Test: Heavenly Sword (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
06.08.2008
Spielinfo Bilder Videos
Die grazile Begleitung

Trotzdem verliert die Geschichte nie an Größe oder Spannung. Gerade weil Ninja Theorys Epos nur fünf Tage umfasst, sich auf wenige Charaktere beschränkt, im Grunde nur an einem Schauplatz spielt und nicht zuletzt in ungefähr zehn Stunden verhältnismäßig schnell erzählt wird, bleibt es stets packend. Ihre Klasse zeigen die Filme nicht nur handwerklich, sondern vor allem dann, wenn sie witzige, aufregende oder traurige Bilder zeigen. Narikos Monolog mit der Kamera zwischen jedem Kapitel ist z.B. ausgesprochen ungewöhnlich und macht bis zum Schluss neugierig auf die Person, mit der sie spricht. Bereiten sich die beiden Armeen auf ihre entscheidende Schlacht vor, prallen Verzweiflung und Entschlossenheit aufeinander. Und wenn das Leben von Narikos Begleiterin Kai am seidenen Faden hängt, hat man sie gerade so weit kennen gelernt,  um verbissen zum Schwert zu greifen...

In dem zuletzt erwähnten Abschnitt schreitet die Kriegerin selbst zur Tat - dafür nahm ihr Kai vorher häufig die Last von den Schultern. Kai ist jedoch keine 
Hin und wieder springt die grazile Kai für Nariko ein.
wuchtige Amazone, sondern eine grazile Bogenschützin. Direkten Kämpfen geht sie somit aus dem Weg, was dann seltsam wirkt, wenn sie Bohans Männern direkt gegenüber steht. Genauer gesagt gibt es zwei Sequenzen, die ganz und gar nicht zu Kai passen wollen - die schlimmste der beiden ist ein Versteckspiel, bei dem man als Narikos Schwester durch ein Labyrinth aus einem Meter hohen, aber unüberwindlichen Kisten so lange vor flinken Gegnern türmen muss, bis man sie in Ruhe mit Pfeil und Bogen anvisieren kann. Weil man dafür erst in Kais subjektive Perspektive wechseln muss, rennt man somit unmotiviert von einer Ecke zur nächsten, dreht sich schnell in die Richtung der Feinde und darf anschließend feuern. Wird Kai dabei unterbrochen, kann sie auch nicht mehr schießen. Das ist ähnlich unsinnig wie ein gedachter Hip Hop-Soundtrack - Ninja Theory macht es trotzdem.

Zen in Zeitlupe

Es ist besonders deshalb ärgerlich, weil die restlichen Szenen mit Kai zu den besten gehören. Denn so lange sie aus einem vor Nahkämpfern sicheren Versteck ihre Pfeile verschießt, pausieren die hektischen Gefechte in einer von ruhigen Tönen getragenen Zeitlupe. Zeitlupe deshalb, weil man die Geschosse durch Kippen des Controllers in Ruhe zum Ziel steuern kann. In einer Sequenz muss Kai z.B. ihren verletzten Vater schützen, während Bohan seine Soldaten auf ihn hetzt: Das schwelende Unheil, wenn sich ein Feind dem Vater nähert und der entscheidende Pfeil langsam ins Ziel gleitet, erhitzt die Spannung ebenso vorsichtig wie effektiv - es entstehen einzigartige, Zen-artige Momente im Augenblick höchster Gefahr. Überraschend auch eine Szene, in der die von Bogenschützen umgebene Kai plötzlich kopfüber an einem Haken hängt und man sich gleichzeitig neu orientieren und den Gegnern erwehren muss. Intensive Momente erschaffen die Entwickler auch, wenn sie Nariko die
Das Abenteuer endet, wie es begann - mit einem explosiven Finale.
Kanonenkugeln wuchtiger Geschütze in die Hundertschaften einer anstürmenden Armee lenken lassen oder wenn sie mit diesen riesige Katapulte unter Zeitdruck vernichten muss. Selbst aufgehobene Stühle, Waffen, Schilde und Fässer kann sie auf diese Art zum Ziel bewegen. Statt mit Sixaxis lassen sich alle Geschosse übrigens auch über den Analogstick steuern; Heavenly Sword bietet allerdings keinen Grund, den fein abgestimmten Bewegungssensor nicht zu nutzen.

Weniger Feinarbeit hat Ninja Theory bei den flimmernden Kanten von Gebäuden und vor allem Schatten geleistet. Zudem gerät das Abenteuer hin und wieder ins Stottern und braucht lange, um jedes der sechs umfangreichen Kapitel zu laden. Aber das sind unscheinbare Kleinigkeiten; es stört nur, dass einige Stimmen manchmal viel zu leise sind und man viele Filme selbst dann nicht abbrechen darf, wenn man einen Abschnitt zum zweiten, dritten oder vierten Mal angehen muss. Letztendlich überwiegen allerdings die erzählerische Klasse, Narikos martialische Wucht sowie viele bleibende Momente die technischen und spielerischen Unzulänglichkeiten.     

Kommentare

Vino schrieb am
Jahre später...
Bin nun auch mal dazu gekommen das Spiel in die PS3 zu legen. 7 Stunden sind zwar etwas kurz, aber dafür wurde ich in dieser Zeit bestens unterhalten! Geile Gesichtsanimationen, gute Zwischensequenzen und straff inszenierte Action. Außerdem ist es verdammt cool Pfeile etc. per Neigungserkennung zu steuern.
Schade, dass es keinen zweiten Teil gibt.
gizmotainment schrieb am
ok, das spiel steht nun mit auf meienr speiseliste wenn ich im januar die ps3 slim hab :)
ShinmenTakezo schrieb am
hab meine version hier in dland geholt komplett ungeschnitten und ca 5 sprachausgabe darutner auch deutsch habe aber auch auf englisch gedaddelt hat mich auch 20 buacklos gekostet :)
Impact1988 schrieb am
Jay El hat geschrieben:Soweit mir bekannt ist, hat das Spiel mehrere Sprachversionen auf der BR. Unter anderen auch Deutsch. Wobei aber die engl. imho besser ist.

Cool, dankeschön für die Info. Habe das Spiel nämlich für 20.99? gefunden incl. Versand.
Aber aus England.
Jay El schrieb am
Soweit mir bekannt ist, hat das Spiel mehrere Sprachversionen auf der BR. Unter anderen auch Deutsch. Wobei aber die engl. imho besser ist.
schrieb am