Test: Hotline Miami 2: Wrong Number (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Hotline Miami 2: Wrong Number (Action-Adventure) von Devolver Digital
Die Rückkehr der Pixelgewalt
Entwickler:
Publisher: Devolver Digital
Release:
10.03.2015
10.03.2015
10.03.2015
10.03.2015
10.03.2015
10.03.2015
19.08.2019
Erhältlich: Digital (Steam, Gamersgate, GOG)
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ab 14,99€
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Dennaton hat 2012 mit Hotline Miami einen der Grundsteine für Erfolg und Aufschwung der Indie-Spiele gelegt. Pixelkunst, brachiale Gewalt und ein motivierendes Trial&Error-Prinzip konnten erst am PC, später auch auf PlayStation-Systemen für Unterhaltung sorgen. Kann man mit der Fortsetzung noch eine Schippe drauflegen? Wir prüfen im Test, was Hotline Miami 2 auf dem Kasten hat.

R? X? Egal!

Auf den ersten Blick hat sich in Hotline Miami 2 (HM2) nichts im Vergleich zum Vorgänger getan. Die 16-Bit-Pixelkunst erinnert nach wie vor an die ersten GTA-Teile und wird wie gehabt konsequent genutzt, um die comichafte, aber kompromisslose Gewalt ins Zentrum zu rücken. Mechanisch sucht man Neuerungen anfangs ebenfalls vergebens: Man nutzt Türen, um dahinter postierte Gegner kurzzeitig zu Boden zu schicken, wo man sie mit einem Finisher aus dem Verkehr zieht - sofern man nicht von deren Kumpanen bemerkt wird. Man kann Kontrahenten markieren, so dass man sie immer im Visier hat - Sichtlinien müssen natürlich beachtet werden, auch wenn die Knarre hier und da mal durch die Wand clippt. Man kann die fallen gelassenen oder herumliegenden Waffen nutzen und im Zweifelsfall auch als Projektil gegen den Schädel der Feinde schmettern. Ergebnis: Sie fallen zu Boden. Finisher. Finito. Der Nächste bitte. Je abwechslungsreicher, schneller und effektiver man sich durch die clever designten Levels pflügt, umso mehr Punkte gibt es in der Endabrechnung der großzügigen 25 Abschnitte.

An der stylischen Pixel-Kulisse lässt sich nicht ablesen, welchen Teil man vor sich hat. In diesem Bereich hat sich wenig getan.
An der stylischen Pixel-Kulisse lässt sich nicht ablesen, welchen Teil man vor sich hat. In diesem Bereich hat sich wenig getan.
Und natürlich wird die R-Taste bzw. X auf PlayStation-Systemen wieder zum besten Freund werden. Denn wie man es von Teil 1 kennt, ist der im weitesten Sinne als Twinstick-Ballerei/Action-Puzzler-Mix zu kennzeichnende Ausflug in das Gangstermilieu von Miami gegen Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre mit seinem Trial&Error-Ansatz ein Spiel, das fordert. Teilweise bis zum Frust. Und manchmal sogar noch einen Schritt weiter. Der ohnehin schon knackige Schwierigkeitsgrad, der einem kaum Fehler verzeiht, wurde nochmals gestrafft. Allerdings nicht dadurch, dass die Gegner intelligenter agieren - ganz im Gegenteil. Man kann ihr Intelligenz-Defizit auch ausnutzen, indem man sie durch laute Geräusche anlockt und einen nach dem anderen erledigt, wenn sie z.B. wie an der Schnur gezogen durch eine offene Tür laufen. Doch die feindlichen Gruppen haben nicht nur numerisch zugelegt, um einem das Leben schwer zu machen. Sie laufen auch mittlerweile nicht mehr stur auf ihren vorgegebenen Wegen. Von dieser Kategorie gibt es zwar immer noch genug, doch man findet auch viele Kontrahenten, die zufällig auf den großen, häufig mehrstufigen Karten patrouillieren und die einen immer wieder aus einer unvorhergesehenen Richtung unter Beschuss nehmen. Und man darf sich auf durchgeknallte Bosse freuen, deren Ableben immer wieder ganz besonders aufwändig zelebriert wird.

Hart, aber fair

Trotz interessanter Story bleibt die Inszenierung spröde.
Trotz interessanter Story bleibt die Inszenierung spröde.
Dennoch gelingt Dennaton das Kunststück, dass Hotline Miami 2 trotz aller Frustmomente, in denen man geneigt ist, die Kontrollgeräte quer durch den Raum zu feuern, fair bleibt. Das Spiel ist nicht schuld daran, wenn die Gegner einen durch die Scheiben ins Visier nehmen. Es kann auch nichts dafür, wenn man im Eifer des Gefechts das Magazin leert und für den nächsten anrückenden Feind keine Munition mehr hat. Es liegt nicht am Spiel, wenn man nicht das Anvisieren nutzt, in einem Moment hektischer Panik die Maus (oder den Stick) verreißt und damit den geleerten Schießprügel zielsicher am Kontrahenten vorbei schmeißt. Auch wenn man mit einem Messer oder einem Baseball-Schläger zur Schießerei kommt und danach in einer Lache grellen Pixelblutes verendet, kann man die Schuld nur bei sich selbst suchen. Wer das Kläffen ignoriert und plötzlich einen Dobermann an der Kehle hat, darf auch nur sich verfluchen - um dann die Zähne zusammenzubeißen, R zu drücken und einen erneuten Anlauf zu unternehmen. Und noch einen. Und noch einen. Noch. Einen. Weiteren. Verdammt. Bis man es geschafft hat. Mitunter mit etwas Glück. Aber dennoch mit der Gewissheit, dass einen Gedächtnis und Reflexe nicht im Stich gelassen haben. Sehr schön.
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Kommentare

James Dean schrieb am
Ein wirklich großartiges Spiel. Nach ein paar Jahren habe ich es dann mal selbst gespielt, nachdem ich in Teil 1 schon verliebt war. Die beiden einzigen Mankos: Der letzte Level ist zwar sehr geil gemacht, aber viel zu einfach im Gegensatz z.B. zu "Death Wish", was wahrscheinlich aufgrund des Soundtracks der beste Level im ganzen Spiel ist. Das zweite Manko ist da noch eine Schippe subjektiver: Teil 1 hat mir Sun Araw gezeigt (der Typ der den Sound im Hauptmenü und in der Wohnung von Jacket "spendiert" hat), der aber leider nicht in Teil 2 vorkam. Dafür gab's gute Alternativen, habe ich mich sehr gefreut, als ich Tracks von MegaDrive wiedererkannt habe. Und die Erzählform ist wirklich großartig, auch wenn ich geistig leider so zurückgeblieben bin, dass ich im Wiki nachschauen musste, was zum Fick ich da gerade eigentlich gespielt habe.
No Cars Go schrieb am
War und bin großer Fan des ersten Teiles. Hab mich an Teil 2 bis gestern nicht rangetraut, zu groß war die Befürchtung, mir nur selbst Probleme mit zu großen Erwartungen gemacht zu haben.
Bislang bin ich vollends begeistert. Für mich ein wenig wie der Sprung von God of War I auf God of War II.
Dereinst Zitat Krosta:
Nach God of War dachte sicher nicht nur ich mir: Ich will mehr davon! GENAU DAVON! Und das ist es, was ihr im zweiten Teil bekommt. Die nahezu unveränderte Spielmechanik sorgt erneut für pompöse Metzelchoreographien ...
... usw.
In allen Belangen wurde nochmal eine Schippe, hinsichtlich der erzählten Geschichte wurden sogar zwei bis drei Schippen obendraufgelegt.
Für mich eine der intensivsten Spielerfahrungen in meiner Vita als Videospieler und eines meiner Spiele des Jahres neben z. B. The Beginner's Guide.
Lebensmittelspekulant schrieb am
Auch der 2. Teil war ein sehr aufregender Trip. Die Story hat mich aber nicht gerade schlauer gemacht ^^
Nunja, ich werde es bestimmt noch 1-2 mal durchmetzeln, vielleicht verstehe ich dann mehr.
GamepadPro schrieb am
mittlerweile hab ich mir nun mehrere stunden lang den Sound angehört und muss sagen, der ist verdammt gut. im ersten teil gibt es viele tracks, die ich überhaupt nicht gebrauchen konnte. vielleicht passend fürs spiel, aber nichts zum anhören. die aus m zweiten teil kann man dagegen immer laufen lassen, ohne zu skippen. ich höre überhaupt nichts anderes mehr. nein, ich hab mir vorher nichts angehört, und jetzt höre ich etwas, den HM2sound, meine ich.
und das spiel? keine ahnung. ich hab den ersten immer noch nicht durch.
Sevulon schrieb am
Beim ersten Teil bin ich am Helmet-Boss verzweifelt. Hauptsächlich, weil ich absolut keinen Plan hatte wie ich den überhaupt besiegen kann und das Spiel in der Hinsicht auch nichts erklärte. Erst dank Google, aber nachdem ich wusste wie gewann ich auch gleich.
Teil 2 empfinde ich bisher noch immer leichter als Teil 1. Vielleicht ändert sich das aber noch. Und ich mag die neuen Fähigkeiten sehr. Vor allem die Dodge-Rolle hat es mir sehr angetan. Gibt nichts cooleres, als auf nen bewaffneten Typen zuzurennen, unter seiner Gewehrsalve durchzurollen und ihn dann mit nem Baseballschläger umzuhauen, oder so :D
schrieb am