Das ultimative GTA?
Eigentlich muss man zu Grand Theft Auto 5 keine Worte mehr verlieren. Bislang gut 45 Millionen verkaufte Einheiten sprechen eine deutliche Sprache. Und im Laufe der letzten eineinhalb Jahre habe ich auf zwölf Seiten genug über die Vorzüge und Mankos dieses außergewöhnlichen Gangster-Epos auf den Systemen der letzten sowie denen der gegenwärtigen Konsolen-Generation gesagt. Doch Rockstar hat sich bei der Umsetzung für den PC nicht auf die faule Haut gelegt - und hat auch das DRM-Feedback aufgenommen, das seinerzeit bei GTA 4 die Diskussion um das Spiel überschattete. Zwar bietet man hier analog zu den PS4- oder One-Fassungen die gleichen inhaltlichen und visuellen Ergänzungen im Vergleich zum Original auf den Past-Gen-Systemen wie z.B. die neuen Radiosender, frische Aktivitäten oder den Ego-Modus. Und man übernimmt auch ein paar der damit einhergehenden Kritikpunkte wie die nur rudimentär funktionierenden Rück- oder Seitenspiegel, weswegen auf den nächsten Seiten viele Elemente des Tests aus dem November des letzten Jahres auftauchen. Doch GTA 5 wurde aufbauend auf den Fassungen für die HD-Konsolen am PC mit zahlreichen Optimierungen, Verbesserungen und Ergänzungen versehen.
Hat man eine potente Hardware, sieht die Welt von GTA 5 mit ihrer hohen Sichtweite und stabilen Bildrate fantastisch aus. "Schmalere" PCs profitieren von zahlreichen Optionen, mit denen man die Kulisse an sein System anpassen kann.
Sehr schön: Nach dem DRM-Unmut des Vorgängers ist neben etwa 60 GB Speicherplatz im Steam-Ordner nur die Installation und Anmeldung beim Rockstar Social Club verpflichtend. Abseits dessen steht natürlich die Kulisse im Fokus. Bereits auf PS4 und One konnte die komplett überarbeitete und größtenteils mit neuen Texturen versehene sowie belebtere Spielwelt begeistern. Und hier kann man abhängig von der verbauten Hardware Los Santos und Umgebung in Auflösungen bis 4K und/oder flimmerfreien 60 Bildern pro Sekunde und mehr auf mehreren Monitoren oder in 3D genießen. Doch auch wer keinen omnipotenten Rechner mit Highend-Grafikkarte und RAM jenseits von 16GB besitzt, kann dank der umfangreichen Grafik-Konfiguration eine Einstellung finden, die einen individuellen Kompromiss zwischen Bildrate und visueller Pracht ermöglicht. Einzig Quad-Core-Prozessoren sowie ein 64-Bit-Betriebssystem sind zwingend nötig. Beim Rest gibt sich GTA 5 relativ bescheiden – so reicht z.B. eine Grafikkarte mit einem 1GB-Speicher. Sehr schön: Bei den relevanten Option kann man die belastenden Auswirkungen auf den Speicher der Grafikkarte sofort einsehen und entsprechend entscheiden, ob man wirklich die sehr hohen Texturen benötigt oder sich mit "nur" den hohen zufrieden gibt – oder ob man die Warnungen des Spiels ignoriert und ggf. Performance-Einbußen in Form unregelmäßiger Bildraten in Kauf nimmt. Keine Panik: Auch auf "Normal" kann sich GTA 5 am PC sehen lassen. Visuell liefert Rockstar hier die "Definitive Edition" ab, die mit entsprechender Hardware nicht nur mit der höheren Framerate, sondern einem allgemein klareren Bild punktet.
GTA-Regisseur
Mit dem Rockstar Editor und dem Regisseur-Modus werden potente Werkzeuge zur Erstellung eigener Videos zur Verfügung gestellt.
Es ist eine Augenweide, Los Santos und das angeschlossene Umland mit höchsten Details und schicken 60 Frames (oder höher) betrachten zu können. Doch das würde mich als Kenner sowohl der Fassungen für die alten als auch die neuen Konsolensysteme nicht überzeugen, mich noch einmal längerfristig mit der PC-Fassung zu befassen. Doch für alle, die GTA 5 schon in- und auswendig kennen, wurde ein frisches Feature eingebaut, das vor allem die kreativen Kinofans begeistern würde: Der Rockstar Editor bzw. der damit zusammenhängende Regisseur-Modus. Während Ersterer einem die Möglichkeit gibt, alle komfortabel aus dem Spiel heraus aufgenommen Szenen zu bearbeiten, kann man mit Letzterem eigene Dramaturgien entwickeln. Man wählt am Casting-Trailer seinen Protagonisten (es werden im Laufe der Story immer neue Figuren freigespielt, auch Tiere sind möglich), kann die Tageszeit, Wetter sowie einige andere Optionen wie Unbesiegbarkeit (wichtig für Actionszenen) oder niedrige Schwerkraft festlegen, Gesten vorschreiben, den Schauplatz bestimmen und sogar rudimentäre Dialogzeilen initiieren. Sprich: Mit Geduld und entsprechender Kreativität lassen sich teils verblüffende Ergebnisse erzielen, in denen man die virtuellen Schauspieler filmt. Was zumindest derzeit leider nicht möglich ist: Das Inszenieren von mehreren Akteuren gleichzeitig. Momentan muss man rudimentäre Schnitt-Kenntnisse mitbringen und kann abseits dessen nur auf Interaktion mit Zivilisten oder der Umgebung setzen - oder in GTA Online mit seiner Crew versuchen, ein Meisterwerk zu drehen.
Auch Verfolgungsjagden lassen sich unkompliziert in Szene setzen.
Dennoch sind die Möglichkeiten beachtlich. Vor allem, wenn man sie im Editor nachbearbeitet, bevor man sie lokal speichert und schließlich auf Youtube exportiert. Es lassen sich Markierungen für jede aufgenommene Szene setzen, an denen man die Kameraposition neu definiert, Filter setzt, Zeitlupenfunktionen schaltet, Tiefenschärfe manipuliert usw. Die Bedienung dabei ist einfacher als einschlägige Videobearbeitungsprogramme, so dass man schnell zu ansehnlichen Ergebnissen kommt. Und investiert man entsprechend Zeit, kann man seinen Michael-Bay- oder Quentin-Tarantino-Ambitionen frönen. Schon jetzt gibt es einige interessante Kreationen zu bestaunen. Und die Zahl der sehenswerten Produktionen dürfte in den nächsten Tagen und Wochen massiv zunehmen, sobald sich alle interessierten GTA-Fans mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auseinandergesetzt haben. Um das Potenzial ausschöpfen zu können, müssen die Aktionen allerdings aus der Schulterperspektive aufgenommen werden. Spielt man in Ego-Sicht, kann man später keine Änderungen der Kameraposition vornehmen.