Jetzt soll sie bei MotoGP 13 erstmals ihre Muskeln spielen lassen. Finden die Entwickler endlich wieder den Anschluss an die überlegene Racing-Konkurrenz wie Codemasters oder das neu gegründete Team von Playground Games (Forza Horizon)? Nein! Im Gegenteil: Wenn man sich die tristen Kulissen der offiziellen Pisten oder die groben Details der Motorräder von der Moto3 über Moto2 bis hin zur MotoGP so anschaut, fragt man sich, wo die grafische Steigerung sein soll.
Okay, es gibt ein paar neue Animationen, die gerade beim Abfangen des Motorrads durchaus prima aussehen, sich aber ständig wiederholen und irgendwann gekünstelt wirken. Vor allem in den ruckelanfälligen Wiederholungen bekommt man den Eindruck, als würden Klone auf den Bikes sitzen: Alle atmen zur gleichen Zeit, alle steigen mit exakt der gleichen Animation auf ihre Maschinen. Dass es teilweise so aussieht, als würden sie mit ihren Maschinen über den grob dargestellten Asphalt schweben, gerät da fast schon zur Nebensache. Genau wie der Umstand, dass es schon mal passieren kann, dass in den Höhepunkt-Szenen der Sattel eines Motorrads mal leer bleibt – kein Scherz! Auf der PS3 lässt sich das trübe Biker-Leben übrigens in einem Fotomodus verewigen, wobei die Bilder im Ordner der XMB abgeheftet werden. Auf 360 und PC darf man im Pausemodus zwar ebenfalls die Kamera frei bewegen und einstellen, aber keinen Schnappschuss anfertigen. Muss man nicht verstehen, macht aber nichts, da es hier eh nichts gibt, das man fotografisch festhalten möchte. Außer vielleicht surreale Situationen, wenn die Konkurrenz nach einem Sturz mangels Kollisionsabfrage durch den Körper des verunglückten Fahrers hindurch rast als wäre er ein Geist.
Technikbremse
Unter Simulationsbedingungen wird es vor allem in Kurven schwierig, die Kontrolle über die Maschine zu behalten.
Auf den Konsolen läuft die neue Engine generell nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde, während z.B. Forza Motorsport 4 oder Gran Turismo 5 eindrucksvoll zeigen, dass die aktuellen Geräte durchaus in der Lage sind, Simulationen mit 60 Bildern pro Sekunde darzustellen und dabei auch noch mit detaillierten Boliden sowie ansehnlichen Kulissen zu überzeugen. Nicht zu vergessen, dass Climax schon auf der ersten Xbox dieses Kunststück mit seinen gelungenen Titeln rund um die MotoGP möglich gemacht hat. Milestones Technikgerüst schafft nicht einmal, konstant 30 Bilder pro Sekunde aufrecht zu erhalten und damit für eine flüssige Darstellung zu sorgen: Auf 360 und PS3 geht die Bildrate auf manchen Streckenabschnitten massiv in den Keller und vom eigentlich ordentlichen Geschwindigkeitsgefühl, das vor allem in der immersiven Helmansicht zur Geltung kommt, bleibt in diesen Momenten nicht mehr viel übrig. Vor allem in Regenrennen bewegt man sich hart an der Grenze zur Unspielbarkeit, wenn sich zu viele Motorräder gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln, wobei vor allem die 360-Fassung mit der Bildrate zu kämpfen hat. Generell läuft es auf der PS3 etwas runder, wenn auch längst nicht perfekt. Dazu kommen wieder die häufigen und langen Ladeunterbrechungen, da Milestone vor jedem neuen Schauplatz wieder Real-Clips präsentieren muss, es dabei aber nicht schafft, bereits die Spieldaten im Hintergrund zu laden. Die Folge: Erst muss man warten, bis das Filmchen abgespielt wird, dann folgt die nächste Unterbrechung, bis man in der Box landet. Immerhin geht es von dort aus gleich in die Startaufstellung und man muss sich nicht noch länger gedulden.
Stürze lassen sich kaum vermeiden: Entweder baut man selbst Mist oder wird schon mal von der KI abgeschossen.
Der PC bleibt von solchen Problemen weitgehend verschont – die bescheidene Qualität der Grafik bleibt trotz höher aufgelöster Texturen aber auch hier erhalten, inklusive der unterirdischen Regendarstellung, bei der weder Tropfen auf dem Helmvisier oder der Scheibe landen noch die Gischt die Sicht behindert. Zudem scheint die Engine nicht nicht in der Lage zu sein, Nacht- und Regenrennen zu kombinieren, denn das Rasen im Scheinwerferlicht von Katar darf im Spiel ausschließlich unter trockenen Bedingungen stattfinden, während man in Einzelrennen für alle anderen Pisten die Witterungsverhältnisse in fünf Variationen von trocken über wolking bis hin zur nassen Strecke und Regen festlegen darf. Ist man länger unterwegs, kann man laut Entwicklern sogar von Wetterwechseln überrascht werden – im Rahmen unserer Testfahrten traten diese allerdings nicht auf.