Ich bin ein Alien
Bisher war es zwar immer schön, in die Rolle von Commander Shepard zu schlüpfen und sein eigenes Ding durchzuziehen, aber insgeheim hat man sich manchmal doch gewünscht, auch mal als mächtiger Kroganer auf die Kacke zu hauen, als Salarianer seinen Wissenschaftstrieb auszuleben oder sich mit einem Quarianer auf die große Pilgerreise zu begeben. Wäre es nicht schön, auch mal die Charaktere der vielfältigen außerirdischen Rassen
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Zum ersten Mal kämpft man gemeinsam in Mass Effect.
zu spielen? Genau diesem Wunsch kommt BioWare mit dem neuen Galaxy of War-Modus nach, in dem man sich kooperativ mit bis zu vier Spielern in bester Horde-Manier den Angriffswellen der Reaper und ihren Verbündeten stellt. Anstatt auf große Namen wie Shepard, Garrus oder Grunt zurückzugreifen, bastelt man sich hier in einem Editor seine eigenen Helden - egal welcher Rasse er angehören soll.
Qual der Wahl
Der Zugriff auf spezielle Fähigkeiten wie biotische Kräfte oder Hacker-Angriffe wird allerdings eingeschränkt, da man sich vor jeder Runde auf drei festlegen muss, die über die Bumper und die Y-Taste aktiviert werden können. Hier sollte man sich bereits im Vorfeld mit seinem Mitstreitern über eine sinnvolle Aufteilung absprechen, denn wie in der Kampagne müssen sich die Spezialfähigkeiten erst wieder regenerieren, bevor sie erneut eingesetzt werden können. Es wäre ärgerlich, wenn man sich plötzlich mit einem gewaltigen Mech konfrontiert sieht und niemand ist in der Lage, dessen Schilde zu überladen.
Überhaupt sollen die Kommunikation und das Abstimmen der Fähigkeiten innerhalb des Teams eine zentrale Rolle übernehmen, denn nur gemeinsam hat man eine Chance, die elf Gegnerwellen pro Karte zurückzuschlagen. Neben der Hauptaufgabe, sämtliche Feinde auszuschalten, warten immer wieder kleine Nebenmissionen, die dynamisch generiert werden. So gilt es z.B. ein Computerterminal zu hacken. Das gelingt allerdings nur dann, wenn die restlichen drei Mitstreiter ihrem Spezialisten den Rücken freihalten und Feuerschutz geben.
Die klassische Charakterentwicklung nach Vorbild der Kampagne gibt es im Mehrspielermodus nicht - dem stünde schon die Beschränkung auf die drei gewählten Spezialfähigkeiten im Weg. Trotzdem gibt es auch für die Koop-Partien ein Rangsystem, mit dessen Hilfe man seinen Kämpfer zumindest rudimentär verbessern und ihm eine leicht individuelle Note verpassen kann.
Gemeinsam stark
Die Idee hinter dem Galaxy at War-Ansatz ist folgende: Auch wenn die Koop-Gefechte im Prinzip unabhängig zur Kampagne ablaufen, gibt es dennoch eine inhaltliche und übergeordnete Verbindung. Zum einen bestehen die Mehrspieler-Karten aus strategisch wichtigen Schlüssel-Positionen, die Shepard ebenfalls im Rahmen seiner Solo-Mission aufsuchen wird. Zum anderen gilt es, die Reaper-Invasion mit vereinten Kräften zurückzuschlagen, denn diese Schlachten laufen parallel zu den Ereignissen in der Kampagne ab. Hat man alle elf Wellen überstanden, kann man seine selbst erstellten (und verbesserten) Charaktere an die Onlinefront schicken, wo sie gemeinsam mit dem Widerstand kämpfen. Dies wiederum soll auch Auswirkungen auf das Finale der Kampagne haben, denn je mehr hoch gelevelte Koop-Figuren ins Einsatzgebiet geschickt werden, desto leichter soll es für Shepard werden, die Reaper zu besiegen, wobei dieser positive Einfluss nur vergleichsweise klein ausfallen soll. Bei BioWare entwickelt man
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Teamplay ist der Schlüssel zum Erfolg. |
den Koop-Modus nach dem Motto, ihn den Spielern nicht aufzwingen zu wollen - stattdessen sollen die gemeinsamen Streifzüge mehr als ein Bonus gesehen werden. Zudem scheint es ein Verlangen nach einer Mehrspieler-Komponente zu geben, das hiermit erfüllt wird.
Theorie vs. Praxis
Allerdings sollte man sich nicht zu früh freuen: Was in der Theorie nach einem spaßigen Zusatz klingt, entpuppte sich beim Anspielen als ein träges, chaotisches Geballer, das die Dynamik und den Spielfluss seiner Shooter-Vorbilder vermissen lässt. Zwar reagieren die Akteure mittlerweile etwas schneller auf die Eingaben als noch im Vorgänger, doch es fühlt sich einfach nicht so rund an wie bei einem Gears of War oder Uncharted. Vor allem das Hantieren mit dem Deckungssystem ist frickelig und auch den neuen Nahkampfangriffen fehlt es an Wucht: Wenn die Charaktere zum Schlag ausholen wirkt das genauso steif wie beim Versuch, eine Leiter zu erklimmen. Hinzu kommt, dass das Geschehen mit plötzlichen Gegner-Spawns, Richtungspfeilen, Countdowns auf dem Bildschirm und dem Hantieren der Spezialfähigkeiten oft etwas zu chaotisch wirkt. Die KI verdankt ihre Stärke vornehmlich ihrem massenhaften Auftreten oder starken Schilden, mit denen sie bedrohlich auf die Spieler zurennen können. Von einem intelligenten Verhalten gab es nicht viel zu sehen. Im Gegenteil: Oft liefen Geth & Co an mir vorbei ohne mich wahrzunehmen oder gleich ins offene Feuer. Trotzdem wird es spätestens ab der fünften Welle zunehmend knackig, was den Schwierigkeitsgrad angeht.