Test: The Swindle (Plattformer)

von Jan Wöbbeking



The Swindle (Plattformer) von Curve Digital
Steampunk-Raubzüge durch London
Entwickler:
Publisher: Curve Digital
Release:
kein Termin
28.07.2015
28.07.2015
28.07.2015
28.07.2015
11.10.2018
10.09.2015
07.08.2015
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
Spielinfo Bilder Videos
Im Steampunk-London eines Parallel-Universums ist uns die Technik weit voraus: Bereits im Jahr 1849 soll ein teuflisch mächtiges Überwachungs-System jeglichen Diebstahl unmöglich machen. Höchste Zeit also, sich noch einmal hemmungslos die Taschen vollzustopfen! Eine kleine Plattform-Perle für schleichende Meisterdiebe?

Zufallsgeneriertes Robo-Gewimmel

Da die Levels zufällig generiert werden, gleicht kein Einbruch dem anderen. Das sorgt manchmal für kribbelige Spannung - anderswo landet man (oder das Geld) aber mitunter in der Sackgasse, so dass man ohne Beute in die Basis zurückkehren oder sogar seinen momentanen Dieb opfern muss. Ernste Konsequenzen hat das aber nicht: Ähnlich wie in Zombi ist man kurz danach mit einem anderen Langfinger unterwegs und verliert hier noch nicht einmal freigeschaltete Ausrüstung. Lediglich das bereits gesammelte Geld aus dem jeweiligen Areal ist futsch. Noch ist die übermächtige Überwachungsmaschine der Stadt mit dem Namen „Der Basilisk des Teufels“ nicht in Aktion getreten, daher soll sie rechtzeitig vom Spieler geklaut werden. Doch bereits jetzt machen allerlei Wachroboter, Minen und andere Hindernisse die Einbrüche knifflig. Einige der putzig animierten Blechmänner stapfen einfach nur mit einsehbarem Sichtkegel voran, die kugelförmigen Flugdrohnen eiern schon etwas unvorhersehbarer durch die Luft. Dazu kommen mechanische Raben, Minen, hermetische Falltüren und andere Apparaturen, die Langfingern das Leben schwer machen.

Wer es nach einem Alarm nicht mehr in die rettende Raketenkapsel schafft, wird durch einen der zahlreichen anderen Diebe ersetzt - was für den Spieler aber keine ernsten Konsequenzen hat.
Wer es nach einem Alarm nicht mehr in die rettende Raketenkapsel schafft, wird durch einen der zahlreichen anderen Diebe ersetzt - was für den Spieler aber keine ernsten Konsequenzen hat.
Eine wichtige Fähigkeit ist das Hacken von Bank-Terminals und Sicherheitstüren, welches trotz seiner zentralen Bedeutung erstaunlich schlicht umgesetzt wurde: „Drücke 'oben', drücke 'rechts', drücke 'links'“ - spannend ist das nicht! Brenzlig kann es natürlich trotzdem werden, z.B. wenn man im schmalen Zeitfenster von wenigen Sekunden unter einem Suchlicht entlang huscht und rechtzeitig die passende Kombination eingeben muss, um letztendlich üppige Geldsummen abzuheben. Sind alle erreichbaren Geldquellen abgegrast, geht es zurück in die Basis. Manchmal endet der Ausflug auch mit einem Alarm und der Flucht vor der übermächtigen Polizei. Deren Steampunk-Luftgleiter rammen und ballern sich sogar durch massive Mauern.

Praktische Helferlein

In der Basis rüste ich mich mit vielen coolen Gadgets aus. Neben einem stärkeren Nahkampf-Stock gibt es z.B. verbesserte Hack-Fähigkeiten, Rauch, EMP-Störer, Navi-Pfeile zu den Bank-Terminals oder sogar technische Tricks wie Teleportation. Sehr nützlich sind auch die aufrüstbaren Bomben, mit denen ich Abkürzungen in die Wände sprenge und mich so an herumwuselnden Gegnertrauben vorbei mogle. Wenn alles klappt, kommt Schadenfreude auf – vor allem, nachdem ich die Verhaltensmuster meiner Gegner immer besser einstudiert habe. Es startet meist mit einer kleinen Klettertour zum Sondieren der Lage – Zeitdruck gibt es dabei glücklicherweise nicht. Danach sprenge ich taktisch klug ein Loch zu einem schmalen Durchgang, halte mich millimetergenau an der Wand fest und ziehe den vier vor sich hin hoppelnden Wachrobotern die Scheitel. Einer nach dem anderem wird mit dem Knüppel zu Boden geschickt. Dann lasse ich mich exakt so in den darunterliegenden Keller fallen, dass ich nicht auf den tödlichen Stacheln der Mechanik-Raupe lande. Zu guter Letzt hacke ich schließlich das Blasebalg-betriebene Bank-Terminal in dem schmalen Zeitfenster, in dem der Suchlichtkegel einmal nicht darauf gerichtet ist. Was für ein Triumph!

Die Robo-Cops lassen sich nicht auf Verhandlungen ein.
Die Robo-Cops lassen sich nicht auf Verhandlungen ein.
Von der Freude über den Geldsegen berauscht werde ich unvorsichtig und denke einen Moment lang nicht daran, dass die Sprungsteuerung hier ein wenig träger reagiert als bei Mario, Meat Boy und Co. Schon rutsche ich ein paar Meter zu tief ab, mein Dieb stürzt in den Tod und all das schöne Geld ist futsch. Na prima! Schade, dass Size Five Games die Handhabung nicht etwas intuitiver und griffiger gemacht hat – denn hier kann schon der kleinste Fehler bestraft werden. Ein Teil der Steuerung lässt sich zwar umbelegen und ein wenig aufmotzen - trotzdem plumpst das Männchen mitunter zu träge zu Boden, so dass ich mich nicht mehr so retten kann, wie ich es aus anderen Plattformern gewohnt bin. Schade auch, dass sich ausgerechnet das Verankern an der Wand nicht anders belegen lässt: Warum soll ich ausgerechnet nach oben oder von der Wand weg drücken, wen ich mich festhalten möchte? Falls es nicht klappt, befördere ich mich dadurch oft in den sicheren Tod. Warum kann ich fürs „Festkrallen“ nicht einfach einen der zahlreichen anderen Knöpfe des Gamepads drücken? Auch in engen Räumen führt die Überbelegung des Stick zu Problemen: Oft hält sich meine Figur unabsichtlich an einem Vorsprung fest, statt gerade noch rechtzeitig in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten.

Nicht griffig genug

Ein weiteres Manko ist, dass ich schon von Anfang an in die richtigen Gadgets investieren muss, sonst komme ich in den restlichen 100 Tagen nicht mehr wirklich auf einen grünen Zweig. Wer sich z.B. zuerst den Doppelsprung holt, muss danach zahlreiche virtuelle Tage lang grinden, um an die wichtige Hacking-Fähigkeit zu gelangen. Denn abseits der Terminals liegen zunächst nur kleine Geldbündel und -säcke in den Fluren. Beim zweiten Durchgang lief natürlich alles besser, weil ich dann bereits die wichtigsten Hilfsmittel, Laufwege der Roboter und Macken der Steuerung kannte. Doch selbst dann kam es noch zu oft zu Fleißarbeit. Vielleicht hätten die Entwickler nur 50 Tage wählen und den Fortschritt beschleunigen sollen – das würde einem gerade zu Beginn eine Menge monotoner Durchgänge ersparen.

Erwischt die aufrüstbare Bombe eine angrenzende Mine, lassen sich auch fette Wände einreißen.
Erwischt die aufrüstbare Bombe eine angrenzende Mine, lassen sich auch fette Wände einreißen.
Zum Glück werden einem auch die langweiligen Diebestouren von der tollen Soundkulisse versüßt. Überall rattert, piepst und zischt es passend zum Abstand von den jeweiligen Quellen, und auch das Pladdern der Regentropfen auf die Fabrikdächer beruhigt ungemein. Vor der 5.1-Anlage meiner Konsole dachte ich manchmal sogar, dass unten an der Kreuzung ein defektes Moped rattert - dabei war es nur die motorisierte Drohne. Eine bemerkenswert räumliche Abmischung für solch einen 2D-Plattformer. Obwohl sich die Abwechslung der zufallsgenerierten Gebäude in Grenzen hält, ist den Entwicklern das Steampunk-London auch visuell größtenteils gut gelungen: Zu Beginn durchstreife ich noch die Slums nach Kleckerbeträgen, später geht es in hohe Lagerhäuser, deutlich trickreicher gesicherte Villen und Banken. In der PC-Fassung wird natürlich auch eine Tastatur-Steuerung unterstützt. Außerdem lassen sich dort einige Effekte wie Blur und andere grafische Details beeinflussen, davon abgesehen gibt es aber kaum Unterschiede zwischen den Plattformen. Seltsam ist, dass der englische Text nur auf Konsolen ins Deutsche übersetzt wurde. Sprachausgabe gibt es erst gar nicht.

Kommentare

Skippofiler22 schrieb am
Dann wird das Ganze wohl ein Patch richten müssen. Allerdings muss ich auch sagen, je umfangreicher ein Patch ist, desto mehr kann er "verschlimmbessern". Also kann sich da durch einen Patch einen Bug einschleichen, dass man trotz einem erfolgreichen Sprung man gar nichts erreicht hat, sondern einfach mal nur "herumgesprungen" ist.
Todesglubsch schrieb am
Ja und wenn du Pech hast, sind alle Sicherheitsstationen im letzten Level so eingebuddelt, dass du selbst mit 10 Bomben nicht rankommst. Wieder ein Tag weniger.
Seitenwerk schrieb am
Ich muss sagen ich fand es jetzt gar nicht so schwer. Der Start ist jetzt noch das was am längsten dauert, sollte aber innerhalb von den ersten Runden überstanden sein. Sobald man das Hacking gekauft hat, kommt recht viel Geld rein. Und dann sollte man sich zb sowas wie die Bugs kaufen. Dadurch verdient man auch an bereits entleerten Computern Geld, selbst dann wenn man gestorben ist oder bereits in einem anderen Level ist. So hat man am Ende ein laufendes Einkommen von 1000-2000 pro Sekunde und kann sich in nur einem Level run genug verdienen um die Freischaltung für das letzte Level ein zweites Mal zu kaufen, falls man noch einen Versuch braucht.
In meinem allerersten Versuch hab ich es in dem Spiel schon in das letzte Level geschafft, hatte noch 35 Tage am Zeitkonto übrig und direkt genug Geld für einen zweiten Versuch. Dabei hatte ich mich zu Beginn recht dumm angestellt und bin auch echt oft gestorben nur weil ich ungeduldig war und blöde Fehler gemacht habe.
Das letzte Level ist sicher das schwierigste, da man nicht wie bei den anderen jederzeit gehen kann und auch nicht direkt den Gegenstand stehlen kann. Man muss zuerst alle Sicherheitsstationen ausschalten. Wenn man allerdings in den Rauch investiert hat, kann man sogar an ganz schweren Passagen direkt an den Gegnern vorbei ohne das was passiert. Somit ist das auch lösbar. Im schlimmsten Fall gibt es dann ja auch noch die Möglichkeit, für mehr Tage auf dem Zeitkonto zu zahlen, falls es gegen Ende knapp wird. Die paar Tage reichen dann aus, wenn man die Bugs einsetzte etc, um wieder finanziell auf die Beine zu kommen.
Todesglubsch schrieb am
Ah okay, dann kann ich den Kritikpunkt noch nachvollziehen.
Ich versteh eh nicht, wieso man nicht einfach automatisch mit Doppelsprung und Hacken startet - oder wieso man nicht ein festes, nicht zufallsgeneriertes Tutoriallevel gemacht hat. Wenn man Pech hat, verbringt man die erste "Spielwoche" damit Geld fürs Hacking zu sammeln.
Und vom letzten Land will ich garnicht erst reden. Das ist ein reines Trial und Error. Oftmals durch durch den Zufallsaufbau nicht einmal schaffbar. Brr... ich hab's Spiel eigentlich nur durch Crosssave-Schummeln durchgeschafft. Und ich fühl mich nichtmal schuldig.
4P|Jan schrieb am
Ne, der Doppelsprung kostet "nur" 500. Und war halt auf der ersten Shop-Seite das erste und günstigste Extra, daher ging ich davon aus, dass es für Anfänger als erster Kauf sinnvoll sei. Zumal die Navigation im Shop irgendwie auch hakelig ist und nicht auf jede Eingabe reagiert. Na ja, falsch gedacht.
Es ist immer sinnvoll und wichtig, den kompletten Shop durchzuwühlen, Preise zu vergleichen und abzuwägen, was einem kurz- und langfristig am meisten Kohle einbringt.
schrieb am