Auf der Pole Position
Wie bei Forza Motorsport zählt die Strecke in Bathurst auch hier zu den Neuzugängen.
Beim Umfang ist Gran Turismo 6 der unangefochtene Spitzenreiter – kein anderes Rennspiel bietet eine solch gigantische Auswahl an Fahrzeugen und Strecken. Neben alten Bekannten wie Monza, Suzuka, Spa Francorchamps oder Laguna Seca finden sich unter den 37 Schauplätzen auch einige Neuzugänge wie Mount Panorama (Bathurst), der Wüsten-Kurs Willow Springs International Raceway nördlich von Los Angeles, die britische Kult-Piste Brands Hatch oder das aktuelle Silverstone. Ausflüge ans Matterhorn oder in die staubige Toskana stehen ebenso auf dem Programm wie rasante Besuche in Metropolen wie London, Madrid und Rom. Selbst auf dem Mond darf man mittlerweile seine Runden drehen und schweben. Neben lizenzierten Weltstrecken finden sich außerdem wieder zahlreiche Original-Kreationen wie Trial Mountain, Deep Forest und der Autumn Ring in der Auswahl. Für mich gehören die Fantasie-Strecken von Gran Turismo immer noch zu den besten, die jemals für ein Rennspiel gebaut wurden. In der jüngsten Fortsetzung feiert eine von ihnen ihr Comeback, denn zum ersten Mal erlebt man hier Apricot Hill in HD. Mein persönliches Highlight ist aber – wie könnte es anders sein – der Nürburgring. In kaum einem anderen Rennspiel wird der Ritt durch die grüne Hölle mit ihrer beängstigenden Enge, den typischen Graffitis auf dem Asphalt und Bodenwellen so genial eingefangen wie hier, auch wenn die Umgebung abseits der Strecke weniger akkurat abgebildet wird. Hinzu kommen die verschiedenen Layouts: Angefangen beim Grand-Prix-Kurs über die Nordschleife bis hin zu einer Kombination aus beiden Strecken für das echte 24h-Feeling findet man (fast) alles, was das Eifelherz begehrt. Fehlt eigentlich nur noch die Rekonstruktion der stillgelegten Südschleife, um das „Erlebnis Nürburgring“ zu komplettieren…
Quantität über Qualität
Leider wurde nicht alle Boliden mit so viel Liebe zum Detail modelliert.
Von der schieren Masse an Fahrzeugen wird man regelrecht erschlagen: Mittlerweile ist der Fuhrpark auf satte 1200 Boliden angewachsen, wobei Sony die Unterscheidung zwischen Premium- und Standardwagen abgeschafft und versprochen hat, die visuelle Qualität für alle Fahrzeuge auf PS3-Niveau zu heben. Im Rahmen unserer letzten Probefahrt war sogar davon die Rede, dass jedes von ihnen mit einem modellierten Cockpit ausgestattet sein wird. Dem ist leider nicht so. Nichts davon. Schaue ich mir z.B. der VW Lupo im Showroom an und vergleiche ihn mit einem Hochglanz-Ferrari, wird sehr schnell deutlich, dass es immer noch starke grafische Unterschiede zwischen den Modellen gibt. Der kleine Volkswagen kann seine PS2-Wurzeln genauso wenig verschleiern wie viele anderen Karossen, bei denen man offensichtlich auf die Premium-Behandlung verzichtet hat. So zeichnet sich wieder nur bei einem kleinen Teil des Fuhrparks diese großartige Liebe zum Detail ab, mit der die ausgewählten Boliden modelliert wurden.
Beim Thema Cockpit ist es ähnlich: Bei einem Großteil der Wagen wird statt eines voll modellierten Innenraums nur eine schwarze Standard-Schablone als Umrandung geboten, bei der man nicht einmal ein Lenkrad sieht, geschweig denn ein Armaturenbrett oder Instrumente. So will doch niemand fahren! Da bevorzuge ich lieber die Stoßstangenansicht, wenn mir schon kein Cockpit geboten wird. Selbst die beiden Außenperspektiven machen mehr her als diese lieblose Notlösung. Zusammenfassung: Anstatt den Unterschied zwischen grafisch minderwertigen Standard- und erstklassigen Premium-Modellen wie versprochen abzuschaffen, verzichtet Polyphony hier einfach nur auf die Kennzeichnung, wie es bei GT5 noch der Fall war, obwohl die qualitativen Unterschiede weiter bestehen bleiben. Ein Trauerspiel.