Präziseres Passen
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Konami hat an der Steuerung gefeilt: Hier das verfeinerte Spiel im 1-gegen-1.
Ziel von Konami war es, den modernen Angriffsfußball mit seinem rasanten Umschalten von Abwehr auf Angriff besser einzufangen – und das gelingt den Japanern. Schon nach den ersten Spielen wirkt dieser Kick schneller, direkter, weniger zäh. Im direkten Vergleich mit
FIFA 11 kann man über druckvolle flache Zuspiele wesentlich effizienter das Tempo verlagern. Das ging zwar auch im Vorgänger, aber es läuft jetzt flüssiger. Zu Beginn fühlt sich das Spiel allerdings fast schon etwas arcadig an, wenn der Ball wie an der Schnur gezogen durch die Reihen läuft und viel häufiger als letztes Jahr im Netz zappelt. Das kann auch daran liegen, dass die eigenen Reihen nach der Balleroberung besser verschieben und sich entsprechend anbieten. Außerdem haben die Torhüter noch Schwierigkeiten mit flachen Flanken.
Oder liegt das daran, dass wir defensiv noch nicht gut genug sind? Obwohl die Abwehrspieler auch mal Pässe erahnen und ebenfalls besser Räume decken, hat man es hinten nicht so leicht – es geht eher um cleveres Lauern als um schnelle Balleroberung über Pressing. Wir hoffen zudem, dass die fatalen Torwartprobleme, vor allem bei flachen Bällen sowie harmlosen Schüssen, der noch nicht finalen Vorschauversion zuzuschreiben sind. Die Pass-Genauigkeit kann man übrigens in fünf Stufen anpassen. Wir haben von der voreingestellten vierten schnell auf die zweite und später auf die komplett manuelle erste herunter geschraubt, sonst gibt es kaum Fehlpässe im Mittelfeld. Allerdings passt die Präzision flacher Pass-Stafetten auch zum neuen Spielgefühl – das übrigens nicht mehr so oft von überpeniblen Schiris unterbrochen wird.
Alle Macht der Offensive
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Die Statik der ruhenden Bälle wurde aufgebrochen: Man kann einzelne Spieler anwählen und direkt steuern. |
Die Offensivaktionen sind in PES öfter von Erfolg gekrönt als die Defensivmanöver. Sprich: Man kommt als Ball führender Spieler auch mal mit einfachen Bewegungen oder Körpertäuschungen über R2 plus Stickbewegung sehr effizient an Verteidigern vorbei; vor allem im Gewusel vor dem Strafraum. Im Angriff scheint es manchmal so, als würde der Ball am Stürmer kleben – man hat oftmals Erfolg, ohne über L2 spezielle Dribblings einleiten zu müssen. Während in FIFA 11 die Abwehr nahezu alle Zweikämpfe ohne viel Timing gewinnt und sehr einfach Druck über Pressing aufbauen kann, weil Spieler raketengleich auf den Ball jagen, verlangt die Defensive hier mehr Planung.
Erstens sorgt plumpes Anrennen schon mal für ein Foul oder Balanceprobleme des Verteidigers, also muss man die Geschwindigkeit behutsamer dosieren. Das wird auch bei den authentischer animierten Kollisionen des plump heran stürmenden Verteidigers mit dem Ball führenden Angreifer dargestellt. Zweitens muss man cleverer die Passwege abschirmen, sonst bekommt man den Ball nicht – dafür gibt es auch ein Manöver über R2 plus X: Dann begleitet ein Verteidiger den Stürmer nach hinten, also Raum deckend. Allerdings wirkt das alles noch nicht so ausgefeilt und effizient wie in FIFA 12: Auch EA hat bekanntlich das Defensivsystem umgestellt, damit man einzelne Zweikämpfe über manuelles Timing meistern muss statt automatisiertes Dauerpressing zu pflegen.
Zurück zum Training
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Die Animationen wirken lebendiger, vor allem im Zweikampfverhalten. |
Veteranen wird es auf den ersten Blick freuen: Direkt nach der Installation gibt es die Frage, ob man an Herausforderungen im Training teilnehmen will. Dort kann man in drei Stufen sowohl Freistöße, Dribblings, Angriff, Verteidigung als auch Elfer in praxisnahen Situationen mit Punktausschüttungen und drei Pokalen üben. Letztere werden übrigens wieder auf die alte Art geschossen – das vermurkste System des Vorgängers wurde ad acta gelegt. Auf den zweiten Blick ist das Training allerdings nicht so umfangreich wie noch zu besten Zeiten auf der PlayStation 2: Warum kann man dort z.B. nicht einzelne Bewegungen oder Dribblings einstudieren, indem man sie nachahmen muss?
Selbst die neuen Tricks am Ball kann man nicht trainieren. Wer sie finden will, muss tatsächlich Seite 6 der Steuerungsübersicht aufrufen. Aber die Lektüre lohnt sich, obwohl relativ wenig am grundlegenden Passen und Schießen geändert wurde. Dort findet man unter „Attack“ allerdings auch den Hinweis auf die neuen Temposchübe: Wer stehend oder dribbelnd die R2-Taste gedrückt hält, kann den Spieler über den Analogstick in eine Richtung sprinten lassen – hört sich unspektakulär an, aber durch diesen kurzen Antritt kann man wunderbar auf engstem Raum am Gegner vorbeiziehen. Bisher ist dieses Manöver, das es auch für den Vollsprint gibt (R2 und R1 gedrückt halten), für mich die beste Detailänderung an PES, weil man sich elegant Freiraum schaffen kann.