Ab auf die Couch
Ein sehr cooles, wenn auch geklautes Element verbirgt sich hinter dem Psychiater, auf dessen Couch man immer wieder landet, um Fragen zu beantworten und nach Cliffhangern die Spannung zu erhöhen. Diese drehen sich z.B. darum, vor was man sich fürchtet oder welche der Überlebenden man am liebsten hat oder verabscheut. Genau wie bei
Silent Hill: Shattered Memories tragen die Sitzungen auch hier dazu bei, den Spielverlauf leicht zu beeinflussen: Räumt man z.B. eine Angst vor Ratten ein, wird man den Nagern immer wieder über den Weg laufen. Ekelt man sich vor Nadeln oder Vogelscheuchen passt sich die Regie ebenfalls an. Enttäuschend ist dagegen die Charakterentwicklung bzw. ihre Beziehungen zueinander: Zwar wird in einem Statusbildschirm das Verhältnis zueinander basierend auf den getroffenen Entscheidungen in Diagrammen visualisiert, doch im eigentlichen Spiel
Quizfrage: Wovor hast du Angst?
merkt man gar nichts oder nur sehr wenig davon. Ein Beispiel: Schießt man am Anfang aus reiner Bosheit ein Eichhörnchen brutal über den Haufen, regt sich Tierfreundin Sam zwar zuerst über dieses Verhalten auf, macht aber schon weniger Sekunden wieder auf gute Freundin, als ob nichts passiert wäre.
Starke Technik
Die starke Technik, gepaart mit einer hervorragenden Inszenierung und einer Angst einflößenden Klangkulisse tragen maßgeblich dazu bei, dass sich die düstere Atmosphäre so prächtig entfalten kann. Die Areale sind zwar meist klein und die Bewegungsfreiheit ähnlich eingeschränkt wie bei
Heavy Rain,
Beyond & Co, doch die gelungenen Kamerafahrten und Perspektiven setzen die Figuren in den (alp-)traumhaften Kulissen mit ihren düsteren Wäldern, engen Kellern oder den tiefen Minenstollen super in Szene. Schade nur, dass die Animationen beim freien Bewegen etwas holprig geraten sind und Gestik sowie Mimik vor allem in Zwischensequenzen mitunter übertrieben und damit unnatürlich wirken – diesbezüglich hinterlassen die letzten Werke von David Cage und Quantic Dream immer noch einen besseren Eindruck.
Klitschko-Freundin und Heroes-Star Hayden Panettiere spielt eine der Hauptrollen und sammelte bereits bei Scream 4 Killer-Erfahrungen.
Kaum Anlass zur Kritik liefert der Audiobereich: Schon der düstere Soundtrack von Jason Graves sorgt für Gänsehaut. Gesellen sich dann noch die starken Effekte hinzu, die dank der gelungenen Surround-Abmischung ausgiebig von den Rear-Boxen und dem Subwoofer Gebrauch machen, gibt es endgültig kein Entkommen mehr aus dieser bedrohlichen und gleichzeitig beeindruckenden Klangkulisse. Die guten Sprecher tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, auch wenn die Dialoge teilweise so grausig geschrieben sind, dass der hohe Trashfaktor fast schon wieder lustig ist. Schön, dass man im Hauptmenü auf Wunsch sofort die englische Tonspur aktivieren kann, denn die Original-Darsteller wie Hayden Panettiere liefern insgesamt einen etwas besseren Job ab als ihre deutschen Synchronsprecher. Hinzu kommt, dass die deutsche Tonspur auch hinsichtlich der Qualität nicht mit dem Original mithalten kann, da sich manche Aufnahmen ziemlich verrauscht anhören und das Niveau der Sprachausgabe entsprechend schwankt.